Kreis will Energiegenossenschaft beitreten

FDP-Vorschlag findet im Kreistag breite Zustimmung / Politik sieht großes Potenzial auf Dächern
HOCHTAUNUS - Der Kreisausschuss wird Gespräche mit der Bürgerenergie Hochtaunus, einer Zweigniederlassung der pro regionale energie eG, aufnehmen und prüfen, ob ein Beitritt für den Hochtaunuskreis sinnvoll ist, um im Zeichen des fortschreitenden Klimawandels den Ausbau erneuerbarer Energien im Landkreis durch Photovoltaikanlagen zu beschleunigen. Die Kreisregierung kommt damit einem Auftrag nach, der ihr in der jüngsten Sitzung des Kreistages mit breiter Mehrheit in Erledigung eines Antrags der FDP erteilt wurde.
In vielen Kreisen, auch im benachbarten Main-Taunus-Kreis, seien Energiegenossenschaften tätig, in Deutschland gebe es davon über 900, sagte Holger Grupe, energiepolitischer Sprecher der FDP-Kreistagsfraktion, zur Begründung. Genossenschaften seien ein marktwirtschaftliches Instrument, das Bürgern, Städten, Gemeinden und anderen Beteiligten die Möglichkeit gebe, sich für den Ausbau erneuerbarer Energien einzusetzen und dabei eine Rendite zu erzielen. Zudem stelle der Ausbau von Photovoltaik auf öffentlichen Gebäuden ein erhebliches Einsparpotential bei den Stromkosten dar, und nicht nur das: Nicht in der Liegenschaft verbrauchter Strom könne eingespeist werden und somit die Stromkosten senken, warb Grupe um eine breite Zustimmung über Fraktionsgrenzen hinweg. Photovoltaik auf Bestandsgebäuden und bereits versiegelten Flächen, aber auch auf öffentlichen Gebäuden, Wohn- und Gewerbeimmobilien sowie Sakralbauten berge ein erhebliches Einsparpotenzial bei den Stromkosten und sei eine der effizientesten und schonendsten Möglichkeiten, neue Flächen für erneuerbare Energieträger zu erschließen.
Die Zustimmung war dann in der Tat auch sehr breit. Matthias Drexelius (CDU) bedankte sich ausdrücklich bei der FDP für deren „Solarinitiative“, der man freudig zustimme. Den Beitritt des Kreises zu prüfen, sei insofern sehr sinnvoll. Wer sich dann wie beteilige und wie die regionale Wertschöpfung erfolge, müsse ergebnisoffen besprochen werden. Die Koalition sei jedenfalls dabei, ihre Zustimmung sei ein Beispiel dafür, dass sinnvolle Anträge, auch wenn sie von der Opposition kämen, mitbeschlossen würden, sagte Drexelius.
Begeisterung auch bei den Grünen: Deren Sprecherin Ellen Enslin sah „große Übereinstimmung mit grünen Positionen in der Frage der Erneuerbaren“. Dass die FDP für sich dabei auch den Genossenschaftsgedanken entdecke, sei eine sehr gute Idee, sagte Enslin. Anteile an einer Genossenschaft zu erwerben, sei nicht zuletzt auch Ausdruck dessen, dass man bürgerschaftliche, gemeinsame Verantwortung übernehme, in diesem Fall für den Klimaschutz.
Ileana Vogel (AfD) war das Ganze nicht geheuer, sie zeigte sich vom Antrag der FDP und deren plötzlichen Liebe zum Genossenschaftsgedanken überrascht. Sie sprach das Parlament süffisant mit „Liebe Genossinnen und Genossen“ an. Der FDP widersprach sie insofern, als dass Genossenschaften gerade kein marktwirtschaftliches Instrument seien. Reüssieren werde wieder nur die eigene Klientel. Vogels Antrag, die Sache in den zuständigen Fachausschuss zu verweisen, fand nur bei der AfD selbst Zustimmung, der Vorstoß der FDP dagegen wurde bei Gegenstimmen der AfD von allen anderen beschlossen.