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Stadt Oberursel verteidigt sich

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Von: Götz Nawroth-Rapp

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Auf dem Grundstück hinter dem roten Tor läuft die Altlastensanierung.
Auf dem Grundstück hinter dem roten Tor läuft die Altlastensanierung. © Martin Weis

Umweltdezernent Christof Fink sieht keinen Zusammenhang zwischen den Bodenbelastungen auf einem Grundstück in der Eppsteiner Straße und den zahlreichen Erkrankungen von Anwohnern.

Mit einer umfangreichen Stellungnahme hat die Stadt Oberursel gestern auf die Vorwürfe des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) reagiert, mit der Altlastensanierung auf einem Grundstück in der Eppsteiner Straße die Gesundheit von Menschen aufs Spiel gesetzt zu haben.

In wesentlichen Punkten widerspricht die Stadt dem BUND. Die wichtigsten: Die Bewohner in der Eppsteiner Straße seien frühzeitig über die geplanten Sanierungsschritte informiert gewesen. Ihnen sei Betreuung und ein medizinisches Monitoring angeboten worden. Sicherheit habe bei den Arbeiten im Vordergrund gestanden und alle sicherheitsrelevanten Auflagen seien eingehalten worden. Ein Zusammenhang zwischen der Erkrankung mehrerer Menschen (siehe unten) und der Altlastensanierung sei mit hoher Wahrscheinlichkeit auszuschließen. Klar ist nun aber auch, dass die im Boden vorhandene Menge der sogenannten Leichtflüchtigen Kohlenwasserstoffe (LHKW) weitaus höher ist, als zunächst angenommen wurde.

Das hatte auch der BUND in einem Dossier geschrieben und dazu aus einem Bodengutachten vom September zitiert. Erster Stadtrat und Umweltdezernent Christof Fink (Grüne) sagte nun dazu, dass sich statt der ursprünglich vermuteten halben Tonne tatsächlich bis zu acht Tonnen der krebserregenden Substanzen im Boden befinden könnten. „Der Wert kann darunter liegen, er kann aber auch erreicht werden“, sagte Fink.

600 Kilogramm Schadstoffe

Allein im Pilotversuch mit dem sogenannten Dampfdruckverfahren waren 600 Kilogramm der Schadstoffe aus dem Boden geholt worden – durchschnittlich zwei Kilo pro Tag. Noch bis Ende 2014 soll das Verfahren fortgesetzt werden. Die Kosten werden sich nach derzeitigen Schätzungen auf 950.000 Euro belaufen, rund ein Drittel davon werden vom Land Hessen bezuschusst.

Die Ablagerungen datieren aus den 1970er Jahren, als in einem Betrieb Chemiefässer auf dem Grundstück in der Altstadt gereinigt worden waren. Ab dem Jahr 2009 sei in einer umfangreichen Studie geprüft worden, welches das geeignete Verfahren zur Altlastensanierung sei, sagt Fink. Man habe sich dann für das Dampfdruckverfahren entschieden. Das sei dem Abtragen des belasteten Erdreiches vorzuziehen gewesen. In der engen Altstadt hätten für die 15 Meter tiefe Ausschachtung mehrere Gebäude geopfert werden müssen. Im Februar 2012 hatte die Stadt den notwendigen Sanierungsbescheid des Regierungspräsidiums Darmstadt erhalten.

Im Mai 2013 startete nach Vorarbeiten der Pilotbetrieb der Dampfdruck-Anlage. Das Verfahren wurde an der Universität Stuttgart entwickelt und in einem Pilotprojekt in Karlsruhe bereits mit Erfolg eingesetzt. Dort allerdings ist die Bodenbeschaffenheit eine deutlich andere als in Oberursel, wo Schichten von Tonmineralen für eine geringe Wasserdurchlässigkeit sorgen, wie der Projektingenieur Oliver Trötschler von der Uni Stuttgart im vergangenen Jahr sagte. Daher rechnete man bereits damals mit einer längeren Dauer des Verfahrens. Gefahren für Mensch und Tier im Zusammenhang mit der Altlastensanierung schloss man damals wie heute aus. Dafür sollten stetige Raumluftmessungen sorgen. Nach Darstellung der Stadt waren die Messwerte in den meisten Fällen unbedenklich, an zwei Stellen waren LHKW in Gebäuden festgestellt worden. In der Folge waren dann in Räumen zweier angrenzender Häuser Aktivkohlefilter in Betrieb genommen worden, mit deren Hilfe die Luft von Schadstoffen gereinigt wird.

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