„Stadthaus“ könnte Option werden

Parlament lässt gemeinsames Gebäude für Rathaus und Stadthalle prüfen
Oberursel - Ein einziges Gebäude als Kombination aus Rathaus und Stadthalle: Diese Idee haben die Grünen Anfang des Jahres vorgestellt. Der Hintergrund: Das Rathaus ist marode und muss dringend saniert oder gleich ganz abgerissen und neu gebaut werden. Bei der direkt gegenüberliegenden Stadthalle steht eine Brandschutzsanierung an. In der Stadtverordnetensitzung am Donnerstag stand nun der entsprechende Prüfantrag auf der Tagesordnung, kurzfristig erweitert um eine Änderung, die die SPD vorgeschlagen hatte. Gemeinsam mit der CDU haben Grüne und SPD den Antrag dann auf den Weg gebracht. Die Unabhängige Liste Oberursel (ULO) enthielt sich, die anderen Fraktionen stimmten dagegen.
Geprüft werden soll nun, wie mit dem gesamten Areal verfahren werden kann. Der ursprüngliche Vorschlag der Grünen hatte nur vorgesehen, die Stadthalle abzureißen und an ihre Stelle das Stadthaus zu bauen.
Die zweite wichtige Änderung: Während die Grünen einen kombinierten Sitzungs- und Veranstaltungssaal für rund 400 Besucher vorgeschlagen hatten, soll nun die Besucherzahl gestrichen werden. In den Diskussionen über die Idee in den vergangenen Wochen waren immer wieder Stimmen laut geworden, denen der große Stadthallen-Saal, in den 1000 Personen passen, besonders wichtig war.
Weitere Bestandteile des Prüfungsauftrags sind: Vier flexibel nutzbare Tagungsräume, die mindestens die Größe der bisherigen Tagungsräume in der Stadthalle (77 Quadratmeter) haben. Außerdem die Frage, ob die Statik der Tiefgarage unter dem Grundstück für den Bau eines Stadthauses reichen sowie die Frage nach der Wirtschaftlichkeit eines solches Projekts im Vergleich zu den bisher diskutierten und bewerteten Optionen für Rathaus und Stadthalle. „Die Stadthalle ist ein Ort für Vereine und Initiativen, für Veranstaltungen unterschiedlichster Art und Zentrum des gesellschaftlichen Lebens. Langfristig Räume für Kunst und Kultur zu schaffen und zu sichern trotz angespannter Kassenlage muss Ziel von Entwicklung am Rathausplatz sein“, schreiben die Grünen. Nutzungen zusammenzulegen könne laufende Kosten reduzieren und so Räume für Kunst und Kultur auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten sichern.
Grüne: „Her mit allen Ideen“
„Zwei Gebäude sind teurer als eines“, betonte Grünen-Fraktionsvorsitzende Christina Herr. Und: „Wenn wir immer den Blick auf das eine Gebäude richten, riskieren wir, das andere aus dem Blick zu verlieren.“
Laut mittelfristiger Finanzplanung seien die Rücklagen der Stadt im Jahr 2026 aufgebraucht. Aber: „Jetzt können wir gestalten, in schwierigen Zeiten.“ Für Kritik und Ideen anderer Fraktionen seien die Grünen offen: „Her mit allen Ideen und Alternativen.“ Der Magistrat stehe der Prüfung grundsätzlich offen gegenüber, sagte Bürgermeisterin Antje Runge (SPD). Bei der Prüfung, ob das Rathaus neu gebaut oder kernsaniert werden sollte, könne auch der Bau eines Stadthauses geprüft werden.
Stadtkämmerer Jens Uhlig (CDU) erklärte, bei den Prüfungen gehe es zunächst um Kostenschätzungen anhand der benötigten Kubatur (Gestalt und Volumen des Bauwerks). Dann könne man schauen, welche Flächen sich vermarkten ließen und welche Auswirkungen welche Bau-Option auf den Haushalt habe. Runge ergänzte, bei der Prüfung gehe es darum, wie jede der Optionen zu finanzieren sei.
Andreas Bernhard (OBG Freie Wähler) hatte für die Prüfung der neuen Idee kein Verständnis: „Seit über zehn Jahren diskutieren wir über das Rathaus. Wo ist Eure Verantwortung, die Dinge voranzubringen?“ Immer wieder müsse jemand den von der Rathausfassade herunterbröckelnden Beton sichern. Und bei den Fenstern, von denen die meisten aus Sicherheitsgründen nicht mehr geöffnet werden können, müsse immer wieder geschaut werden, ob der eine oder andere Flügel noch repariert werden könne. „Eines Tages kann hier gar nicht mehr gearbeitet werden“, prophezeite er. Zuvor hatte auch Claudia von Eisenhart-Rothe (Klimaliste) bemängelt, dass die Grünen kein Wort zur unerträglichen Situation der Rathausmitarbeiter gesagt hätten. Die Prüfung des Stadthaus-Projektes sehe sie nicht als Verzögerung, antwortete Runge. Michael Reuter (CDU) betonte, seine Fraktion halte die Prüfung für sinnvoll, auch wenn sie einem Stadthaus kritisch gegenüberstehe: „Wir brauchen das als Entscheidungsgrundlage.“
Seine Fraktion wolle die Stadthalle gern erhalten, so Bernhard weiter. Sie sei zwar in die Jahre gekommen, aber so schlecht sei sie auch wieder nicht. Und die laufenden Kosten seien günstiger als die vieler anderer Hallen. Die Kabarett-Veranstaltungen im große Saal seien beispielsweise gut gebucht. Es gebe Theatervorstellungen und das HR-Sinfonieorchester probe dort dank der guten Akustik. Die Rathausfläche für Wohnbebauung zu verkaufen, sah er kritisch. „Dann werden wegen Lärmbelästigung auf dem Platz kaum noch Veranstaltungen möglich sein.“