1. Startseite
  2. Rhein-Main

Kirche soll verkauft werden

Erstellt:

Kommentare

In diesem Jahr wird die katholische Kirche Heilig Kreuz 70 Jahre alt. reichwein
In diesem Jahr wird die katholische Kirche Heilig Kreuz 70 Jahre alt. reichwein © Jochen Reichwein

Hunderte Unterzeichner bei Gegen-Petition des Fördervereins

bad homburg - Die katholische Pfarrei St. Marien erwägt, die Heilig-Kreuz-Kirche im Stadtteil zu verkaufen. Noch vor den Sommerferien sollen Pfarrgemeinderat und Verwaltungsrat darüber abstimmen, sich von dem vor 70 Jahren errichteten Gotteshaus Auf der Schanze zu trennen. Hintergrund ist die Kirchliche Immobilien Strategie (KIS) des Bistums Limburg, die die Pfarreien auffordert, ihre Finanzen bei sinkenden Gläubigerzahlen im Blick zu behalten. Dabei geriet offenbar die Gonzenheimer Kirche in den Blick der Gutachter aus Limburg.

Ortsausschuss und Förderverein Heilig Kreuz wollen eine Entscheidung gegen die Stadtteilkirche verhindern und haben eine Onlinepetition gestartet. Nach zwei Tagen hatten 500 Gemeindemitglieder unterzeichnet; Stand gestern setzen sich 841 Unterstützende für den Erhalt ein.

„Heilig Kreuz hat eine sehr große Bedeutung für die Menschen in Gonzenheim“, schreibt Unterzeichner Tobias Scholz. „Dieser Raum ist elementar wichtig für den Stadtteil. Kirche, Schule, Kindergarten, bereits die Kleinsten unserer Gesellschaft wachsen mit diesen drei Säulen auf“, so Claudia Germer. „Diese Kirche war mir durch meine ganze Kindheit und Jugend ein Zuhause“, lautet der Beitrag von Charlotte Spielberg.

Förderverein stemmt Unterhalt selbst

Auch Brigitte Laupus, lange Vorsitzende des Ausländerbeirats, hat unterschrieben. „Ich war als Lehrerin der Friedrich-Ebert-Schule sehr oft mit Schulklassen bei den Einschulungsgottesdiensten“, schreibt sie. „Es ist unabdingbar, dass die Kirche erhalten bleibt“, so Peter Braun, Vize-Stadtverordnetenvorsteher und Mitglied im Förderverein.

Der finanzielle Unterhalt der Kirchen werde für Gemeinde und Diözese zu einem immer größeren finanziellen Kraftakt, heißt es bei KIS. Dieses Argument will der Förderverein nicht gelten lassen, stemmt er doch seit Jahren Unterhalts- und Renovierungskosten. „Notwendige Reparaturen, Sanierungen und Investitionen werden schnellstmöglich umgesetzt“, erklärt Hausmeister Stefan Fuchs und nennt Heizungssteuerung, Bodenbelag, Empore und Grundsanierung der denkmalgeschützten Orgel als Beispiele.

Dieses Instrument, weiß die stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins, Anita Söder, war einst eine Schenkung der Stadt. Es handele sich um das Instrument aus der Englischen Kirche, das nach deren Entweihung der neuen Gemeinde in Gonzenheim zur Verfügung gestellt wurde.

Viele Unterzeichner führen an, die Heilig-Kreuz-Kirche auch als kulturellen Teil Gonzenheims zu sehen und diesen erhalten zu wollen. Gerade wurden zum 70-jährigen Bestehen zwei Weinstöcke gepflanzt. Ein mit Orgelmusik untermalter YouTube-Film in der Petition zeigt, wie das Gotteshaus mit seinen 350 Sitzplätzen Anfang der 1950er Jahre entstand - zusammen mit dem dem umliegenden Wohngebiet hauptsächlich für katholische Vertriebene des zweiten Weltkriegs. „Inzwischen wohnen im Stadtteil viele Familien“, so der Förderverein. „Sie sollen auch in Zukunft in Heilig Kreuz wohnortnah beheimatet sein.“

Für die kroatische Gemeinde im Hochtaunus haben die Verkaufspläne noch eine besondere Komponente: Die Kirche Heilig Kreuz ist ihr Gottesdienstort. Der offenbar sehr stark frequentiert wird, wie die Besucherzahlen, auch die geparkten Autos im Stadtteil zu Messezeiten zeigen. „Für uns Kroaten ist der Besuch der Heiligen Messe ein zentrales Ereignis unseres Seelenfriedens. Wer uns das raubt, richtet enormen Schaden an“, schreibt jemand anonym in der Petition.

Nun erreicht das Anliegen auch die städtische Politik. Nächsten Mittwoch wollen die Grünen im Ortsbeirat beantragen, dass der Magistrat „schnellstens, also vor der nächsten Gemeinderats- und Verwaltungsratssitzung, in Erfahrung bringe, was das Ziel des Verkaufs ist und welche Kriterien zu den Verkaufsplänen führen“.

Es gibt Stimmen im Stadtteil, die vermuten, dass die Gonzenheimer Kirche geopfert werden soll, damit sich die Pfarrei auf die restlichen fünf Kirchorte konzentrieren kann. Oder dass beim Verkauf der Immobilie der Fokus auf einer maximalen Verwertungssumme liege. Dem Vernehmen nach soll sie einer freien Gemeinde angeboten werden; befürchtet wird aber ein Abriss durch neue Eigentümer, die dort Wohnhäuser errichten könnten.

Vom Bistum heißt es auf Nachfrage, ein Abriss sei auf keinen Fall vorgesehen. „Könnte die Kirche nicht als Multifunktionsraum erhalten und für die benachbarte Grundschule oder für Kita-Gruppen genutzt werden?“, fragt sich Anita Söder. Pfarrer Werner Meuer will sich erstmal nicht zu den Plänen äußern.

Auch interessant

Kommentare