Kreis hilft ukrainischer Klinik

Beziehungen zu Stadt nahe Dnipro werden vertieft / Medizinisches Gerät gesucht
HOCHTAUNUS - Das Bild des OP-Tischs sagt mehr als tausend Worte über die Zustände, die im Krankenhaus der ukrainischen Stadt Zhovti Vody herrschen. „Die Liegefläche ist mit einer Art Wachstuch bedeckt, die von einer Paketschnur am Metall des Tischs zusammengehalten wird“, erzählt Erwin Paske. „Der OP-Tisch und ich haben dasselbe Baujahr: 1956. Das, was wir dort gesehen haben, hat mit einer Klinik nach unseren Vorstellungen nur wenig zu tun. Viele medizinische Geräte sind hoffnungslos überaltert. Der einzige Brutkasten hat gesprungene Scheiben. Da die Heizung nicht zuverlässig funktioniert, stehen überall selbst zusammengeschweißte Öfen.“
Paske ist im Verein „Gemeinsam für die Ukraine“ engagiert und war vor zwei Wochen mit Tetyana Fischer, der Vorsitzenden des Vereins, in der mittelukrainischen Stadt, um einen Rettungswagen und einen Krankentransportwagen nach Zhovti Vody zu überführen.
Die beiden Fahrzeuge sind vom Verein „Ukrainehilfe Taunus“ sowie der Taunus Sparkasse und dem DRK zur Verfügung gestellt worden. „Wir haben erlebt, wie groß die Not der Menschen dort ist und wie dringend Hilfe notwendig ist - vor allem, aber nicht nur im Krankenhaus“, berichtet Tetyana Fischer.
Im Krankenhaus werden auch Babys geboren
Paske und Fischer waren jetzt bei Landrat Ulrich Krebs und dem Ersten Kreisbeigeordneter Thorsten Schorr (beide CDU) im Landratsamt zu Besuch, um über ihre Eindrücke in Zhovti Vody zu berichten und Bilder von der Situation im dortigen Krankenhaus zu zeigen.
SPENDEN-SAMMLUNG
Benötigt werden in der Ukraine weiterhin Sachspenden, vor allem Dinge des täglichen Bedarfs. Dazu zählen Sommer- und Frühjahrskleidung, Sommerschuhe, Outdoor-Spielsachen (Bälle, Kreide), Küchenartikel, Fahrräder, Bettwäsche, Handtücher, Windeln und andere Hygieneprodukte.
Im Spendenzentrum im Bad Homburger Gluckensteinweg 101 können all diese Dinge abgegeben werden. Die Öffnungszeiten sind dienstags von 10 bis 13 Uhr, donnerstags von 15 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 13 Uhr. Für große Spenden wie Krankenbetten, die nicht selbst transportiert werden können, kann man sich per Telefon 0 61 72 / 9 99 49 94 (montags bis freitags von 9 bis 15 Uhr) melden oder per E-Mail an die Adresse ukraine@hochtaunuskreis.de. ksp
„Das Erstaunliche für uns ist, dass die Menschen trotz der schlechten Ausstattung dort behandelt und kuriert werden. Auch Babys werden geboren“, erläuterte Fischer. „Und das alles in einer Atmosphäre, in der Herzlichkeit und Freundlichkeit untereinander herrscht.“ Der Bericht und die Fotos von Paske und Fischer zeigten, so Krebs, wie wichtig und nötig es ist, weiterhin wirksame Hilfe für die Region zu leisten. „Deshalb haben wir beschlossen, das Krankenhaus in Zhovti Vody zu unterstützen“, betonte er.
Bereits seit Mitte Februar unterhalten der Hochtaunuskreis und Zhovti Vody freundschaftliche Beziehungen. Die ukrainische Stadt, die rund 130 Kilometer von der Millionenstadt Dnipro entfernt liegt und rund 43 000 Einwohner hat, leide besonders unter dem seit mehr als einem Jahr wütenden russischen Angriffskrieg, sagte Krebs.
Es fehle weiterhin an vielen Dingen in Zhovti Vody, aber vor allem die Ausstattung der örtlichen Klinik sei völlig überaltert. „Hier wollen wir ansetzen“, erklärte Landrat Krebs. Der Kreis stehe bereits im engen Austausch mit der Verwaltung der ukrainischen Stadt. „Wir haben gemeinsam eine Liste erstellt, was an medizinischem Gerät benötigt wird“, führte der Landrat aus. Dazu zählen unter anderem stationäre Röntgensysteme, Ultraschallgeräte, ein Gerät für Computertomographie, Instrumente für Operationen an Bauchorganen, aber auch die Arbeitsplatzeinrichtungen für Ärzte.
„Hier werden wir schauen, was wir machen können“, versprach Krebs in seiner Funktion als Vorsitzender des Vereins „Ukrainehilfe Taunus“. Ein Ziel sei unter anderem, dass die 160 Krankenbetten der Klinik erneuert werden sollen. „Natürlich sind Geldspenden an die ,Ukrainehilfe Taunus‘ höchst willkommen, die wir punktgenau da einsetzen können, wo Hilfe am dringendsten benötigt wird.
Aber wir sind ebenso dankbar über Spenden von Krankenbetten und -matratzen, Rollstühlen oder Gehhilfen, die nicht mehr benötigt werden.“