1. Startseite
  2. Rhein-Main
  3. Kreis Groß-Gerau

Ärger um gefällte Eichen

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

Das Verkehrsamt führt die Verkehrssicherheit als Hauptgrund an.

Spaziergänger machten darauf aufmerksam, dass im Januar im Naturschutzgebiet Sauerbruch – auf der Mönchbruchpfadschneise Richtung Mönchbruchmühle wenige Kilometer hinter dem Apfelbach in der Abteilung 32 – mehrere kräftige, rund 200 Jahre alte Eichen gefällt wurden. Das Naturschutzgebiet inmitten des großen Waldgebiets nördlich von Groß-Gerau ist bekannt für seine sehr alten und bizarr gewachsenen Eichen. Zudem ist ein Teil des Waldgebiets Vogelschutzgebiet sowie Fauna-Flora-Habitat und steht unter europaweitem Schutz.

Auf Nachfrage beim Forstamt Groß-Gerau, was es mit den gefällten Bäumen auf sich habe, erklärte der Bereichsleiter Produktion Klaus Velbecker, dass die Maßnahmen der Verkehrssicherheit dienten und die Entscheidungen des Forstamts von "Pseudofachleuten" nicht infrage gestellt werden sollten. Nach Aussage Velbeckers standen zwölf der Bäume unmittelbar an Wegen, hätten "aufgrund von Faulstellen und Totästen" eine Gefahr für Spaziergänger bedeutet und seien daher gefällt worden. Zudem wurden zwei, drei Eichen vom Wind entwurzelt und weitere drei Eichen hätten "im Kronenbereich eine Konkurrenz für andere Bäume" dargestellt und seien daher abgeholzt worden.

Eine Nachfrage bei der Kreisverwaltung ergab ein etwas anderes Bild: "Insgesamt haben wir 24 Eichen gezählt, die in der Abteilung 32 im Naturschutzgebiet gefällt wurden", erklärt Kreispressesprecher Jochem Kahl und betont: "Wir finden das sehr bedauerlich." Ziel sei es, die Eichen zu erhalten, nicht sie zu fällen. Von rechtlicher Seite jedoch habe der Kreis keinerlei Handhabe, erklärte Kahl.

Das Naturschutzgebiet Sauerbruch sei im Jahr 1995 ausgewiesen worden und habe daher laxere Rechtsverordnungen als andere Naturschutzgebiete im Kreis. Das Vorgehen des Forstamts ist somit legal. Die Aussagen des Forst-Bereichsleiters wollte Jochem Kahl nicht kommentieren. Diplom-Forstingenieur Reinhard Ebert, Leiter des Umweltamts Rüsselsheim, war als stellvertretender Forstamtsleiter 17 Jahre für das im Kreis Groß-Gerau gelegene Naturschutzgebiet Mönchbruch zuständig und kritisierte das Vorgehen des Forstamts: "So geht es nicht weiter – die Verordnung des Naturschutzgebiets muss verschärft werden."

Selbstverständlich müsse die Verkehrssicherheit gewährleistet werden, sagte Ebert, doch stelle sich die Frage, ob damit nicht nur argumentiert werde. Paradox nennt er zudem das Vorgehen, Eichen zu fällen, wenn sie im Kronenbereich Konkurrenz für andere Bäume darstellen.

Ökologischer Mutterbaum

„Die Eiche ist der ökologische Mutterbaum, und die wenigen Exemplare, die noch vorhanden sind, müssen unbedingt geschützt werden.“ Auch die vom Wind entwurzelten Eichen hätten im Naturschutzgebiet bleiben müssen, da Totholz – also abgestorbene Bäume oder Äste – für den Artenschutz wichtig ist. "Doch die Holzproduktion spielt bei Hessen-Forst eine größere Rolle."

Der Wertholzplatz an der B 44 wird über die Wintermonate vom Forstamt beschickt und von dort wird das Holz nach ganz Europa vermarktet. Ein Festmeter (entspricht einem Kubikmeter) Eiche bringe zwischen 200 und 5000 Euro, sagt der Forstingenieur. eda

Auch interessant

Kommentare