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Park-Chaos am Siedlungslehrhof

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So hat es am vergangenen Sonntag in der Nachbarschaft ausgesehen. bodahl
So hat es am vergangenen Sonntag in der Nachbarschaft ausgesehen. bodahl © Heinz Bodahl

Beschwerden über Zustände im Wohngebiet / Offener Brief an Bürgermeisterin

Oberursel - Zugeparkte Einfahrten, „chaotische Verkehrsverhältnisse im ganzen Rosengärtchen“ herrschten laut Anwohner Heinz Bohdal vergangenen Sonntag im Norden Oberursels: Am Nachmittag hatte die Reitschule Reiten Pro Pferd am Siedlungslehrhof zum Tag der offenen Tür geladen, und die Besucher kamen in Scharen. So weit, so verständlich: Es gehe ihm nicht darum, sich über diesen Zustand zu beschweren, der „noch“ tolerierbar gewesen sei, formuliert es Bohdal in einem offenen Brief an Bürgermeisterin Antje Runge (SPD) und die Stadtplanung.

Ihm, sagt Bohdal, der sein Schreiben mitsamt Fotos zugeparkter Straßenzüge im „Oberurseler Forum“ auf Facebook veröffentlicht hat, gehe es darum, was noch komme: Bekanntlich läuft das Bebauungsplanverfahren Siedlungslehrhof. Auf dem Gelände sollen angrenzend an die Reitschule und das denkmalgeschützte Hofensemble 24 Einfamilienhäuser gebaut werden, die ans Quartier Heinrich-Kappus-Weg anschließen.

Den zusätzlichen Wohnhäusern soll auch die große Reithalle weichen, oberhalb der historischen Anlage ist ein Neubau vorgesehen. Die Pläne, die die Stadt und der Siedlungsförderungsverein (SFV) Hessen als Grundstückseigner vorantreiben, sind vor Ort umstritten: Bohdal und andere Anwohner machen sich Sorgen, ob eine Mehrbelastung noch beherrschbar wäre. „Bitte machen Sie es nicht schlimmer“, hebt er denn auch in seinem Schreiben hervor. Neue Wohnhäuser, dazu Hofläden, aber auch die Schaffung von Turnierbedingungen für den Reiterhof, die der B-Plan vorsehe - also zusätzliche Veranstaltungen, die die Anlieger fürchten, und das „ohne schlüssiges Verkehrskonzept“, so Bohdal. „An einigermaßen normal schönen Wochenenden haben wir schon jetzt keine Parkplätze. Der Siedlungslehrhof sieht viel zu wenige vor, und die Taunuswanderer weichen hierhin aus.“ Im Sommer gebe es darüber hinaus kein Wasser mehr: Der Taunus sei „komplett erschöpft“ - und am Siedlungslehrhof werde geplant, weitere Flächen zu versiegeln und 30 Bäume zu fällen, kritisiert er.

Erschließung nicht gelöst

Im „Oberurseler Forum“ wird Bohdals Brief breit diskutiert. Überwiegend trifft er auf Zustimmung. Tenor: „Der Beitrag spricht mir aus der Seele.“ Man müsse mittlerweile zuschauen, „wie in Oberursel bald jedes Fleckchen Grün verkauft und zubetoniert wird“, schreibt eine Kommentatorin.

Auch für die Bürgerinitiative (BI) Oberursel-Nord, die sich vor Ort formiert hat, sind die Themen Verkehr und verkehrliche Erschließung nicht ausreichend gelöst. „Die Stadt erklärt wildes Parken zum tolerierten Konzept“, ärgert sich Sergio Canton von der BI. Wenn der B-Plan beschlossen werde, drohten „Sonderveranstaltungen in unbekanntem Ausmaß und Anzahl, auch Gastronomie sowie die Ansiedlung weiterer Betriebe“ - Sonderveranstaltungen, für die laut Stadtplanung keine zusätzlichen Parkflächen geschaffen werden sollen. Wie es aussehe, wenn sich Hunderte Besucher folglich „einfach etwas suchen“, das sei nun für alle Nachbarn zu erleben gewesen.

Gegenüber der Stadtpolitik werde mit der Modernisierung des Reitbetriebs und dem Erhalt der denkmalgeschützten Gebäude argumentiert - der B-Plan lasse aber eine deutliche Erweiterung zu, etwa „zwei Mehrfamilienhäuser mit 15 Betriebswohnungen, die für einen Ausbau zum Reitsportzentrum sprechen“. Die BI fordert: „Der Bebauungsplan muss auf den Prüfstand“, so könne er nicht verabschiedet werden. „Für uns ist kein Wachstum als Reitanlage im Sinne eines Reitsportzentrums mit Turnier-Ambitionen geplant“, betont eine der vertretungsberechtigten Gesellschafterinnen von Reiten Pro Pferd in einer offenen Stellungnahme.

Auch solle die neue Halle nicht größer als die bisherige werden. „Das Baufenster im Plan ist lediglich so groß, weil eventuell weitere Gebäude, zum Beispiel unsere Longierhalle, ebenfalls dorthin versetzt werden müssen“, erklären die Pächter.

Für das Verkehrschaos am Sonntag entschuldige man sich: „Niemals zuvor sind wir so überrannt worden!“ Aus erwarteten 200 seien rund 500 Besucher geworden. In Zukunft werde man Maßnahmen ergreifen, um derartige Zustände zu vermeiden. Und: Am Sonntag standen die Parkmöglichkeiten auf dem Gelände selbst gar nicht zur Verfügung. Auch der Stadt seien „keine Planungen für ein großes Turnierzentrum bekannt“, teilt Rathauschefin Runge mit. Die Anlage sei in die Jahre gekommen. „Das Bauvorhaben soll die grundlegende Modernisierung ermöglichen.“

Die Erschließung des Gebiets solle vom Eichwäldchenweg, Ahornweg über den verlängerten Heinrich-Kappus-Weg erfolgen, erklärt Runge in einer Stellungnahme. Die Verkehrsuntersuchung habe ergeben, dass sich die Belastung in der Spitzenstunde auf dem Heinrich-Kappus-Weg, dem Ahornweg und dem Eichwäldchenweg zwar erhöhen werde - allerdings liege die „Gesamtbelastung weit unter der Zumutbarkeitsschwelle für Wohnstraßen“. mrm

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