Siedlungswerk hofft und bangt

Kirchlicher Bauträger setzt bei Mutter-Teresa-Straße auf Umdenken in Stadtpolitik
Oberursel - Was wird aus der Mutter-Teresa-Straße? Auf rund 18 000 Quadratmeter Fläche zwischen Bommersheimer Straße und Wallstraße sind über 100 neue Wohnungen vorgesehen. Allerdings hat sich sowohl die Kooperation aus CDU und Grünen gegen das Projekt „Mutter-Teresa-Straße“ ausgesprochen, als auch die OBG Freie Wähler. Im Gegensatz zu SPD und Unabhängiger Liste Oberursel (ULO), die an dem seit Jahren geplanten Vorhaben festhalten möchten.
Die meisten der Wohnungen möchte die kirchliche Gemeinnütziges Siedlungswerk (GSW) GmbH bauen. Die Gesellschaft gehört vier katholischen Bistümern und deren Caritas-Verbänden. GSW-Geschäftsführer Filip John ist nun ob der ablehnenden Haltung großer Teile des Stadtparlaments konsterniert. Der Bebauungsplan sei den Wünschen der Anwohner und der Stadt entsprechend mehrmals nachgebessert worden, betont er. „Wir haben uns jahrelang darauf verlassen, dass wir hier bauen können. Unser Auftrag ist es, bezahlbare Wohnungen zu schaffen.“
Zudem sei das GSW in Oberursel bekannt und anerkannt. „Wir halten hier bereits über 300 Wohnungen, unter anderem in der Feldbergstraße, im St.-Hedwigs-Weg und in der Herzbergstraße.“ Der Bestand sei aus den Jahren zwischen 1960 und 1990, die Wohnungen seien oder würden noch saniert und modernisiert. Die geplanten neuen Mutter-Teresa-Straße-Wohnungen seien etwa für Menschen mit sozialen Berufen wie Erzieherinnen erschwinglich. Solche Menschen würden schließlich die Infrastruktur der Stadt am Laufen halten, so John weiter. Insgesamt 33 öffentlich geförderte Wohnungen plus 75 etwas teurere, frei finanzierte Wohnungen wolle das GSW dort bauen. Ein weiterer Entwickler plane in dem Bereich zudem 18 preisgebundene Wohnungen. Außerdem könnten hier neun Eigenheime (vier Doppelhäuser und ein Einfamilienhaus) entstehen.
Photovoltaik und Wärmepumpen
Alle Gebäude seien klimaverträglich und entsprächen den neusten Energiestandards, sagte Katja Förster von der GSW-Unternehmenskommunikation. Laut John würden auf den Dächern Photovoltaik-Anlagen installiert, die Häuser würden mit Wärmepumpen ausgestattet und entsprechend dem Energiehaus-Standard 40 gebaut. Eine Tiefgarage sei unter den sechs Häusern mit den frei finanzierten Wohnungen vorgesehen. Es werde Lademöglichkeiten für Elektroautos geben, und auf dem Gelände seien drei Plätze für Carsharing geplant. Die vorgesehenen Grünflächen sollten intensiv mit heimischen Gehölzen bepflanzt werden, um Insektenpopulationen zu fördern. Der zusätzliche Verkehr durch die neuen Bewohner falle laut Gutachten nicht ins Gewicht, so John weiter. Es seien zwei Zufahrten über Bommersheimer- und Wallstraße geplant. Und der U-Bahn-Halt Bommersheim sei nah. Wenn sie jetzt im Bebauungsplan-Verfahren Sicherheit hätten und direkt mit den konkreteren Planungen anfangen könnten, wären die Wohnungen voraussichtlich 2026 fertig. Die GSW sei ein verantwortungsvoller, verlässlicher und kompetenter Partner, betont er.
CDU und Grüne hatten jedoch Ende März mitgeteilt, der Bebauungsplan Mutter-Teresa-Straße solle in absehbarer Zeit nicht beschlossen werden, weil Bommersheim zum einen ein deutliches Defizit an Kita-Plätzen aufweise und zum anderen zunächst die Verkehrsprobleme gelöst werden müssten. Auch ohne dieses Baugebiet sei das Ziel von mindestens 100 bezahlbaren Wohnungen in der Stadt erreichbar. Diese Festlegung erfülle auch die Vorgabe aus der Kooperationsvereinbarung, an den Ortsrändern Agrar- und Naherholungsflächen zu erhalten. Auf dem Gelände sind derzeit Gärten und Wiesen. Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende und Landtagskandidat Sebastian Imhof hatte dagegen gehalten, bei bestehendem Baurecht auf eine Fortsetzung des Projektes zu verzichten, sei nicht nachvollziehbar. „Wir brauchen diesen Wohnraum dringend.“ Für die ULO sei das Baugebiet „unabdingbarer Bestandteil für ein Konzept zur Errichtung von preisgünstigem Wohnraum“, hatte deren Sprecher Thomas Fiehler ergänzt. Die Planungen für die Bebauung seien bereits sehr weit fortgeschritten und hätten „viel von dem nicht vorhandenen Geld verschlungen“.
Im Stadtparlament am Donnerstag steht nun ein Antrag der OBG Freie Wähler-Fraktion auf der Tagesordnung. Darin heißt es: „Der Magistrat wird beauftragt, die Arbeiten am Bebauungsplanverfahren Nr. 254, Mutter-Teresa-Straße aktuell nicht mehr fortzuführen.“ Die Sitzung ist öffentlich und beginnt um 19.30 Uhr im Rathaus, großer Sitzungssaal. cg