Kassel erhält Halit-Platz

Am 1. Oktober wird ein namenloser Platz in Kassel als "Halitplatz" benannt werden. Damit will die Stadt der Opfer des Terrortrios des rechtsradikalen NSU gedenken. An anderen Tatorten zögern Städte mit der Ehrung.
Am 1. Oktober wird ein namenloser Platz in Kassel als "Halitplatz" benannt werden. Damit will die Stadt der Opfer des Terrortrios des rechtsradikalen NSU gedenken. An anderen Tatorten zögern Städte mit der Ehrung.
Beim einzigen deutschstämmigen Opfer ging es am schnellsten. Ende April weihte die Stadt Heilbronn eine Gedenktafel ein, die an die Ermordung der Polizistin Michèle Kiesewetter durch den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) erinnert. Darauf zu lesen ist eine gemeinsame Erklärung der sieben Städte, in denen die rechtsextreme Terrorzelle gemordet hat.
Erst fünf Monate nach der Kiesewetter-Ehrung folgt nun der zweite Erinnerungsort, wo eine Gedenktafel mit dem Text aufgestellt wird. An diesem Montag wird in Kassel ein bislang namenloser Platz am Hauptfriedhof zum Halit-Platz benannt und ein Gedenkstein enthüllt. Nur wenige Meter entfernt, in der Holländischen Straße, war am 6. April 2006 der 21-jährige Halit Yozgat in seinem Internetcafé erschossen worden. Er war das letzte Opfer der NSU-Mordserie, die im September 2000 begonnen hatte.
Eigentlich hatte sich der Vater des Ermordeten gewünscht, dass die Holländische Straße den Namen Halits erhält. Weil für die Stadt eine Umbenennung der mehrspurigen Ausfallstraße aber nicht in Frage kam, wurde nach einer Alternative gesucht – und die gemeinsame Gedenkinitiative der sieben Tatortstädte gestartet. Die Angehörigen der Opfer zu beteiligen, wurde dabei allerdings vergessen.
„Die Städte haben eher an ihre Selbstdarstellung gedacht als an die Hinterbliebenen“, kritisierte Barbara John. Der Ombudsfrau für die NSU-Opfer ist die Erklärung auf den Gedenktafeln zu allgemein. Statt von „Morden aus Menschenverachtung“ hätte darin unverklausuliert von „Ausländerhass“ die Rede sein müssen. „Offenbar wollte man sich dem Phänomen nicht stellen.“ Mit dem Halit-Platz aber sei die Familie Yozgat mittlerweile einverstanden, sagte John. „Das ist das Entscheidende.“
Noch keine Pläne in München
Noch keine Einigung gibt es dagegen in Nürnberg, wo der NSU gleich dreimal mordete. Die Stadt wollte in der „Straße der Menschenrechte“ einen Gedenkort schaffen, doch das ist einer der Opferfamilien zu abgelegen. In Dortmund erinnert bereits seit einer Woche eine Bodentafel an den ermordeten Kioskbesitzer Mehmet Kubasik; ein weiterer Gedenkstein mit dem allgemeinen Text soll folgen. Auch in Hamburg sollen noch in diesem Jahr zwei steinerne Stelen am Tatort aufgestellt werden.
Noch keine konkreten Pläne haben hingegen München und Rostock. In der Hansestadt stand zwar die Schaffung eines Mehmet-Turgut-Wegs schon auf der Tagesordnung. Einer der beiden zuständigen Ortsbeiräte lehnte die Idee ab – mit Argumenten, wie sie auch in Kassel zu hören waren: Das würde „eine Überbewertung der Tat“ bedeuten und die Opfer anderer, insbesondere von Linken oder Ausländern begangener Straftaten zurücksetzen.