Protest gegen Fraport-Rodung

Bürgerinitiativen protestieren im Wald zwischen Mörfelden-Walldorf und Neu-Isenburg gegen die geplante Rodung durch Fraport.
Neongelbe Fäden weisen den Weg durch den Wald. Der Weg ist matschig, schwere Baumaschinen haben tiefe Furchen in den Boden gegraben. Rechts und links des Weges in dem Waldstück an der Autobahnabfahrt Zeppelinheim zwischen Mörfelden-Walldorf und Neu-Isenburg liegen dicke Baumstämme.
„Die wurden in den letzten Wochen gefällt, der Wald ist schon etwas ausgedünnt“, sagt Petra Schmidt von der Bürgerinitiative Mörfelden-Walldorf. Verschiedene Bürgerinitiativen gegen Fluglärm und Flughafenausbau haben am Sonntag zu einem „Kuchenstand“ in das Waldstück geladen. Denn das rund sechs Hektar große Stück Bannwald soll demnächst gerodet werden, schon am Montag will Flughafenbetreiber Fraport „vorbereitende ökologische Maßnahmen“ für die Rodung treffen - obwohl das Waldstück dem Konzern noch nicht gehört. Eine Besitzeinweisung durch das Regierungspräsidium macht es möglich.
Ein Zustand, der Naturschützern und Fluglärmgegnern die Zornesröte ins Gesicht treibt. „Für ein Terminal für Billigflieger, die das Nachtflugverbot missachten, soll der Wald verschwinden“, sagt Schmidt. Um das nicht unwidersprochen geschehen zu lassen, protestieren die Initiativen vor Ort. Aus der ganzen Region versammeln sich Aktivisten im Wald, rund 100 stehen am Nachmittag bei Kaffee und Kuchen zusammen und diskutieren.
Aktivisten besetzen spontan vier Bäume
Aktivisten der Organisation Robin Wood lassen es nicht beim diskutieren, sie besetzen kurzerhand vier Bäume. In knapp fünf Metern Höhe hängen sie Plakate auf und richten sich ein. „Wir wollen bis Ende Februar bleiben“, erklärt eine Aktivistin. Dann nämlich beginnt die Brut-und Setzzeit und Rodungen sind nicht mehr möglich. Sie hoffe, dass sich die Rodung noch verhindern lasse, sagt Monika Lege, Fachreferentin Mobilität von Robin Wood. „Es liegt an den Bürgern, die Landesregierung zum Einlenken zu bewegen“, sagt sie.
Die Landesregierung schiebe den „schwarzen Peter“ der Stadt Frankfurt zu, indem sie erkläre, dass diese den Ausbau zu genehmigen habe. „In Frankfurt steht die OB-Wahl an: Dann kann jeder sehen, ob der OB Feldmann, der immer sagt, er sei gegen Fluglärm, auch entsprechend handelt“, sagt Schmidt. Von der schwarz-grünen Landesregierung, das wird in Gesprächen rasch ersichtlich, erhoffen sich die Aktivisten nichts. „Pfui“-Rufe hallen durch den Wald, als Schmidt sagt, dass der grüne Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir nichts gegen die Fraport-Pläne unternehme.
Gerichtsurteil ermöglicht die Rodung
„Stattdessen kommt eine Hiobsbotschaft nach der anderen“, sagt Klaus Göbel vom BUND Langen-Egelsbach, „am Langener Waldsee sollen 63 Hektar Bannwald für den Kiesabbau verschwinden und nun sollen auch in Kelsterbach zehn Hektar Wald gerodet werden.“ Ein Urteil des Verwaltungsgerichts ermöglicht die Rodung des Bannwaldes für die Auskiesung. „Immer mehr Bannwald verschwindet, immer mehr Flächen werden in der Region versiegelt“, sagt Göbel.
Göbel plädiert für eine Neufassung des Bannwald-Konzeptes. „Das jetzige funktioniert nicht, es wird ständig ausgehebelt“, sagt er. An die Adresse der grünen Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid gewandt, sagt er, dass „es schön wäre, wenn auch sie einmal ihre Spielräume für den Naturschutz nutzen würde. Es muss ja nicht sein, dass immer Initiativen und Verbände den Naturschutz einklagen müssen.“
Die Besucher der Protestaktion geben sich kämpferisch, der Protest werde weitergehen. „Am 15. Januar geht es mit den Montagsdemonstrationen wieder los“, sagt die Offenbacherin Ute Schinke von der dortigen BI.