Wo die Kakaobohne herkommt

Über 20 Aussteller sind bei der dritten Bio-regio-fairen Sommermesse im Offenen Haus vertreten.
Kakao ist ein sinnlicher Genuss: Mit allen Sinnen ist er am Stand der Bildungsgruppe des Weltladens zu erfahren. Denn vor dem Genuss steht die Arbeit. Die Kakaobohnen aus Indonesien müssen geröstet und geschält werden, in kleinen Mörsern können die Besucher die Bohnen mit dem Stößel zerteilen. „Je feiner, desto besser“, sagt Petra Schefzyk vom Weltladen-Team.
Das Ergebnis darf natürlich auch gekostet werden. Ein feiner, leicht bitterer Geschmack macht sich auf der Zunge breit. „Süß wird die Schokolade erst durch den Zucker“, klärt Schefzyk die Besucher auf. Aber auch ohne die süße Zutat kann der selbstgemachte Kakao genossen werden: Mit frischer Milch vom Nieder-Ramstädter Sonnenhof wird ein Kakaotrunk gemixt. „Wir wollen zeigen, was für eine Geschichte und welcher Herstellungsprozess hinter der Schokolade steht – im Supermarkt wird die für Centpreise ohne große Beachtung gekauft“, sagt Schefzyk.
Bei der dritten Bio-regio-fairen Sommermesse im Offenen Haus des Evangelischen Dekanats Darmstadt ist das Team des Weltladens und des Sonnenhofs damit richtig. Am Samstag hat sich bei der Messe alles um bewussten Umgang mit regionalen oder unter fairen Bedingungen erzeugten Produkten gedreht. Über 20 Aussteller präsentieren sich mit unterschiedlichen Aktionen den Besuchern bei der vom Dekanat, der lokalen Agenda, dem Weltladen, der solidarischen Landwirtschaft, der Hochschulgruppe Nachhaltigkeit und der Aktion „Hessen entwickeln“ organisierten Messe. Im Foyer stehen die Stände teils so dicht an dicht, dass einige Gruppen Mühe haben, aufzufallen. Bei einer vierten Auflage mit weiteren Ausstellern dürfte für die Veranstalter der Umzug in eine größere Lokalität zu diskutieren sein.
„Das Interesse, was mit den Lebensmitteln geschieht, ist gestiegen“, sagt Detlef Schiechel vom Sonnenhof. Ihm ist es wichtig zu zeigen, dass es möglich ist, die in der Region erzeugte Milch auch vor Ort zu nutzen. „Sie wird hier verarbeitet, nicht irgendwo in Italien“, sagt er.
Samentauschbörse
Vor Ort aktiv ist auch die Initiative „Essbares Darmstadt“. Die Besucher können kleine Nutzpflanzen mit nach Hause nehmen und einpflanzen oder sich an der Samentauschbörse beteiligen. Um die Vielfalt der essbaren Pflanzen zu verdeutlichen, gibt es ein Tomaten-Memory-Spiel: Sorten wie Blue Pitts, Indigo Rose oder Green Zebra müssen zugeordnet werden. „Es gibt tausende Tomatensorten, aber vom Supermarkt her kennen die Leute meist nur zwei oder drei“, sagt Dieter Krellmann von der Initiative. Rund 150 Aktive zählt „Essbares Darmstadt“, die etwa Anwohnergärten betreuen oder Vorschläge zur Stadtbegrünung machen, etwa zur Begrünung des City-Tunnels.
Für Solarstrom wirbt Wolfgang Heymann von Energiegenossenschaft Darmstadt. Sechs Photovoltaikanlagen unterhält die Genossenschaft inzwischen, über das Mieterstrommodell werden Wohnungen mit Ökostrom versorgt. „Die ganze Thematik Solarstrom ist nicht nur günstiger, sondern inzwischen auch für viele selbstverständlich geworden“, sagt er, den Exotenstatus habe Ökostrom verloren.
Über seine Erfahrung mit der solidarischen Landwirtschaft berichtet Joost Hartwig den Besuchern. Seit vier Jahren Beteiligen seine Frau und er sich an dieser Form der Landwirtschaft und können sich wöchentlich frisch geerntetes vom Egelsbacher Birkenhof abholen. „Wir bieten für Interessenten auch einen Schnuppermonat an, um die Aktion einmal auszuprobieren“, sagt er.
948 Euro kostet die Teilnahme im Jahr, für das Geld erhalten die Anteilseigner wöchentlich unterschiedliches Obst und Gemüse. „Für den Landwirt hat das den Vorteil, dass er finanziell abgesichert ist und kalkulieren kann“, sagt Hartwig. Landwirt Arno Eckert sei auch experimentierfreudig und bereit, auch alte Sorten anzubauen. „In der konventionellen Landwirtschaft haben Kartoffelsorten wie das Bamberger Hörnchen keine Chance, aber durch die solidarische Landwirtschaft rechnet es sich, diese anzubauen“, sagt Hartwig.
Nicht nur landwirtschaftliche Produkte werden bei der Messe vorgestellt, auch der Schutz der Umwelt ist Thema. So informiert die Westwaldallianz über den Schutz des Darmstädter Waldes vor Rodung zugunsten der ICE-Trasse oder durch Grundwasserentnahme. „Der Westwald wird von mehreren Seiten her bedroht, das darf nicht in Vergessenheit geraten“, sagt Simone Schramme.