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Jawort am Schnapszahl-Datum

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Von: Annette Schlegl

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Die Liebenden: Eines der beiden Mosaike im Foyer des Hochzeitsturms.
Die Liebenden: Eines der beiden Mosaike im Foyer des Hochzeitsturms. © Monika Müller

Vor allem in Darmstadt war die Eheschließung am 22.2.22 gefragt. In Frankfurt dagegen ist der große „Run“ auf den besonderen Termin ausgeblieben.

Für viele Frauen ist es der größte Fauxpas, den Mann sich leisten kann: Er vergisst das Hochzeitsdatum. Damit das nicht passiert, ist ein Schnapszahl-Termin für die Eheschließung ein probates Mittel. Der 22.2.22 ist so ein Datum, das der besseren Hälfte problemlos im Gedächtnis bleiben sollte. Das müsste doch für den Dienstag einen Run auf die Standesämter ausgelöst haben. Oder?

Die Darmstädter sind an diesem besonderen Datum tatsächlich auch besonders heiratswütig. Die Nachfrage für den 22.2.22 sei „überraschend groß“ gewesen, sagt David Zulauf, der Leiter des Standesamts. Deshalb habe man außer der Reihe 25 Extra-Hochzeitstermine angeboten, die auch alle ausgebucht seien; zwei Paare mussten ihre Hochzeit allerdings wegen einer Corona-Quarantäne kurzfristig absagen. „Normalerweise finden die Trauungen bei uns nur donnerstags, freitags und im zweiwöchigen Rhythmus auch samstags statt“, sagt Zulauf.

Darmstadt: Heute 23 Trauungen außer der Reihe

32 Anfragen verzeichnete der Amtsleiter für den 22. Februar, „aber nicht jede Reservierung wird wahrgenommen“. Die Termine könnten schließlich zwölf Monate im Voraus online reserviert werden. „Wir gehen somit davon aus, dass jedes Paar, das am 22.2.22 heiraten wollte, bei uns auch heiraten kann“, sagt er. Übrigens bot das Standesamt auch am Mittwoch, 2.2.22, schon zehn Termine außer der Reihe an, von denen sieben wahrgenommen wurden.

14 Paare geben sich nun im Hochzeitsturm, Darmstadts Wahrzeichen auf der Mathildenhöhe, das Ja-Wort, neun Paare werden im Trauzimmer des Alten Rathauses verheiratet. Der Großteil der Eheschließungen gehe während der regulären Arbeitszeiten der Standesbeamten über die Bühne. „Statt am Dienstag am Schreibtisch zu sitzen, steht man eben im Trauzimmer.“ Von 16.30 bis 18.30 Uhr musste allerdings eine zusätzliche Schicht im Hochzeitsturm eingeschoben werden.

Das sei aber kein Vergleich zum 18.8.18, so Zulauf. An jenem Samstag habe man „morgens um 9.30 Uhr mit den Trauungen begonnen und abends um 22 Uhr geendet“. 836 Hochzeiten wurden im Vorjahr in Darmstadt geschlossen; vor der Pandemie waren es „über 1000“, so Zulauf.

Der Hochzeitsturm auf der Mathildenhöhe in Darmstadt ist am 22.2.22 ein begehrter Ort für eine Trauung.
Der Hochzeitsturm auf der Mathildenhöhe in Darmstadt ist am 22.2.22 ein begehrter Ort für eine Trauung. © Rolf Oeser

Frankfurt: Elf Hochzeits-Termine für den 22.2.22 waren schnell weg

Im Frankfurter Standesamt gab es dagegen keine Zusatztermine für den 22.2.22. „Wir waren der Meinung, dass ein größeres Angebot wegen der Corona-Pandemie das falsche Signal ist“, sagt Amtsleiterin Andrea Hart. Am 22. Februar finden somit elf Eheschließungen im Römer statt – wie an jedem anderen Wochentag auch. Diese elf Termine seien relativ früh – „schon im August, September, Oktober“ – ausgebucht gewesen. „Wir mussten einige Paare abweisen, aber das kommt auch an Freitagen oder Samstagen vor“, sagt sie. Ein lesbisches Paar gibt sich am 22. Februar im Römer das Ja-Wort. Aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr die FR, dass Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) an diesem Tag das eine oder andere Brautpaar persönlich vor dem Römer beglückwünschen und mit einer Flasche Sekt aus dem städtischen Weingut beschenken wird.

„Als es die echten Schnapszahlen gab, haben wir unser Trauungs-Kontingent erweitert“, sagt Hart und nennt den 11.11.11 oder den 12.12.12. „Am 9.9.99 war die Nachfrage sogar exorbitant hoch. Da hatten wir 100 Eheschließungen. Aber das war auch zum einen ein Freitag, zum anderen war es Sommer.“

Frankfurt: Zahl der Trauungen ging im Vorjahr zurück

2768 Ehen wurden laut Hart im Vorjahr in Frankfurt geschlossen, davon 140 gleichgeschlechtliche. Rund 5000 Anmeldungen für die Eheschließung seien gezählt worden. Eine Trauung sei nicht wohnortgebunden, geheiratet werden könne überall, begründet sie diese Differenz. Vor der Pandemie, im Jahr 2018, habe man noch 3197 Trauungen gezählt. „Einige haben ihre Hochzeit verschoben, weil keine große Feier möglich war“, so Hart.

Gelegenheiten zum Heiraten gibt es in Frankfurt übrigens genug. An 30 Samstagen im Jahr werden Heiratswillige zusätzlich getraut, mittwochs und freitags außerdem im Bolongaro-Palast im Stadtteil Höchst sowie von Mai bis September an jedem Freitag im Haus Rosenbrunn im Palmengarten. „An ausgewählten Daten“, so Hart, könne man sich auch in der Nikolauskapelle in Bergen-Enkheim und im Seckbacher Rathaus das Ja-Wort geben.

Wiesbaden: 16 Paare wollten den 22.2.22 für ihre Eheschließung

In Wiesbaden wurden Zusatztermine für den 22.2.22 angeboten. „Der Dienstag ist normalerweise bei uns kein Trautag, aber an solchen besonderen Daten bieten wir immer wieder außer der Reihe Eheschließungen an“, sagt Ralf Munser, Leiter des Pressereferats. 16 Paare suchten sich das Schnapszahl-Datum für ihren Bund der Ehe aus; das Standesamt musste niemandem absagen. Am 2.2.22 wurden in der Landeshauptstadt schon 15 Paare getraut, „drei Termine wären damals noch frei gewesen“, so Munser. In den vergangenen beiden Jahren seien jeweils rund 1500 Ehen geschlossen worden.

In Offenbach ist der große Run auf den 22.2.22 dagegen ausgeblieben. „Keine einzige Trauung“, vermeldet Standesbeamter Michael Herzberg. Am 2.2.2022 sei das genauso gewesen. Es habe lediglich zwei Anfragen zu diesen Terminen gegeben, die kurz vor dem 2. Februar gekommen seien.

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