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Ihr Platz ist in Tansania bei den Massai

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Eine zufriedene kleine Familie in Afrika: Stephanie Fuchs mit ihrem Mann Sokoine und dem sieben Jahre alten Sohn Yannik. privat
Eine zufriedene kleine Familie in Afrika: Stephanie Fuchs mit ihrem Mann Sokoine und dem sieben Jahre alten Sohn Yannik. privat © privat

Stephanie Fuchs aus Liederbach lebt nun in Afrika / Erstes Buch erscheint am 1. März

Liederbach/Tansania - Aufstehen um 6.30 Uhr, Sohn Yannik (7) für die Schule fertig machen, dann vor und nach dem Frühstück nach den Ziegen schauen, Traumfänger mit der Schwiegermutter basteln, zudem bis zum Mittag Damenbinden nähen. Nachmittags bleibt Zeit für Dorfgespräche mit den Frauen, aber auch Administration, E-Mails bearbeiten. Vor dem Abendessen steht erneut die Betreuung von Ziegen und Kühen an, danach wiederum wird der Sohn ins Bett gebracht.

Diesen besonderen Tagesablauf hat Stephanie Fuchs. Sie hat sich für einen bemerkenswerten Schritt entschieden: Die in Liederbach aufgewachsene Biologin lebt in Tansania seit zwölf Jahren bei einem Stamm der Massai. In dem afrikanischen Land hat sie bei einem Forschungsaufenthalt ihren späteren Mann Sokoine kennengelernt und ist geblieben. Sie haben den sieben Jahre alten Sohn Yannik.

Unter dem Titel „Esepata: Mein Platz ist bei den Massai“ hat Fuchs nun ein Buch über ihre Geschichte geschrieben, das am 1. März erscheint. „Auf einem Forschungsaufenthalt in Afrika begegnet die Biologin Stephanie Fuchs Sokoine, einem traditionell lebenden Massai. Die beiden verlieben sich, doch die Hürden sind groß, die ihrer Beziehung im Wege stehen. Schließlich geben sie ihrer Liebe eine Chance und Stephanie Fuchs zieht nach Tansania in Sokoines Dorf“, heißt es im Klappentext.

Geboren wurde Fuchs in Frankfurt, wuchs ab dem dritten Lebensjahr in Liederbach auf. Das Abitur machte sie in Höchst, erst danach verließ sie die Gemeinde zum „Work and Travel“ mit ihrer Schwester nach Australien. Von dort ging es nach England, wo sie Biologie mit Fokus auf Umweltschutz studiert habe. Im Kontakt mit dieser Zeitung nennt sie als Berufswünsche „Umweltschützerin, Forscherin oder Dokumentarfilmerin“ und sagt: „Ich wollte schon immer etwas Gutes in der Welt ausrichten, mein Leben für etwas Gutes gebrauchen.“

Im Januar 2010 ging Fuchs als Freiwillige Forschungsassistentin nach Tansania. Das Projekt war es, die Migrationsrouten von Büffeln und Elefanten zu erforschen, um herauszufinden, ob ein Gebiet geschützt werden muss. Fuchs war aber schon 2008 während des Studiums für zwei Monate in Afrika, in Simbabwe. Als Freiwillige im Hwange Nationalpark, mit den Konflikten zwischen Elefanten und Menschen befasste sich auch ihre Abschlussarbeit. „Ich habe es geliebt. In Simbabwe habe ich etwas ganz Wichtiges gelernt: dass wir Menschen nicht der Feind der Tiere sind. Dass auch Tiere den Lebensunterhalt von Menschen bedrohen wie zum Beispiel Elefanten, die eine Maisfarm kaputt trampeln oder fressen“, erzählt sie. Denn viele leben von der Landwirtschaft, kommen in Konflikt mit Tieren.

Doch dann kam vieles anders: „In Tansania habe ich mich Hals über Kopf verliebt“, berichtet die 36-Jährige offen. „Ich habe ganz schnell Swahili gelernt, weil ich näher an den Menschen sein wollte. Ich wollte diese Kluft zwischen uns überbrücken“, sagt sie. „Ich wollte, dass sie mich als Mensch sehen und verstehen und das Gleiche wollte ich auch für mich. Ich wollte in die Kultur eintauchen, von den Menschen lernen, etwas Neues entdecken, meine Weltsicht erweitern, auch nahe mit Tieren arbeiten und in der Wildnis leben.“

Sehr spannend auch ihre Aussage: „Ich wusste schon, bevor ich Sokoine traf, dass ich in Tansania bleiben wollte. Ich wollte nicht zurück nach Deutschland. Als ich mich in ihn verliebte, war das nur umso mehr ein Grund, einen Weg zu finden und in Tansania sesshaft zu werden.“ Doch es folgten Herausforderungen, denn die junge Frau aus Liederbach musste ihren Platz in der traditionellen Gesellschaft der Massai finden. Die Anpassung sei „prägend“ gewesen. „Es war herausfordernd, aber ich bin sehr dadurch gewachsen als Person, weil ich immer wieder mich selbst reflektieren musste.“ Die Massai leben in den weiten Ebenen im Süden Kenias und im Norden Tansanias. Sie sind als Krieger sowie Rinder- und Ziegenhirten bekannt, leben in Lehmhütten und tragen einen besonderen Schmuck.

Bei einem Autounfall wird sie verletzt, nach der Geburt des Sohnes erkrankt sie an einer Depression. „Doch die größte Prüfung stellt sich für Stephanie, Sokoine und ihr Dorf, als sich die Folgen des Klimawandels bemerkbar machen - in Form von Dürren, die ihre Existenzgrundlage bedrohen. Stephanie fasst einen Plan, wie sie ihren Sohn und ihre Familie vor den klimatischen Veränderungen schützen will“, heißt es in der Ankündigung für das Buch.

Dieser Zeitung schreibt Fuchs: „Ich habe mich angepasst, fühle mich zu Hause, habe eine wunderbare Beziehung mit den Frauen und Kindern in meiner Familie.“ Es sei aber „voraussehbar“, dass die Nachkommen „wahrscheinlich nicht mehr wie traditionelle Massai leben werden können“. Fuchs: „Aber ich werde weiterhin versuchen, für den Erhalt der Massai-Kultur zu kämpfen und um ihre Landrechte. Ich liebe Tansania, ich liebe die Massai. Ich möchte dieses Land nie verlassen.“ Sie wisse um den Klimawandel, die Anpassung an die Moderne, „von der sie nicht entkommen können“, stehe bevor. Vielleicht ist es der Stoff für ein zweites Buch, an das sie denke.

„Esepata: Mein Platz ist bei den Massai“ erscheint am 1. März beim Knaur-Verlag und kostet 20 Euro. Die ISBN ist die 9783426286180. Eine Lesung mit Fuchs ist am 14. März um 19 und 20 Uhr in der Buchhandlung „Kolibri“ am Marktplatz „Im Kohlruß“ in Liederbach. Anmeldung unter 0 61 96 / 76 57 43 oder info@buchhandlungkolibri.de .

Mit Frauen wird genäht. privat
Mit Frauen wird genäht. privat © privat
Das Titelbild des Buches.
Das Titelbild des Buches. © privat

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