Gute Chancen im zweiten Anlauf

Groß-Gerau als touristische Anlaufstelle für Ausflügler und Urlauber: Experten befürworten die Aufnahme der Kreisstadt in die Deutsche Fachwerkstraße.
Für Lebrecht Viebahn ist es ein Herzenswunsch: Groß-Geraus Aufnahme in die Deutsche Fachwerkstraße. Damit würde nach seiner Auffassung die Stadt touristische Anlaufstelle für Ausflügler und Urlauber, die mit ihrem Aufenthalt zugleich den Einzelhandel und das städtische Flair der Kreisstadt bereichern.
Das Vorhaben, mit dem der fraktionslose Stadtverordnete vor gut zehn Jahren gescheitert ist, könnte nun im zweiten Anlauf Erfolg haben. Nachdem sich Heinz Wionski vom Hessischen Landesamt für Denkmalpflege vor Kurzem positiv dazu geäußert hat, schätzt nun auch die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte die Chancen für Groß-Gerau als durchaus realistisch ein.
Jährliche Kosten noch unklar
Anders als beim ersten Vorstoß habe Groß-Gerau gute Chancen, den Tourismus als Wirtschaftsfaktor auszubauen, heißt es in einem Schreiben der Arbeitsgemeinschaft (AG) Deutsche Fachwerkstädte mit Sitz in Fulda, die über die Aufnahme in die Fachwerkstraße entscheidet. Damit reagiert die AG auf einen erneuten Antrag Viebahns an das Gremium. Nach 13 Jahren sei die Situation für alle Beteiligten anders geworden, heißt es in dem Schreiben.
Zum einen habe Groß-Gerau seine Fachwerksubstanz baulich gut unterhalten und gepflegt. Auch schlummerten in einigen verputzten Fachwerkbauten noch stille Reserven. Außerdem habe der Städtetourismus zugenommen und damit der Fachwerktourismus, wie es in der Stellungnahme weiter heißt. Einem Neuantrag zur Mitgliedschaft sehe die AG positiv entgegen.
Ob Groß-Gerau tatsächlich Teil der Deutschen Fachwerkstraße wird, hängt letztlich von einem positiven Beschluss der Groß-Gerauer Stadtverordnetenversammlung ab. Hindernis könnten die Kosten sein, die mit einer Mitgliedschaft verbunden sind. Heinz Wionski vom Landesdenkmalamt sprach von mehreren tausend Euro pro Jahr, ohne sich genau festzulegen. Um möglichst breiten Zuspruch für sein Vorhaben zu bekommen, rührt Viebahn nun kräftig die Werbetrommel. Vereine, Bürger und Fraktionen will er in den kommenden Wochen informieren, auch den Groß-Gerauer
Gewerbeverein hat er mit Unterlagen versorgt. Im Frühjahr möchte er das Thema als Antrag in die Stadtverordnetenversammlung einbringen.
Förderung der Tradition
Viebahn möchte zudem eine Initiative gründen, die sich dafür einsetzt, Groß-Gerau in den Reigen der Kommunen aufzunehmen, die die Deutsche Fachwerkstraße von Stade in Norddeutschland bis Meersburg am Bodensee bilden. Die Deutsche Fachwerkstraße schlängelt sich in Südhessen von Trebur über Städte wie Dreieich, Seligenstadt, Groß-Umstadt, Michelstadt bis nach Reichelsheim im Odenwald. Groß-Gerau wäre eine schöne Verbindung, findet auch Bürgermeister Stefan Sauer (CDU).
Dass es Viebahn um mehr geht als nur um Prestige und wirtschaftliche Aspekte, begründet der Kommunalpolitiker mit seinem Interesse an Handwerkstradition und nicht zuletzt mit seiner Berufsausbildung. Denn bevor Viebahn Diplom-Verwaltungswirt wurde und als Kriminalhauptkommissar tätig war, hatte er den Beruf des Textiltechnikers erlernt und fühle sich daher der Handwerkstradition nach wie vor verbunden. eis