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„Immer noch eine Inzidenz von über 100“

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Das Schild, das Gesundheitsamtschefin Dr. Birgit Bornheim und die Erste Kreisbeigeordnete Madlen Overdick (rechts) halten, hat lange Zeit den Weg zum Impfzentrum im Kastengrund gewiesen.
Das Schild, das Gesundheitsamtschefin Dr. Birgit Bornheim und die Erste Kreisbeigeordnete Madlen Overdick (rechts) halten, hat lange Zeit den Weg zum Impfzentrum im Kastengrund gewiesen. babs © Schmidt

Kreis behält Pandemiegeschehen im Blick / Lage hat sich deutlich entspannt

Main-Taunus - Corona - das ist für die allermeisten ein längst abgehaktes Thema. Für das Gesundheitsamt des Main-Taunus-Kreises, für die Ärzte, die mit Covid-Patienten zu tun haben, und auch für alle, die in Pflegeberufen arbeiten, sieht das ein wenig anders aus. „Wir haben immer noch eine Inzidenz von über 100“, sagt die Leiterin des Gesundheitsamtes im Kreishaus, Dr. Birgit Bornheim. Und sie rechnet damit, dass die Saal-Fastnacht in den kommenden Tagen und Wochen den Wert noch einmal deutlich ansteigen lassen wird.

„Hohen Blutdruck, wie das zu Beginn der Pandemie der Fall gewesen wäre, kriegen wir deswegen aber nicht mehr“, macht die Erste Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernentin Madlen Overdick (Grüne) deutlich, wie viel entspannter die Lage knapp drei Jahre nach den ersten Covid-Fällen auch im Main-Taunus nun ist. Die Impfungen, der hohe Immunitäts-Grad und die Entwicklung zu weniger gefährlichen Mutationen des Erregers haben ermöglicht, dass sich das Leben weitgehend normalisiert hat.

Aus der Pandemie lernen und sich vorbereiten

Das Impfzentrum des Main-Taunus-Kreises, das im Kastengrund aus dem Boden gestampft worden war, ist daher genauso Geschichte wie die tingelnde Impf-Crew der Main-Taunus-Kliniken. Während der Impfkampagne wurden laut Angaben des Kreises rund 229 000 Impfungen verabreicht. Was zwei Jahre nach deren Beginn noch an Impfangebot notwendig ist, braucht nun keine solchen Extras mehr. „Die Kassenärztliche Vereinigung und die Vertreter der niedergelassenen Ärzte, mit denen wir in regelmäßigem Austausch sind, haben das Signal gegeben: Wir können diese Aufgabe absolut erfüllen“, berichtet Overdick.

TESTSTELLEN

Wo gibt es noch eine Teststelle? Diese Frage ist laut der Ersten Kreisbeigeordneten Madlen Overdick immer schwieriger zu beantworten. Zwar bestehe zwar eigentlich eine Verpflichtung, sich beim Kreis abzumelden, wenn ein Testangebot aufgegeben werde, doch hielten sich bislang nicht alle daran. Das Gesundheitsamt jedenfalls hat hier keinen Überblick.

Wer einen Test benötigt, sei es, weil er eine Ansteckung befürchtet oder weil er einen Besuch in einem Altenheim oder einem Krankenhaus machen möchte, kann sich am einfachsten über eine Internet-Suchmaschine informieren, wo noch Teststellen verfügbar sind. Tests sind nur noch in begründeten Fällen kostenfrei, ansonsten ist eine Gebühr fällig. babs

Personell längst wieder abgerüstet hat auch das Gesundheitsamt, für das auf dem Höhepunkt der Pandemie rund 100 Mitarbeiter aus der gesamten Kreisverwaltung und Kräfte der Bundeswehr mit der Registrierung von Corona-Fällen, Bearbeitung von Verdienstausfall-Entschädigungen und telefonischen Auskünften tätig waren. Seit Ausbruch der Pandemie wurden dem Gesundheitsamt insgesamt mehr als 107 000 Infektionen gemeldet. Die Fallzahlen sind nicht zuletzt wegen des nicht mehr verpflichtenden PCR-Tests zurückgegangen. „Aktuell sind noch drei Mitarbeiter mit der Erfassung beschäftigt“, sagt Amtsleiterin Bornheim.

„Wir haben nach wie vor die vulnerablen Gruppen“, weist die Erste Kreisbeigeordnete darauf hin, dass das Amt zudem mit den Alten- und Pflegeheimen weiter den Austausch pflegt. Überhaupt habe die Pandemie deutlich gemacht, wie wichtig Kommunikation sei, „einfach im Gespräch zu sein“, betont die Gesundheitsdezernentin. „Aber man musste ja auch mit jemandem sprechen, sich austauschen“, erinnert sie daran, wie neu der Umgang mit einer solchen Pandemie für alle war, egal, auf welcher Ebene sie Verantwortung trugen.

Für sie heute das Wichtigste: „Dass wir daraus lernen und für ähnliche Situationen besser vorbereitet sind.“ So hat das Virus seine Spuren am Ende auch im Gesundheitsamt hinterlassen, das sich strukturell neu aufgestellt hat. Dazu bedurfte es auch einer Aufstockung des Personals. „Vor der Pandemie waren wir 43 Personen“, sagt Amtsleiterin Dr. Bornheim, „jetzt sind wir, wenn alle Stellen besetzt sein werden, dann bei über 60 Personen.“ Damit könnten „alle pflichtigen Aufgaben“ erfüllt werden, wie Overdick erläutert, und dazu nun auch Aufgaben, die man vorher „nicht vollumfänglich“ habe umsetzen können, etwa im Bereich der Prävention. Ein Abbau von Überstunden sei noch nicht gelungen.

Wie sich die Pandemie und ihre Einschränkungen auf die Entwicklung von Kindern ausgewirkt hat, gehört zu den vieldiskutierten Fragen. Bei den nun wieder laufenden Schuluntersuchungen sei schon der Eindruck entstanden, dass ein höherer Prozentsatz der Kinder Probleme bei bestimmten Aufgaben hat, als das vor der Pandemie der Fall gewesen sei, sagt Birgit Bornheim, ohne das gleich bewerten zu wollen. Dass der Kreis insgesamt gut durch die Pandemie-Zeit gekommen ist, da ist sie sich aber mit ihrer Chefin einig.

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