Kosten könnten sich verdoppeln

Von 40 Millionen Euro für die Kurbad-Sanierung ist die Rede
KÖNIGSTEIN - Augenrollen, Schulterzucken, Stirnrunzeln - wer in den vergangenen Tagen an Stadtverordnete herangetreten ist, um auszuloten, was denn da in der jüngsten Parlamentssitzung hinter verschlossenen Türen in Sachen Kurbad-Sanierung besprochen wurde, der musste sich auf das Auslesen nonverbaler Antworten einstellen.
Will keiner der Erste sein, der mit Hammer und Meißel an die selbst errichtete „Mauer des Schweigens“ herantritt, oder hat es den Parlamentariern beim Blick auf die erwartbaren Kosten die Sprache verschlagen? Vermutlich wird es eine Mischung aus beidem sein. Denn das, was zur großen Preisfrage dann doch an Informationen aus den Fugen der Mauer rieselte, lässt Gesichter verrutschen und Münder offenstehen.
Von einer Verdopplung der Kosten ist da zu hören. Und damit sind offensichtlich nicht die zehn Millionen Euro gemeint, auf die die Sanierungskosten 2016 per abgeholfenem Bürgerbegehren gedeckelt werden sollten. Wenn etwas mal zwei genommen werden muss, dann sind es wohl die 18 bis 20 Millionen Euro der letzten Wasserstandsmeldung von 2021.
Also 40 Millionen Euro oder womöglich sogar mehr - kann das sein? Von unserer Zeitung danach befragt, verweist auch Bürgermeister Leonhard Helm (CDU) auf die Nicht-Öffentlichkeit der im Parlament vorgestellten Planungen. Dahinter verstecken wolle er sich aber auch nicht, unterstreicht der Rathauschef. Daher werde er die in Rede stehenden Summen auch nicht verneinen.
Zugleich warnt Helm allerdings eindringlich davor, die anstehende und auch erforderliche Diskussion über die Zukunft des Bades einzig unter dem Gesichtspunkt der Kosten zu führen. Jedenfalls nicht zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Natürlich, das sei auch ihm bewusst, sei am Ende entscheidend, was sich die Stadt in Zukunft leisten könne und wolle. Dann heiße es irgendwann: „Schließen und nie wieder aufmachen - oder sanieren.“
„Allein schaffen wir es nicht“
Die Frage jedoch lasse sich erst beantworten, wenn feststehe, welche Unterstützung die Stadt erhält, wenn es um die Sanierung und Zukunftssicherung des Bades gehe. Helm: „Eines ist klar: Allein können wir es nicht schaffen, das Bad zu erhalten. Wir müssen sehen, wer uns dabei helfen kann.“
Und das nicht „nur“ mit einer oder zwei Millionen Euro, wie sie vor einigen Jahren über das landeseigene Förderprogramm „HAI“ in Aussicht gestellt worden seien. Zwar legt sich Helm nicht auf eine konkrete Fördersumme fest. Aus seinen Worten ist aber doch deutlich herauszuhören, dass der benötigte Millionenbetrag zwei namhafte Stellen haben muss, um der Stadt wirklich zu helfen. Erste positive Signale in dieser Richtung gebe es bereits. Spruchreif sei aber noch nichts.
Wo dieses Geld herkommen soll - Land, Bund, EU? Antworten darauf erwartet sich der Königsteiner Rathauschef von einem Beratungsunternehmen, das auch die Fördermöglichkeiten prüfen solle, aber nicht zuletzt auch über die Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege. Schließlich handele es sich beim Kurbad um einen denkmalgeschützten Komplex von nationalem Rang.
Helm macht keinen Hehl daraus, dass er dem Denkmalstatus des Bades mit durchaus gemischten Gefühlen gegenübersteht. Natürlich sei der Status von beachtlichem ideellen Wert. Allerdings sei er andererseits auch ganz real ein erheblicher Kostentreiber. Die hohen Auflagen des Denkmalschutzes, mit denen eine Sanierung verknüpft sei, machten das Projekt auch erheblich teurer. Helm: „Es ist nicht auszuschließen, dass die Menschen, die das Bad mit der Beantragung des Denkmalschutzes damals schützen wollten, am Ende das Gegenteil erreicht haben.“ Ein Abriss und der Neubau eines zeitgemäßen Bades als sparsamer Zweckbau wäre da sicher um einiges günstiger.
Klingt da doch schon ein Abgesang auf das Kurbad durch? Nein, unterstreicht der Königsteiner Rathauschef. Davon sei er weit entfernt. Vielmehr sei er nach wie vor davon überzeugt, dass das Bad seinen Platz und eine Zukunft in der Stadt habe. Helm: „Der Bedarf ist absolut da.“ Und das nicht nur bei Erholungssuchenden, sondern vor allem auch in Sachen Gesundheitsvorsorge sowie Sport- und Schulschwimmen sei das Bad letztlich unverzichtbar. Gerade die Bedeutung des Schwimmenlernens für Mädchen und Jungen könne gar nicht hoch genug angesetzt werden, wenn man auf die steigende Zahl an Badeunfällen schaue. Hier leiste das Kurbad nicht nur für die Schulstadt Königstein wertvolle Dienste, sondern über die Stadtgrenzen hinaus.