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„Tiere kann man anpflanzen“

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Verwahrlost wirkt der Platz auf dem Dach der Tiefgarage neben der Musikschule am Hollerberg. Christiane Paiement-gensrich
Verwahrlost wirkt der Platz auf dem Dach der Tiefgarage neben der Musikschule am Hollerberg. Christiane Paiement-gensrich © cg

Naturschützer Klaus Dühr will triste Beton-Blumenkübel begrünen und damit Insekten anlocken

Oberursel - Wenn er am Hollerberg spazieren geht, dann bekommt Klaus Dühr das Grausen. „Die Musikschule wird derzeit renoviert. Warum widmet man dem Platz davor nicht mehr Liebe?“, wollte er bei der Bürgerfragestunde in der Sitzung des Ortsbeirats Oberursel-Mitte wissen. Was ihn stört, sind die tristen leeren Blumenkästen, die den Platz auf dem Dach der dortigen Tiefgarage einfassen. Die möchte er gern bepflanzen, und zwar mit Gewächsen, die zugleich hitzeresistent sind und Insekten anlocken. Dühr ist Insektenexperte und in der Lokalen Oberurseler Klimainitiative (LOK) aktiv. Außerdem gehört er zum Vorstand der Eschborner Gruppe des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu).

Der in der eigentlich hübschen Altstadt gelegene Platz am Hollerberg mit seinem in die Jahre gekommenen schwarzen Bodenbelag ist in der Tat ein Schandfleck. In einigen der Blumenkübel hat sich Unkraut breit gemacht, in einem steht Wasser. Irgendwann müssen Kinder die Kästen mit Blümchen bemalt haben. Wenn man genau hinschaut, erkennt man sie noch. Und die Beete hinter dem durchaus netten überdachten Sitzplatz in der Ecke sind ungepflegt.

Der Ortsbeirat habe den Platz bereits in Augenschein genommen, sagte Gabriele Röpke (SPD). „Früher war dort ein Spielplatz“, erinnerte sich Bürgermeisterin Antje Runge (SPD). Im Zuge des Förderprogramms „Zukunft Innenstadt“, könne hier eines Tages ein hübscher kleiner so genannter „Pocket-Park“ entstehen. Dafür sei es jedoch nötig, die Statik zu prüfen ergänzte Ortsvorsteherin Susanne Herz (Grüne). Wenn es aber jetzt nur darum gehe, die vorhandenen Blumenkübel zu bepflanzen, werde sich an der Statik des Platzes vermutlich wenig ändern. Mit seiner Idee renne Dühr sozusagen offene Türen ein.

„Tiere kann man anpflanzen“, erklärte Dühr nun. Und zwar indem man Pflanzen setze, die bestimmten Arten als Nahrung dienten. Am Oberurseler Bahnhof habe das funktioniert. Er habe dort, zusammen mit der LOK-Blühgruppe und im Abstimmung mit dem städtischen Eigenbetrieb Bau & Service Oberursel (BSO), in den Jahren 2020/21 die naturnahe Bepflanzung auf Vordermann gebracht. Der Lohn: „Dort habe ich jetzt mindestens acht verschieden Wildbienenarten entdeckt und sogar den seltenen Nachtkerzenschwärmer.“

Ein Kubikmeter Magererde

Jetzt also will sich Dühr um den verwahrlosten Platz am Hollerberg kümmern. Dass die Beton-Blumenkästen und der Bodenbelag ausgesprochen hässlich sind, störe ihn weniger. „Ich weiß, dass die Stadt kaum Geld hat“, sagte er. Das Wichtigste sei jetzt zuerst, die verwaisten Kästen mit mehrjährigen hitzeresistenten Pflanzen zu bestücken. Als Beispiel nannte er die „gewöhnliche Ochsenzunge“. Zusammen mit Mitgliedern der LOK-Blühgruppe würde er das erledigen, brauche aber die Hilfe des BSO. Wofür genau er denn den BSO brauche, wollte Runge wissen. „Ein Kubikmeter Magererde wäre nötig. Die müsste dorthin transportiert werden“, antwortete Dühr. Später reiche es, wenn er und die Blühgruppe zweimal im Jahr Unkraut jäteten. Auch die ungepflegten Beete an der Sitzgruppe könnten auf Vordermann gebracht werden, damit der Platz ein einladenderes Aussehen bekomme.

Woher sich Dühr so gut mit Pflanzen und Insekten auskennt? Er sei im Ruhestand und ganz einfach begeisterter „Naturgucker“, sagte er.

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