Energie für schlechte Zeiten

Die HSE testet am Umspannwerk zwischen Mörfelden und Walldorf einen modernen Batteriespeicher. Der soll zum Einsatuz kommen, wenn aufgrund der Witterung die Erzeugung regenerativer Energie problematisch ist.
Wenn der Wind ausbleibt oder Wolken die Sonne verdecken, wird es mit der Erzeugung regenerativer Energie schwierig. Moderne Batteriespeicher sollen dafür sorgen, dass bei Flaute und bedecktem Himmel die Lichter nicht ausgehen.
Ein Modellprojekt
Ein Modellprojekt dazu betreibt fortan der Darmstädter Energieversorger HSE (Heag Südhessische Energie AG) am Umspannwerk zwischen Mörfelden und Walldorf. Im Endausbau soll der dortige Batteriespeicher für regenerativen Strom 300 Wohnhäuser eine Stunde versorgen können. Das klingt nach wenig – der Speicher ist aber auch nur dazu gedacht, Prognosestörungen aufzufangen. In Betrieb gehen wird die Anlage voraussichtlich im Frühjahr, wenn alle notwendigen Tests abgeschlossen sind. Bis Mai 2015 soll das Forschungsprojekt dann laufen.
„Die Prognosen sind das Entscheidende“, erklärt der HSE-Projektverantwortliche Bernhard Fenn. Anhand von Wetterberichten kalkuliere man sehr genau mit den zu erwartenden Energiemengen aus regenerativen Quellen. Stimmen Wetter und Prognose nicht genau überein, fehlt es an Strom, der dann kurzfristig aus dem modernen Batteriespeicher kommen soll, führt Fenn aus. Die Integration von Speichern in das Verteilnetz sei daher ein entscheidender Schritt für das Gelingen der Energiewende. Gefördert wird das Forschungsprojekt vom Land Hessen. Außerdem arbeitet die HSE mit einem großen Batteriespeicherhersteller und der Hochschule Darmstadt zusammen.
„Dass wir der Öffentlichkeit diesen Batteriespeicher vorstellen können, ist auch ein großer Verdienst des Bürgermeisters Heinz-Peter Becker. Als Infrastrukturdienstleister und Nachhaltigkeitsunternehmen ist es wichtig, verlässliche Partner in der Region zu haben“, so HSE-Vorstand Andreas Niedermaier. Dabei baue man auf die gute Zusammenarbeit bei früheren Forschungsprojekten der HSE auf, bei denen sich die Stadt seit einigen Jahren einbringe, erklärt Bürgermeister Becker (SPD).
Problem der Speicherung
Die dezentrale Stromproduktion und ein unkontrollierter Ausbau regenerativer Energiequellen führten zu neuen Herausforderungen, betonte Niedermaier. Ein Problem sei immer noch die Speicherung von Wind- und Sonnenenergie, wenn diese nicht sofort benötigt werden. „Speicher sind technisch machbar, aber noch zu teuer und nicht wirtschaftlich“, so Fenn. Wenn die Forschung voranschreitet, werde in Zukunft jeder Bürger eine Batterie in seinem Keller haben und dort seinen selbst produzierten Strom speichern können, kündigt Niedermaier an.
Die Überlegungen der HSE gehen sogar noch einen Schritt weiter: Wenn die eigene Batterie nicht voll ausgenutzt ist oder während eines Urlaubs nicht benötigt wird, könnten die Energiespeicher von anderen gemietet werden. Von einem „Ebay für Speicher“ spricht der Projektverantwortliche Fenn. Bis es so weit ist, wird es aber noch einige Jahre dauern – und aus dem aktuellen Forschungsprojekt ist dann wahrscheinlich längst ein gängiger Standard geworden. (eda)