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Die Natur übernimmt die Grabpflege

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Nur ein zierliches Schild am Stamm erinnert an den Menschen, der am Fuß dieses Baums seine letzte Ruhe gefunden hat. privat
Nur ein zierliches Schild am Stamm erinnert an den Menschen, der am Fuß dieses Baums seine letzte Ruhe gefunden hat. privat © privat

Ein Teil des Stadtwaldes könnte für Bestattungen genutzt werden

Steinbach - Die letzte Ruhe im Wald unter einem Baum finden, das können sich viele Menschen gut vorstellen. In Steinbach wird der Magistrat jetzt prüfen, ob in einem Teil des 91 Hektar großen Stadtwaldes ein Bestattungswald ausgewiesen werden kann. Die CDU-Fraktion hatte dazu am Montag in der Stadtparlamentssitzung den entsprechenden Antrag gestellt, dem die Stadtverordneten einmütig zustimmten. Demnach soll der Magistrat zusammen mit dem Forstamt Königstein und gewerblichen Bestattungswald-Anbietern wie FriedWald und Ruheforst prüfen, ob es im Steinbacher Wald eine geeignete Teil-Fläche für einen Bestattungsplatz gibt.

Stadtverordnete Tanja Dechant-Möller (CDU) hatte zuvor erklärt: „Immer mehr Menschen wünschen sich eine Alternative zu herkömmlichen Bestattungen.“ Das könne ein Ort sein, „wo sie bereits zu Lebzeiten Natur und Ruhe suchten oder an dem sie schon als Kind gern Zeit verbrachten“. Eine Baumbestattung verspreche naturnah sowie unabhängig von Konfessionen und sozialen Zwängen zu sein. Die Grabpflege bei einem Urnengrab im Wald übernehme die Natur. Das entlaste Angehörige von Kosten und Zeitaufwand für die Grabpflege.

Grabschmuck ist im Wald nicht zugelassen. Nur eine kleine Plakette am jeweiligen Bestattungsbaum weise auf den Menschen hin, dessen Asche dort, nahe der Wurzel, in einer biologisch abbaubaren Urne, begraben sei. Den Baum könne man sich schon zu Lebzeiten aussuchen, so Dechant-Möller weiter.

Zentrale Lage und gute Verkehrsnetzanbindung

Der Friedwald bleibe auch nach seiner Widmung als Friedhof für alle Erholungssuchenden zugänglich. Das allgemeine Betretungsrecht des Waldes werde nicht eingeschränkt. „Daher sind Freizeitaktivitäten wie zum Beispiel Radfahren oder Joggen auch in einem Friedwald möglich. Lediglich das Verhalten der Menschen sollte der Würde des Ortes angemessen sein.“

Für die Stadt Steinbach könne ein Bestattungswald darüber hinaus eine vorteilhaftere Bewirtschaftung des Waldes ermöglichen, dieses Ökosystem aufwerten - „und unsere Stadt stärker in das öffentliche Interesse rücken.“ Steinbachs zentrale Lage, gute Verkehrsnetzanbindung und die Buchen- und Eichenmischwälder könnten für eine Eignung sprechen. Sie wisse von drei „FriedWäldern“, die alle von Steinbach etwa 40 Autominuten entfernt seien: In Weilrod, Taunusstein und Dietzenbach.

Dominik Weigand (FDP) lobte den Antrag und regte an, bei der Belegung eines künftigen Bestattungswaldes Steinbacher Bürger, wenn möglich, zu bevorzugen. Barbara Köhler (SPD) wies darauf hin, dass es nicht nur von Bestattungswald-Anbietern betriebene Friedwälder gebe, sondern auch kommunal geführte Bestattungswälder. In der Tat betreibt die Stadt Rosbach ihren eigenen Bestattungswald, der zwischen Wehrheim, Rosbach und Friedrichsdorf-Köppern liegt. SPD-Fraktionschef Moritz Kletzka ergänzte, die Stadt solle auch prüfen, was es bedeuten würde, wenn sie den Bestattungswald selbst betreiben würde. „Das könnte vielleicht für die Stadt ein lukratives Geschäft sein.“ cg

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