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Mörfelden-Walldorf
Hilfe in der Corona-Krise: Kunst aus dem Automaten
- vonClaudia Kabelschließen
In Mörfelden-Walldorf kann man jetzt kleine Kunstwerke am Automaten ziehen. In der Pandemie soll das Projekt auch Kunstschaffende vor Ort unterstützen.
Jetzt wo Weihnachtsmärkte und Ausstellungen Corona bedingt ausfallen, hat sich die Stadt Mörfelden-Walldorf (Kreis Groß-Gerau) eine pfiffige Idee in den Ort geholt, um Künstler zu unterstützen: Seit kurzem hängt am Waldenserhof in Walldorf ein Kunstautomat. Gestern wurde er offiziell eröffnet; ab sofort dürfen sich Künstler melden, die ihre Werke darüber anbieten wollen.
Der ehemalige Zigarettenautomat ist durch seine individuelle Bemalung schon ein Kunstobjekt an sich. Noch mehr verbirgt sich im Inneren: In den sechs Schächten, in denen früher die verschiedenen Zigarettenmarken einsortiert waren, ruhen jetzt Kartenspielgroße Päckchen mit Unikaten von regionalen und überregionalen Kunstschaffenden. Kleine Bilder und Zeichnungen sowie Objekte und Skulpturen aus verschiedenen Materialien können für jeweils vier Euro gezogen werden. In jedem Päckchen gibt es einen Beipackzettel, der einen Einblick in das Leben und Werk des Künstlers gibt. „Es ist eine tolle Plattform, auf der sich Künstlerinnen und Künstler präsentieren können“, sagt Anette Keim, Koordinatorin des Treffpunktes Waldenserhof. Es seien bereits jetzt Werke regionaler Künstler, unter anderem aus Frankfurt, enthalten, so Keim.
Die Idee stammt aus Potsdam von der Agentur Kunsttick, die die Automaten ausliefert, bestückt und die Abrechnung übernimmt. Von den vier Euro pro Werk geht ein Euro an den oder die Künstler:in, der Rest ist für Verpackung, Organisation, Wartung, Versicherung, Steuer und Beschaffung der Automaten gedacht.
Die Agentur betreibt seit 2011 Kunstautomaten. Inzwischen findet man sie in ganz Deutschland und in den Niederlanden. Im Rhein-Main-Gebiet ist der Automat in Mörfelden-Walldorf der erste seiner Art. „Wir planen, einen Schacht speziell mit Werken von Künstlerinnen und Künstlern aus Mörfelden-Walddorf zu bestücken“, kündigte Keim an.
Die erste hiesige Künstlerin, die sich beteiligt, ist Ulrike Gähtgens-Maier. Die Malerin hat bereits Buchzeichen angefertigt, die winzige Blumengemälde zeigen. Diese sollen bald in den Automaten wandern, „Normalerweise hätte ich jetzt auf dem Weihnachtsmarkt gesessen und mit den Leuten geschwätzt“, sagt sie. Das fehle ihr sehr. Aber die Vorstellung, dass ihre Lesezeichen über den Kunstautomaten ganz viele, ihr unbekannte Menschen erreichen werden, dass sie vielleicht sogar Rückmeldung aus dem ganzen Bundesgebiet erwarten dürfe, sei toll, sagt die Kunstpädagogin, die im Ort für ihre Kunstaktionen, auch unter freiem Himmel, bekannt ist.
Bürgermeister Thomas Winkler (Grüne) sieht in dem Automaten einen weiteren Baustein, mit dem die historische Ortsmitte belebt werde. Gerade jetzt vor Weihnachten sei er eine schöne Gelegenheit zum Geschenkekauf.
Für das Kunstautomatenteam rund um Projektleiter Lars Kaiser steht indes nicht der Handel im Vordergrund, sondern „Kunst wieder zu einem Teil des Lebens werden zu lassen“.
Wer seine Werke über den Automaten anbieten will, meldet sich mittwochs zwischen 15 und 17 Uhr im Treffpunkt Waldenserhof, Langstraße 71. Telefon 06105 / 938 773. Weitere Infos unter: www.kunstautomaten.com.