Gefahr aus der Dämmerung

Kommissarin Simone Stock ist Einbruchsspezialistin. Sie erklärt Hausbesitzern in Rüsselsheim, wie sie ihr Heim vor Einbrechern schützen können.
Als das Ehepaar Wolf (Name geändert) von einem Restaurantbesuch zurückkehrt, bemerken sie sofort, dass etwas nicht stimmt. Die Wohnzimmertür ist immer geschlossen, diesmal steht sie offen. Drinnen entdecken sie gleich Fußspuren mit der Erde ihres Gartenbeetes. Ihnen ist sofort klar: es wurde eingebrochen.
Wie in 70 Prozent der Einbrüche sind auch die Täter bei den Wolfs über die Rückseite des Hauses eingedrungen. Geflohen sind sie durch die Balkontür. Das Haus der Familie liegt in einem stillen Rüsselsheimer Wohngebiet, es ist umgeben von einem eingewachsenen Garten, der Sichtschutz bietet, auch für Gangster.
Kriminalhauptkommissarin Simone Stock ist Einbruchsspezialistin. Sie kommt ins Haus, wenn die Besitzer Rat in Sachen Sicherheit brauchen. Nun hatte sie einen Termin bei den Wolfs und begutachtete, wo die Täter bei ihrem Einbruch kurz vor Weihnachten leichtes Spiel hatten.
Wie in den meisten Fällen kamen die Einbrecher über das Fenster in die Wohnung. Auch im Haus der Wolfs legt sich bei allen Fenstern ein einfaches Rollzäpfchen in das Schließblech, das wiederum auf Spritzguss sitzt. „Kein großer Widerstand für eine Hebelwirkung von etwa einer Tonne, die die Täter aufbringen können“, sagt die Hauptkommissarin. Sie empfiehlt statt des Spritzgusses auf allen vier Seiten Sicherheitsschließfächer aus Stahl, auf denen die schwieriger zu knackenden Pilzkopfverriegelungen sitzen sollten.
Stock erläutert eine andere Einbruchsvariante. Bei ihr bohren die Täter unterhalb des Griffes durch das Fenster und drehen den Fenstergriff mit Spezialwerkzeug auf. Um dies zu vermeiden, sollten die Fenster auf jeden Fall abschließbar sein. Kaum ein Schloss ist letztlich unüberwindbar. Die Strategie der Polizei zielt deshalb vor allem darauf ab, das Zeitfenster der Diebe zu stören. „Mit 30 Sekunden planen die Einbrecher, um ein Fenster aufzubrechen, brauchen sie dafür alleine drei Minuten, gerät ihr Zeitplan durcheinander. Dann haben sie nur noch zwei Minuten, um die Wohnung zu durchsuchen, die Beute zu finden und zu verschwinden. Das ist zu knapp“, sagt Stock.
Die Polizistin rechnet im Falle der Wolfs mit einer Summe von mehreren Tausend Euro, um alleine die elf Fenster im Erdgeschoss auf einen sichereren Stand zu bringen.
Zeitplan sollte gestört werden
An Rollläden sollte eine Zeitschaltautomatik angebracht werden, auf gleiche Weise müsste das Licht – vornehmlich an der Vorderfront des Hauses – gesteuert werden.
„Was würden Sie als Einbrecher auswählen? Ein dunkles oder ein beleuchtetes Haus?“, fragt Stock. Wie Diebe nur handliche Beute suchen und kleines Werkzeug mitführen, um beides unauffällig in der Kleidung zu verstecken, wollen sie auch nicht auf der Straße durch lange Erkundungsgänge auffallen. Einbrecher wählen schnell aus, und Licht schreckt ab.
Opfer Inge Wolf sagt, dass sie sich nach dem Einbruch relativ schnell wieder gefangen hat. „In den ersten Tagen habe ich mich ständig davor gefürchtet, dass wieder jemand im Haus sein könnte“, sagt sie. Aber das habe sich mittlerweile wieder ein wenig gelegt. ers