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Kreisklinik Groß-Gerau als Vorbild für ländliche Versorgung

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Von: Annette Schlegl

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Nancy Faeser (r.) bekam bei ihrem Besuch in der Kreisklinik Groß-Gerau das offene MRT erklärt.
Nancy Faeser (r.) bekam bei ihrem Besuch in der Kreisklinik Groß-Gerau das offene MRT erklärt. © Peter Jülich

Bei einem Besuch in der Kreisklinik Groß-Gerau lobt Ministerin Nancy Faeser die besonderen Konzepte des Krankenhauses, das ein intersektorales Versorgungszentrum werden will.

Die Kreisklinik Groß-Gerau sei beispielgebend für die ländliche Krankenhausversorgung. Das stellte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bei einem Besuch am Freitagvormittag fest. „An diesem Klinikstandort werden schon Konzepte gelebt, die durch die Krankenhausreform jetzt woanders zum Tragen kommen können“, sagte sie. Faeser war in ihrer Eigenschaft als SPD-Spitzenkandidatin für die hessischen Landtagswahlen in die Klinik gekommen, um dort das neue offene MRT zu besichtigen, das 1,2 Millionen Euro gekostet hat und das es in dieser Art bisher nur in Chicago gibt.

Kreisklinik Groß-Gerau ist auf dem Weg zum intersektoralen Versorgungszentrum

Die Angstzustände, die viele Patienten und Patientinnen durch die Enge in der MRT-Röhre bekommen, gehören in der Kreisklinik Groß-Gerau der Vergangenheit an. Durch die offene Bauweise des MRT kann der Patient in jeder beliebigen Liegeposition untersucht werden. Das Gerät ist ein Alleinstellungsmerkmal für das Krankenhaus, das aber auch mit anderen bemerkenswerten Entscheidungen und Ideen von sich reden macht. Faeser sprach von einer „herausragend geführten Klinik“.

Geschäftsführerin Erika Raab ist seit 2019 am Ruder. Seither ist das 220-Betten-Haus mit Basisversorgung und medizinischem Versorgungszentrum (MVZ) auf dem Weg, ein intersektorales Versorgungszentrum zu werden. Eine Elternschule ist schon da, die sich nach der Entbindung um junge Eltern kümmert. In der Nähe der Klinik soll eine hebammengestützte Station entstehen. Auf dem Gelände der Kreisklinik ist ein Hospiz angedacht. Eine Absichtserklärung für den Bau auf dem Campus liegt schon vor.

Kreisklinik Groß-Gerau zahlt für alle Kräfte Tariflöhne

„Bei uns müssen die Pflegekräfte nicht Punkte und Euros sammeln, sondern dürfen ganz einfach ihrer sozialen Aufgabe nachgehen“, sagte die Geschäftsführerin Professorin Erika Raab. Nicht nur die Pflegekräfte, sondern auch die Krankenpflegehelfer, die medizinischen Fachangestellten und sogar die Reinigungskräfte werden nach Tarif bezahlt. Das zieht: Allein seit Januar konnte man 18 neue Arbeitskräfte gewinnen. Ohne den politischen Rückhalt aus dem Kreistag, der Millionenbeträge für die Finanzausstattung des Krankenhauses absegnet, sei das aber alles nicht möglich.

Nancy Faeser erklärte, man wisse seit Jahren, dass Fallpauschalen nicht geeignet sind für die Krankenhausfinanzierung. In Hessen besage das Gesetz, dass das Land die Investitionen der Krankenhäuser trägt. „Wir übernehmen aber nur 18,4 Prozent“, so die Ministerin. Deshalb seien Kliniken in Schieflage geraten – so wie auch die Kreisklinik, die von Dezember 2019 bis September 2020 ein Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung durchlief.

Hausarztausbildung ist für Krankenhäuser ein defizitäres Geschäft

„Wenn wir von der SPD in Hessen in die Verantwortung kommen, werde ich dafür sorgen, dass die Krankenhäuser anders finanziert werden“, versprach Faeser und machte klar, dass es aufgrund des Arbeitskräftemangels „ohne Einwanderung nicht gehen kann“. Ein entsprechendes Gesetz zu verabschieden, reiche nicht aus. Die zuständigen Behörden müssten vor allem bei der Anerkennung von Berufsjahren und Qualifikationen ausländischer Arbeitskräfte mit ins Boot.

Faeser wollte von den anwesenden Mitarbeitenden wissen, was die Politik machen kann, um dem Hausärztemangel zu begegnen. Den Numerus clausus allein zu senken, werde nicht reichen, erklärte Esther Hüttermann, Chefärztin der Chirurgie. Allgemeinmediziner in der Weiterbildung müssten sich jedes Jahr selbst eine neue Arbeitsstelle suchen, um alle Fachbereiche abzudecken. Gleichzeitig sei es für Kliniken „völlig unökonomisch“, Ärzte auszubilden, die nach einem Jahr weg sind. „Da legen wir drauf“, so Raab. Eine Hausarztausbildung aus einer Hand finanziere sich nur über ein Minus. Trotzdem biete die Kreisklinik diese Weiterbildung an.

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