1. Startseite
  2. Rhein-Main

Kommunalwahl in Kassel: Langjähriger Neonazi bleibt auf dem AfD-Wahlzettel

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Hanning Voigts

Kommentare

Mitglieder der rechtsetremen Gruppierung „Blood and Honour“ bei einer Demonstration (Symbolbild).
Mitglieder der rechtsetremen Gruppierung „Blood and Honour“ bei einer Demonstration (Symbolbild). © Laszlo Beliczay

Im Landkreis Kassel kandidiert der langjährige Neonazi-Anführer Christian Wenzel bei der Kommunalwahl für die AfD. Auch sein heftiger Streit mit der Partei ändert daran nichts.

Kassel – Trotz heftigen Streits und gegenseitiger Vorwürfe wird der langjährige Neonazi-Anführer Christian Wenzel bei der Kommunalwahl am 14. März im Landkreis Kassel für die AfD auf dem Wahlzettel stehen. Wie ein Sprecher des Landkreises der Frankfurter Rundschau bestätigte, seien die Parteilisten Mitte Januar vom Wahlausschuss bestätigt worden und die Wahlzettel bereits gedruckt. Selbst wenn Wenzel inzwischen kein AfD-Mitglied mehr sei, könne er daher in den Kreistag gewählt werden. Er müsse eine Wahl allerdings nicht annehmen.

In der vergangenen Woche hatte die Kasseler Antifa-Recherchegruppe „Task“ aufgedeckt, dass Wenzel auf Listenplatz 15 des AfD-Kreisverbands Kassel-Land kandidiert. Der Lokführer aus Helsa war um das Jahr 2000 Anführer der militanten „Kameradschaft Kassel“, unterhielt enge Kontakte zum heute verbotenen Neonazi-Netzwerk „Blood and Honour“ und war wegen möglicher Kontakte zum Umfeld des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) sogar als Zeuge im NSU-Untersuchungsausschuss des Hessischen Landtags vernommen worden.

Kommunalwahl in Hessen: Antifa deckt Kandidatur von Ex-Neonazi für AfD auf

Wenzels Kandidatur hatte massive Kritik ausgelöst. Die hessische AfD hatte daraufhin mitgeteilt, seine Vergangenheit nicht gekannt zu haben, sich von Wenzel distanziert und angekündigt, seine Parteimitgliedschaft zu annullieren.

Kontrahenten: Christian Wenzel (links), der sich als ehemaliger Rechtsextremist bezeichnet, tritt für die AfD bei der Kreistagswahl an. Florian Kohlweg hatte ihn per Whatsapp-Nachricht gefragt, ob er dazu bereit wäre.
Kontrahenten: Christian Wenzel (links), der sich als ehemaliger Rechtsextremist bezeichnet, tritt für die AfD bei der Kreistagswahl an. Florian Kohlweg hatte ihn per Whatsapp-Nachricht gefragt, ob er dazu bereit wäre. © Matthias Lohr/Andreas Fischer

Neonazis auf dem Wahlzettel der Kommunalwahl? AfD dementiert Vorwürfe

Wenzel selbst hat der „Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen“ (HNA) gesagt, die AfD habe wissen müssen, dass er früher in der rechten Szene aktiv war. Der AfD-Kreisvorsitzende Florian Kohlweg habe ihm nach Beginn des Skandals sogar angeboten, er könne wieder in die Partei eintreten, wenn Gras über die Sache gewachsen sei.

Kohlweg teilte daraufhin mit, er habe „etwas Derartiges nie gesagt“. Der FR sagte er, Wenzel sei auf der Wahlliste gelandet, weil man nicht genug Kandidat:innen gehabt habe. „Man füllt die Liste auf“, sagte Kohlweg. Die AfD werde ihren Unterstützer:innen empfehlen, die AfD-Liste bei der Kommunalwahl in Kassel zu wählen, Wenzel aber zu streichen. Über die Möglichkeit des Kumulierens und Panaschierens können die Wähler:innen die Parteilisten bei der Wahl beeinflussen.

Der Sprecher des Landkreises Kassel sagte der FR, Wenzel habe seine Kandidatur sogar zurückziehen wollen. Dies sei aber generell nicht möglich. (Hanning Voigts)

Auch interessant

Kommentare