1. Startseite
  2. Rhein-Main
  3. Kreis Groß-Gerau

Insassen drohen wegen Schikanen mit Hungerstreik

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

Die Philippshospital in Goddelau betreut psychisch kranke Menschen, die nicht straffähig sind.
Die Philippshospital in Goddelau betreut psychisch kranke Menschen, die nicht straffähig sind. © Andreas Arnold

Das Wachpersonal schikaniert, Telefonieren geht nur zu horrenden Gebühren und eine Stationsleiterin soll Mahlzeiten nicht rausgeben: Das schildern Insassen der forensischen Klinik im Philippshospital. Jetzt drohen sie mit Hungerstreik.

In der forensischen Klinik in Riedstadt-Goddelau sollen unhaltbare Zustände herrschen. Das jedenfalls behaupten Insassen und drohen mit Hungerstreik. Der Träger der Klinik weist die Vorwürfe zurück.

Im August vergangenen Jahres waren schon einmal zehn von 18 Insassen in den Hungerstreik getreten, um gegen die ihrer Meinung nach desolaten Zustände zu protestieren. Unter anderem klagen sie über Schikanen durch Wachpersonal und zu hohe Kosten fürs Telefonieren. Trotz gegenteiliger Zusicherungen des Klinikbetreibers Vitos habe sich nichts geändert. Im Gegenteil: Vieles sei schlechter geworden, heißt es in einem Schreiben von Insassen.

Dass die Klinikleitung die Zustände nicht in den Griff bekam, ist nach Meinung der Insassen an der Entbindung der ärztlichen Direktorin Sara Gonzalez Cabeza von ihren Aufgaben zu erkennen. Cabeza ist seit Ende September nicht mehr im Amt, übergangsweise wurde ihr Vertreter Ralf Werner mit der Leitung betraut.

Betreiber weist Vorwürfe zurück

Die Vitos GmbH weist alle Vorwürfe zurück und sieht sie in den Persönlichkeitsstörungen der Insassen begründet. „Sich häufig bei diversen Stellen zu beschweren, ist Teil der Symptomatik“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme, die identisch mit einer Stellungnahme des Hessischen Sozialministeriums ist. Trotzdem gehe die Klinikleitung allen Beschwerden nach und schaffe, wenn diese berechtigt seien, Abhilfe.

Zur Entlassung der bisherigen Leiterin will sich die Klinik nicht äußern, da Stillschweigen vereinbart worden sei. Die Ärztin selbst war nicht zu erreichen. Telefon angeblich zu teuer

Den Vorwurf, die Klinik arbeite mit einem Telefonanbieter zusammen, der Insassen und deren Angehörige abzocke, weist die Klinik ebenfalls zurück. Telefonieren die Insassen, zahlen sie im Nahbereich zehn Cent pro Minute, bei Ferngesprächen das Doppelte. Werden sie von Angehörigen angerufen, müssen diese über eine 900er-Nummer 29 Cent pro Minute bezahlen. Laut Vitos habe das Landgericht Darmstadt im Mai die Klage eines Insassen zurückgewiesen, weil die Tarife angemessen seien.

Sicherheitsdienst seien erfahren

Von einer Schikane der Insassen durch Wachpersonal kann laut Vitos-Pressesprecherin Martina Garg ebenfalls keine Rede sein. Alle Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes hätten Erfahrung in der forensischen Psychiatrie.

Auch der Vorwurf, die Leiterin einer Station enthalte den Patienten Mahlzeiten vor und zweige Lebensmittel für den Privatgebrauch ab, sei nicht richtig. Generell erhalte jeder Insasse ein Nahrungsangebot von mehr als 2500 Kilokalorien täglich. Bei manchen Patienten werde auf ärztliche Anordnung wegen gesundheitlicher Probleme das Essen reduziert.

Die Insassen könnten zur Wahrung ihrer Interessen alle Rechtsmittel wie Gerichte, Anwälte oder Petitionsausschüsse in Anspruch nehmen. Die Ankündigung eines Hungerstreiks sei in Haftanstalten „ein häufig eingesetzter, aber ungeeigneter Manipulationsversuch zur Durchsetzung der Interessen“.

Untergebracht werden in der forensischen Klinik im Philippshospital in Riedstadt-Goddelau psychisch kranke Menschen, die straffällig wurden, wegen ihrer Erkrankung aber nicht straffähig sind. (hde.)

Auch interessant

Kommentare