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Schwarzarbeit
Drei Bauunternehmer festgenommen
- vonJens Joachimschließen
Bei einer Razzia gegen ein Netzwerk von Bau- und Scheinfirmen haben Einsatzkräfte Häuser in Hessen, Hamburg und Berlin durchsucht und Vermögen im Wert von 30 Millionen Euro beschlagnahmt. Zudem wurden Haftbefehle gegen drei Firmenchefs aus dem Kreis Groß-Gerau und Offenbach vollstreckt.
Bei einer Razzia gegen organisierte Schwarzarbeit im Baugewerbe haben Ermittler im Rhein-Main-Gebiet drei Bauunternehmer festgenommen. Zudem beschlagnahmten sie Vermögenswerte, darunter Immobilien und Bankkonten, im Wert von 30 Millionen Euro. An dem Großeinsatz waren am Mittwoch mehr als 600 Einsatzkräfte beteiligt, teilten die Staatsanwaltschaft Frankfurt und die Sonderkommission Rhein-Main I des Hauptzollamts Gießen mit.
Schwarzarbeit am Bau: Aktion unter dem Decknamen „Kronos“
Oberstaatsanwältin Nadja Niesen sagte der FR, bereits seit April 2019 werde gegen ein Netzwerk von Bau- und Scheinfirmen ermittelt. Die leitenden Ermittler, die offenbar ein Faible für griechische Mythologie haben, gaben dem Großeinsatz den Denknamen „Kronos“ – entsprechend dem „Gott der Ernte“. Ihr Ertrag fiel am Mittwoch tatsächlich überaus reichlich aus, weil das illegale Firmennetz zerschlagen werden konnte.
Bauunternehmer aus dem Kreis Groß-Gerau gilt als Haupttäter
Drei Hauptbeschuldigte im Alter von 28, 38 und 49 Jahren wurden vorläufig festgenommen und entsprechende Haftbefehle vollstreckt. Der 49-jährige Geschäftsführer einer Baufirma im Kreis Groß-Gerau gilt als mutmaßlicher Haupttäter und Drahtzieher des kriminellen und offenbar gut ausgeklügelten Firmengeflechts.
Der Mann soll es maßgeblich gesteuert haben. Nach Angaben der Ermittler setzte er für die Begehung seiner Taten in erster Linie Familienangehörige an den entscheidenden Stellen ein. Auch gegen die beiden aus Offenbach stammenden Geschäftsführer von zwei Subunternehmen lagen Haftbefehle vor.
Razzien in Hessen, Hamburg und Berlin
Bei dem Einsatz wurden den Angaben zufolge Wohnungen, Geschäftsräume und Unterkünfte von Arbeitern in mehreren Bundesländern durchsucht. Betroffen waren Scheinfirmen und Nachunternehmer in Hessen, Hamburg und Berlin. Der Einsatz der Zöllner und Steuerfahnder richtete sich gegen 48 Beschuldigte.
Die Ermittlungsbehörden werfen ihnen Betrug und Steuerhinterziehung vor, außerdem sollen sie Sozialversicherungsbeiträge vorenthalten haben. Der entstandene Gesamtschaden belaufe sich auf schätzungsweise fast 30 Millionen Euro.
Razzia auch bei Firma im Kreis Groß-Gerau wegen Schwarzarbeit am Bau
Im Fokus der Ermittlungen stand die Baufirma aus dem Kreis Groß-Gerau. Sie soll über Jahre hinweg die Arbeitsstunden von eingesetzten Bauarbeitern den zuständigen Einzugsstellen nur anteilig mitgeteilt haben.
Darüber hinaus geleistete Schwarzarbeit sei den Arbeitern „konspirativ in Briefumschlägen bar vergütet“ worden. Mit Scheinrechnungen für nicht erbrachte Leistungen, die von „Servicefirmen“ erstellt wurden, hätten die mutmaßlichen Täter und ihre Helfer Bargeld generiert und zugleich versucht, die Taten zu verschleiern.