Kampf gegen Kinderarmut hat keine politische Priorität
Trotz gravierender persönlicher Folgen für die betroffenen Kinder sowie hoher sozialer Folgekosten „spart“ die Politik auf allen Ebenen bei der Vermeidung von Armut. Ein Kommentar.
Regelmäßig veröffentlichen etwa die Bertelsmann Stiftung oder der Paritätische Wohlfahrtsverband alarmierende Zahlen zur Kinder- und Jugendarmut. Die wiederkehrenden bitteren Statistiken zeigen, dass Armutsbekämpfung auf allen politischen Ebenen keine Priorität hat. Das muss sich dringend ändern, auch weil Inflation und steigende Mieten die Not noch verschlimmern.
Der Bund sollte zum Beispiel den Mindestlohn und die Sozialleistungen deutlich erhöhen, wobei die speziellen, altersabhängigen Bedürfnisse der jungen Betroffenen zu berücksichtigen sind. Das Land muss sich – auch angesichts der viel niedrigeren Armutsquote etwa im ebenfalls wohlhabenden Bayern – kritisch hinterfragen, stärker in Bildung und Betreuung investieren und eigene Hilfsprogramme aufsetzen, die auf die besonders Bedürftigen zugeschnitten sind: Alleinerziehende, Familien mit drei oder mehr Kindern, junge Erwachsene. Und die Kommunen dürfen nicht zuerst bei den „freiwilligen sozialen Leistungen“ kürzen.
Allen Ebenen muss endlich klar werden: Der Kampf gegen Armut kann kein Sparprogramm sein, zahlt sich aber aus, gerade bei den nachfolgenden Generationen.