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Im Paradies der Flipper

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Von: Dagmar Bertram

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In Alfred Pikas Western Saloon gibt es am nächsten Samstag die erste Flipper-Veranstaltung seit drei Jahren. merz © Nicole Merz

Addams Family“, „Avatar“ und „Alien Poker“ - das sind nur drei der Geräte, an denen Anfang Juni die Weltmeisterschaft im Flippern ausgetragen wird. Vorgeschlagen hat die Automaten Alfred Pika. Denn bei ihm in Echzell, in „Freddy’s Pinball Paradise“, wird der Wettbewerb ausgetragen - nicht zum ersten Mal.

Endlich! Alfred Pika steht in dem ehemaligen Supermarkt, den er vor 13 Jahren gekauft hat, und strahlt. Um ihn herum blinkt und blitzt es, von überall dringt Musik ans Ohr. „Freddy’s Pinball Para-dise“ ist wieder geöffnet.

Rund 170 Flipper-Automaten laden hier in Echzell zum Spielen ein. Genau dafür hatte Pika die Halle gekauft, zunächst nur für sich, später auch für Gäste. Doch Corona hatte die Lichter ausgehen lassen. Nun ist es wieder bunt im Paradies. Nächste Woche Samstag ist der erste Veranstaltungstag seit drei Jahren. Und Anfang Juni kommen die Besten hierher.

Schon 2013 wurde die Weltmeisterschaft im Flippern in Echzell ausgetragen. Die amerikanischen Veranstalter waren so begeistert, dass sie wiederkommen wollten. Kein Wunder, finden die Wettbewerbe meist in grauen Hallen statt - kein Vergleich zu Pikas Western Saloon. Nun ist es so weit. Am 1. Juni treten erst die USA gegen Europa in einem Wettbewerb an. Vom 2. bis 4. Juni geht es dann um den Titel „World Pinball Champion“. An welchen Geräten gespielt wird, hat Pika mitbestimmt. Er hat eine Vorauswahl von 150 Geräten aus seiner Sammlung getroffen, u. a. anhand des Regelwerks. „Es gibt zum Beispiel Flipper, bei denen man dem Gegner Bälle stehlen kann. Das ist unfair und für einen Wettbewerb nicht geeignet.“ Die Veranstalter der International Flipper Pinball Association (Pika: „Einen Unterschied zwischen Flipper und Pinball gibt es nicht“) haben anhand seiner Liste 60 Geräte ausgewählt, die zum Einsatz kommen.

In den Kategorien alt, mittel, neu gibt es jeweils vier Ersatzgeräte. „Das ist so, als hätte ein altes Auto drei Jahre im Garten gestanden“, sagt Pika, „da muss man mit Ausfällen rechnen.“

RUND 170 FLIPPER

Zuschauen ist Anfang Juni bei der Pinball-Weltmeisterschaft in Echzell nicht möglich. Aber es geht ohnehin besser. Regelmäßig öffnet »Freddy’s Pinball Paradise« seine Türen. Dann können rund 170 Flipper auf Herz und Stahlkugel getestet werden. An den meisten Geräten ist freies Spiel möglich. Nur die allerneuesten Modelle laufen mit Münzeinwurf - damit jeder Gast die Möglichkeit hat, daran zu spielen. Die Einnahmen werden an Echzeller Kindergärten gespendet.

Der Tagesbeste erhält an jedem dieser Geräte einen Eintrittsgutschein für ein nächstes Mal. Die Flipperhalle in der Bisseser Straße ist an den Veranstaltungstagen von 15 bis 24 Uhr geöffnet. Von 18 bis 19 Uhr kann zudem im Teile- und Zubehörshop gestöbert werden. Die nächsten Samstagstermine sind am 25. März und 29. April. Tickets gibt es nur online: www.shop. freddys-pinball-paradise.de . dab

Um einen Flipper zu reparieren, hat Pika sowohl das Können als auch das Material. 2017 verkaufte er seine Ersatzteil- und Zubehörfirma für US-Fahrzeuge und konzentrierte sich auf die Flipper. Heute ist er Importeur und Händler für verschiedene Hersteller, beschäftigt sechs Mitarbeitende, bereitet alte Geräte wieder auf und verbessert neue: Von Glitzerlackierung über Spielfeldschutz bis zu Lautsprecherbeleuchtung ist vieles möglich.

Wer sein Hobby teilt, konnte vor Corona einmal im Monat zum Spielen vorbeikommen. Viele Stammgäste fragten im Lockdown an, ob sie einen Flipper mieten könnten. „Aber das wäre zu teuer geworden“, sagt Pika. „Die bessere Variante war, sich einen zu kaufen.“ Das sei zwar eine hohe Investition - einen gebrauchten gibt es ab 3000, einen neuen ab 6000 Euro. „Aber Flipper sind sehr, sehr wertbeständig.“ Tatsächlich entschieden sich viele Stammgäste für ein eigenes Gerät. „Das Lager war leer, Und ich habe auch viele Geräte aus der Halle abgegeben.“

Wer am 25. März nun erstmals wieder zum Spielen kommt, muss aber keine Sorge haben, dass das Paradies keins mehr ist. Längst sind die Lücken mit Geräten aus Pikas Sammlung geschlossen, und auch die neuesten Geräte auf dem Markt stehen bereit, wie „James Bond“, „Queen“ und „The Godfather“.

Ganz so niegelnagelneu sind die Automaten nicht, auf denen die 80 WM-Teilnehmer aus 32 Ländern derweil üben. Möglichkeiten dazu gibt es bei Turnieren, erzählt Pika, ebenso in Bars, aber auch am Computer. Zwar vermittle ein virtueller Flipper nicht das Spielgefühl wie ein echter, aber: „Damit lässt sich das Regelwerk gut lernen.“

Das muss dann Anfang Juni vor Ort umgesetzt werden. Bis dahin werden die 72 Geräte noch extra für die WM eingestellt. „Bei modernen Geräten gibt es zum Beispiel einen Ballsaver, das heißt, man bekommt einen Ball, den man in den ersten Sekunden verliert, ersetzt - bei der WM nicht“, erklärt Pika. „An jedem Gerät kann man sich Extrabälle erspielen - bei der WM nicht. Außerdem kann man Bälle durch gezieltes Schütteln des Flippers retten - bei der WM nicht.“ Denn das sogenannte Tilt-Pendel ist so sensibel eingestellt, dass der Automat ausgeht, wenn man zu viel Kraft ausübt. Außerdem werden die Stellfüße der hinteren Beine hochgedreht, sodass das Spielfeld steiler wird und die Kugel schneller rollt. Die Spielfläche wird poliert und gewachst. „Die Flipper werden extrem böse gemacht“, sagt Alfred Pika und lacht. Nur so ist gewährleistet, dass tatsächlich der oder die Beste gewinnt. Denn: „Zum Flippern braucht es kein Glück, sondern Geschicklichkeit.“

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Alfred Pika sammelt Flipper. merz © Nicole Merz

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