Ein Zuhause für die ukrainischen Kinder

In Kelsterbach ist ein Ukraine-Zentrum eröffnet worden. Es bietet auch Räume für die Geflüchteten mit Handicaps, die im März aus Kiew evakuiert wurden.
Ein blau-gelbes Absperrband wird am Montagnachmittag durchschnitten – und damit haben 38 ukrainische Familien mit 35 Kindern offiziell eine neue Bleibe. Der ukrainische Generalkonsul Vadym Kostiuk nahm zusammen mit Thomas Will (SPD), Landrat des Kreises Groß-Gerau, und dem Kelsterbacher Bürgermeister Manfred Ockel (SPD) die Schere zur Hand, um das Ukraine-Zentrum in Kelsterbach so zu eröffnen. Vorher hörte er sich in den Räumen der Petrusgemeinde die Nöte der ukrainischen Flüchtlinge an.

Das Flüchtlingsgebäude an der Waldstraße trägt den Namen „Step Inn“ und bietet Platz für bis zu 100 Menschen. Das Besondere: Unter den derzeit untergebrachten 35 Kindern sind auch zehn Kinder mit Epilepsie, Autismus und spastischen Störungen, die im März in einer spektakulären privaten Rettungsaktion aus Kiew evakuiert worden waren.
Ursprünglich waren es 122 Flüchtlinge – 37 behinderte Kinder, ihre 26 Geschwister und die Eltern –, die aus dem Kriegsgebiet nach Kelsterbach geholt worden waren und dort im leerstehenden Mercure-Hotel unterkamen. Einige seien mittlerweile nach Kiew zurückgekehrt, andere in andere Orte in der Bundesrepublik gezogen, berichtet Kelsterbachs Sozialkoordinatorin Agneta Becker. Übrig blieben 69 ukrainische Flüchtlinge, von denen dann zehn privat und bei der Organisation Nestwärme unterkamen. Die restlichen 59 Ukrainer:innen bezogen am 15. Juni die Zimmer in dem neuen Ukraine-Zentrum.
Eigentümer des Ukraine-Zentrums in Kelsterbach sitzt im Vorderen Orient
Das Flüchtlingsgebäude, das nun auch offiziell eröffnet ist, war früher ein Hotel, dann ein Flüchtlingsheim und sollte wieder ein Hotel werden. Es fehlten jedoch Parkplätze. Der Eigentümer – ein Scheich aus dem Vorderen Orient – ließ das Haus für die erneute Flüchtlingsunterbringung umbauen und verpachtete es an die Betreiber Ricky Mehra und Nikash Vohra. 350 000 Euro seien investiert worden, erklären die beiden beim Rundgang durchs Haus. Der Kreis Groß-Gerau zahlt ihnen Miete. Wie viel? „30 Euro pro Person und Tag generell für Flüchtlinge, die in Hotels untergebracht sind“, so der Landrat.

40 Zimmer mit Bad und WC wurden geschaffen, dazu ein Spielraum im Keller und Gemeinschaftsküchen in jeder Etage. Die meisten Möbel wurden den Geflüchteten von den Kelsterbachern geschenkt. Im Erdgeschoss liegen die Zimmer für die Behinderten mit ebenerdigem Zugang. Es sei nicht einfach, jeden Tag die Transporte zu Kliniken zu organisieren, damit die Kinder vernünftig versorgt werden, sagt Agneta Becker. Ihr größtes Problem sind aber die fehlenden Deutschkurse. „Und dabei haben wir so viele, die Deutsch lernen wollen.“
