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Auf den Hund gekommen

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Von: Andreas Groth

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Daniela Friesenhahn (links) und Hündin Tara kommen zwei Mal im Monat gemeinsam.
Daniela Friesenhahn (links) und Hündin Tara kommen zwei Mal im Monat gemeinsam. © Rolf Oeser

Seit Kurzem bekommt die Kita Auenland in Bad Vilbel besonderen Besuch. Terrier-Dame Tara ist seit Ende März die neue Spielgefährtin der Kleinkinder.

Die Kita Auenland in Bad Vilbel-Massenheim hat an diesem Donnerstagmorgen einen außergewöhnlichen Gast. Die Kinder trauen dem Besuch noch nicht recht und nehmen zusammen mit ihren beiden Erzieherinnen ein paar Meter entfernt auf einer Decke Platz. Der Gast ist die Terrier-Dame Tara. Sie hat es sich in einer Ecke des Raums bequem gemacht und beißt vergnügt auf einem Kaustab herum, während Frauchen Daniela Friesenhahn den unter Dreijährigen die Vierbeinerin ankündigt. Tara ist eine Besuchshündin. Es ist ihr zweiter Besuch in der Kita. Künftig soll sie zwei Mal im Monat bei den Kindern sein. „Die Kinder sollen lernen, sich vorsichtig und behutsam einem Hund zu nähern und so den Respekt vor Tieren zu erfahren“, sagt Kita-Leiterin Georgete Bogalho.

Damit heute das Eis zwischen der Hündin und den Jungen und Mädchen bricht, zeigt die Besitzerin ihnen ein Bilderbuch. Es geht um eine fiktive Geschichte, die von Tara und ihrem Teddybär Titus erzählt, der verloren geht. Die Kinder hören gebannt zu. Inzwischen hat Tara neben Frauchen Platz genommen. Die Kinder sind da nur noch einen Meter von ihr entfernt. Das anfängliche Unbehagen ist kleiner geworden. „Wir müssen das ganz sanft aufbauen“, erklärt Friesenhahn das Konzept.

Wenig später tollen einige schon durch den Raum und werfen ein Stofftier, das ihnen Tara wieder zurückholen soll. Frauchen Friesenhahn ist stets an der Seite von Besuchshündin und Kindern. Einige streicheln das weiche Fell, das Tara sogar im Namen trägt. Sie ist ein „Irish Soft Coated Wheaten Terrier“, was übersetzt so viel heißt wie „weichhaariger, weizenfarbiger Terrier“.

Einrichtungsleiterin Bogalho will nach drei Monaten entscheiden, ob Tara regelmäßiger Gast wird. „Ich denke schon, dass sich das etablieren wird“, sagt sie. Nach einer Infoveranstaltung waren alle Eltern einverstanden mit den Hundebesuchen – ebenso die Unfallkasse, das Gesundheits- und das Veterinäramt des Wetteraukreises. Die Teilnahme an der halbstündigen Visite ist freilich keine Pflicht. Dennoch machen alle Kinder mit. In kleinen Gruppen, zu fünft oder sechst, spielen sie mit dem Tier. Es dürften nicht zu viele sein, um den Hund vor zu großem Stress zu bewahren, erklärt der Wetterauer Amtsveterinär Rudolf Müller.

Um Besuchshund zu werden und in Kitas zu dürfen, musste Tara gemeinsam mit Daniela Friesenhahn eine spezielle Ausbildung absolvieren. Das tat sie an der „Vierbeiner Academy“ in Mecklenburg-Vorpommern. Dort werden nach Angaben des Leiters Norbert Millner 20 bis 25 Besuchshunde im Jahr ausgebildet.

Taras Züchterin riet ihr zu der Ausbildung, nachdem sie mitbekommen hatte, wie einfühlsam die Hündin zu Friesenhahns schwerbehinderter Tochter bis zu deren Tod war. „Es muss ein braver, lieber Hund sein“, sagt die Bad Vilbelerin. Das wird an dem Schulungszentrum überprüft. Außerdem sind Belastbarkeit, Gehorsam und Motivierbarkeit gefragt. Wer die nicht mitbringt, kann kein Besuchshund werden. Die insgesamt 30 Stunden umfassende Ausbildung endet mit einer theoretischen und praktischen Prüfung.

Dass ein Besuchshund gehorsam und belastbar sein muss, lässt sich in der Kita Auenland gut beobachten. Nach einer Stunde, die die Kita 30 Euro kostet, ist denn auch Tara etwas müde. Und Pädagogin Bogalho ist zufrieden: „Wir freuen uns, dass wir ein weiteres Puzzleteil in unserer naturpädagogischen Ausrichtung etablieren können.“ Dazu gehörte bislang schon, dass die Kinder Vögel und Eichhörnchen im Kita-Garten füttern, dass dort Kräuter und Gemüse angebaut werden, und dass es jede Woche einen Tag gibt, an dem die Kinder die Natur erkunden. Mit Tara ist die Kita nun auch „auf den Hund gekommen“.

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