Hoffnung auf mehr Touristen

Der Groß-Gerauer Stadtverordnete Lebrecht Viebahn (fraktionslos) will Groß-Gerau in die Deutsche Fachwerkstraße aufnehmen lassen. Doch ob sich dadurch mehr Touristen anlocken lassen, gilt als fraglich.
Die Deutsche Fachwerkstraße schlängelt sich in Südhessen von Trebur über Städte wie Dreieich, Seligenstadt, Groß-Umstadt, Michelstadt bis nach Reichelsheim im Odenwald. Wenn es jedoch nach dem Groß-Gerauer Stadtverordneten Lebrecht Viebahn (fraktionslos) geht, fehlt ein Ort in dieser Liste: Groß-Gerau.
„Groß-Gerau hat in Sachen Fachwerk eine ganze Menge zu bieten. Das Historische Rathaus und die vielen schönen Häuser am Sandböhl sind tolle Sehenswürdigkeiten. Sie sind es allemal wert, in die Fachwerkstraße aufgenommen zu werden. Da steht die Stadt unserer Nachbargemeinde Trebur in nichts nach“, sagte Viebahn im Gespräch.
Um sein Vorhaben voranzubringen, möchte Viebahn Vertreter aus Politik, Tourismus, Gewerbe und Vereinen ins Boot holen. Im Frühjahr möchte der Kommunalpolitiker außerdem einen entsprechenden Antrag in die politischen Gremien Groß-Geraus einbringen.
Neu ist die Idee nicht. Vor etwa 13 Jahren hat es schon einmal Bemühungen gegeben, Groß-Gerau in die Deutsche Fachwerkstraße aufzunehmen. Die damals rot-grüne Parlamentsmehrheit in Groß-Gerau war die treibende Kraft gewesen. Auch der Förderverein des Groß-Gerauer Stadtmuseums und zahlreiche Bürger hatten die Idee unterstützt. Doch die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstraße, die mit der Landesdenkmalpflege Hessen über die Aufnahme entscheidet, hatte den Antrag abgelehnt. Groß-Gerau habe die Aufnahmekriterien nicht erfüllt, hieß es damals.
Laut Satzung der Arbeitsgemeinschaft sei bedeutender alter Fachwerkbestand und historisch nennenswerte Bausubstanz nötig. Auch müsse sich die historische Tradition der Kommunen in einem stadtbildprägenden Fachwerkbestand der Stadtkerne niederschlagen, hieß es damals in der Begründung.
Vor 13 Jahren abgelehnt
„Alles eine Frage der Auslegung“, findet Lebrecht Viebahn und lässt sich von seinem Vorhaben nicht abbringen. Er ist zuversichtlich, dass Groß-Gerau eine Chance hat, zumal sich die Gremien der Arbeitsgemeinschaft mittlerweile neu zusammengesetzt haben und er wisse, dass Groß-Gerau auf Fürsprecher in der Arbeitsgemeinschaft zählen kann.
Viebahn gehe es darum, Groß-Gerau für Tagestouristen und Ausflügler bekannter zu machen. „Wer sich unser schönes Fachwerk anschaut, der geht vielleicht auch in ein Café oder einkaufen. Einzelhandel und Tourismus und letztendlich ganz Groß-Gerau würden davon profitieren“, so Viebahn.
„Der Bestand an Fachwerk wertet das Ortsbild auf und ist von großer Bedeutung für Groß-Gerau“, sagte Bürgermeister Stefan Sauer (CDU) auf Anfrage. Die Einbindung Groß-Geraus in die regionale Strecke der Fachwerkstraße vom Main zum Rhein und Odenwald wäre sicherlich interessant, so Sauer.
„Groß-Gerau hat interessante Fachwerkbauten“, findet auch Jürgen Volkmann, Leiter des Groß-Gerauer Stadtmuseums. Doch wirke sich die Aufnahme in der Fachwerkstraße nicht auf den örtlichen Tourismus aus, ist Volkmann sicher. Erhebungen in Trebur, das seit 1997 zur Deutschen Fachwerkstraße gehört, belegen diese Einschätzung. eis