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Operieren mit künstlichen Armen

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Von: Torsten Weigelt

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Da Vinci Xi: Der Ärztliche Direktor Dominik Denschlag demonstriert die neue Operationstechnik.
Da Vinci Xi: Der Ärztliche Direktor Dominik Denschlag demonstriert die neue Operationstechnik. © Renate Hoyer

Die Hochtaunuskliniken investieren in ein neues Hightech-Operationssystem: Das roboterassistierte System fungiere bei minimal-invasiven Eingriffen als "verlängerter Arm des operierenden Arztes".

Den Kopf nach vorn gebeugt, fixieren die Augen einen 3-D-Bildschirm, auf dem die Operationswerkzeuge in zehnfacher Vergrößerung zu sehen sind. Mit Daumen und Mittelfinger lassen sie sich über kleine Joysticks hin und her bewegen: An diesem Dienstag kann eine Gruppe Journalisten selbst Chirurg spielen und das neue Hightech-Operationssystem „Da Vinci Xi“ testen. Doch keine Angst: Patienten kommen dabei nicht zu Schaden. Die Aufgabe besteht darin, einen Gummiring über einen Draht zu bewegen.

Mit der Neuerwerbung wollen sich die Hochtaunuskliniken als Vorreiter in der Operationstechnik profilieren. „Damit haben wir ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Geschäftsführerin Julia Hefty. Als einziges Krankenhaus in Hessen arbeitet die Klinik in Bad Homburg seit Oktober mit der neuesten Version des Da-Vinci-Systems.

Es sei der „Schritt in eine neue Ära des Operierens“, schwärmt der Ärztliche Direktor Dominik Denschlag. Das roboterassistierte System fungiere bei minimal-invasiven Eingriffen als „verlängerter Arm des operierenden Arztes“ und biete eine höhere Präzision als konventionelle Methoden. Das neue Modell sei in der Lage, die Bewegung der menschlichen Hände eins zu eins zu imitieren. An den Hochtaunuskliniken wird es unter anderem bei Tumoroperationen an Niere und Prostata, bei Gebärmutterentfernungen oder Gallenoperationen eingesetzt.

Für die Patienten habe es den Vorteil, dass der Blutverlust geringer und eventuelle Narben kleiner ausfielen. „Außerdem ist man schneller wieder fit“, sagt Denschlag. Gerade bei schwierigen Eingriffen möchte er das System nicht mehr missen.

Insgesamt fünf Ärzte sind an den Hochtaunuskliniken inzwischen in der Lage, die zwei Meter hohe Anlage mit den vier Greifarmen zu bedienen. Rund 100 Operationen haben sie inzwischen damit ausgeführt. Vorausgegangen war eine intensive Schulung mit theoretischer und praktischer Prüfung. Dabei habe man etliche Stunden am Simulator verbracht, schildert der Chefarzt für Urologie, Jon Jones. Ergänzt worden seien sie durch Testoperationen an Schweinen.

Ob ein Patient an den Hochtaunuskliniken mit dem neuen System operiert werde, entschieden allein medizinische Kriterien, versichert Dominik Denschlag. Er geht davon aus, dass künftig 20 Prozent aller Eingriffe dafür infrage kommen, darunter alle onkologischen Operationen.

Allerdings hat das Hightechoperieren seinen Preis. Laut Listenpreis kostet die neue Anlage 2,6 Millionen Euro. So viel habe man aber nicht zahlen müssen, betont Geschäftsführerin Julia Hefty. „Wir haben gut verhandelt.“ Die genaue Summe möchte sie aber nicht verraten. Hinzu kommen die teuren Ersatzteile. Nach jeder zehnten Operation müsse man Scheren und Greifzangen ersetzen, erläutert Dominik Denschlag. Dadurch sei eine Da-Vinci-Operation etwa 1000 Euro teurer als ein konventioneller Eingriff. Dennoch ist er überzeugt, dass über kurz oder lang alle Krankenhäuser auf die neue Methode umsteigen werden. Weltweit erfolgten bereits 650 000 Operationen pro Jahr auf diese Weise.

Dass irgendwann Roboter den Chirurgen ganz ersetzen könnten, glaubt Dominik Denschlag hingegen nicht. Bei einer Operation seien so viele Abwägungen nötig, die kein Computer treffen könne. „Der Mensch muss am Ende die Kontrolle haben.“ 

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