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Ein Gestalter im Ruhestand

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Von: Götz Nawroth-Rapp

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Kein leichter Abschied: Dieter Häußer und das Schüler-Kunstwerk "Art Rappe".
Kein leichter Abschied: Dieter Häußer und das Schüler-Kunstwerk "Art Rappe". © Martin Weis

Dieter Häußer leitete elf Jahre lang die Hochtaunusschule in Oberursel. Jetzt wird er in den Ruhestand verabschiedet.

Dieter Häußer stand vor einem Mammutprojekt, als es daran ging, die Berufsschulen im Hochtaunuskreis neu zu ordnen. Denn im Jahr 2003 wurde der heute 65-jährige Häußer Schulleiter der neu gegründeten Hochtaunusschule in Oberursel. Die gewerblich-technischen Bildungsgänge der ehemaligen Georg-Kerschensteiner-Schule in Bad Homburg und der Oberurseler Feldbergschule wurden an dem neuen Standort an der Bleibiskopfstraße vereint.

Am heutigen Freitag wird Häußer in den Ruhestand verabschiedet. Die Zeit der Restrukturierung hat er noch immer bestens im Gedächtnis. Für ihn war es zugleich ein Glücksfall und eine große Gelegenheit. „Es wurde nicht, wie sonst, für uns geplant, sondern es wurde mit uns geplant“, sagt Häußer. Am Reißbrett beriet er mit den Architekten über den Umbau des Gebäudes, das als Haupt- und Realschule gedient hatte und leer stand. „Den Bunker von Oberursel hat man es damals genannt“, weiß Häußer, der in der Stadt aufwuchs.

Gemäß der damaligen Vorstellung von Didaktik hatten 40 Prozent der Räume in dem Bau aus den 70er Jahren keine Fenster. Die Schüler sollten mit Eindrücken von der Außenwelt nicht vom Unterricht abgelenkt werden, beschreibt Häußer das Denken, das den Baustil dieser Zeit prägte. Enge Flure und niedrige Decken verstärkten das klaustrophobische Ambiente noch. Davon ist seit dem grundlegenden Umbau allerdings nichts mehr zu spüren. Helle Räume und sogar gläserne Wände sind nun das Markenzeichen des Gebäudes, das heute wohl niemand mehr einen Bunker nennen würde und das 7000 Quadratmeter Unterrichtsfläche bietet.

Es macht Häußer ganz offensichtlich großen Spaß, zu gestalten. Die Chance dazu hatte der gelernte Elektromechaniker und spätere Berufsschullehrer auch im Hessischen Kultusministerium, in das er 1989 wechselte. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde die Neuaufstellung der Berufsschulen in Thüringen von Wiesbaden aus unterstützt, Häußer konnte sein Fachwissen einbringen. „Auch das ein Glücksfall“, wie er heute sagt.

Bezug zur Schule geschafft

Zudem habe er sich immer für eine „auskömmliche Lehrerzuweisung“ eingesetzt, also eine ausreichende Personalversorgung der Schulen. „Die Zuweisung erfolgte damals nach Kassenlage“, sagt Häußer. Der tatsächliche Bedarf sei darüber meist vernachlässigt worden. Das habe sich inzwischen glücklicherweise geändert.

Bei den Schülern setzt Häußer stark auf das eigene Engagement und Verantwortungsgefühl. Sie stellen in der Schule eigene Arbeiten aus. Davon zeugt auch die Skulptur „Art Rappe“ aus Stahl und Eisen. An ihr hatten sich Schüler aller Fachrichtungen beteiligt. Wenn man einen Bezug der Schüler zu ihrer Schule schafft, mindert man Probleme mit Vandalismus, war Häußers Idee.

Der Ruhestand bedeute für ihn vor allem, zu lernen, loszulassen. Angst habe er davor nicht. Was er mit der gewonnenen freien Zeit anfangen werde? Häußer hält kurz inne, muss überlegen. „Ich habe es nicht verdrängt, aber mich noch nicht intensiv damit auseinandergesetzt.“ Viel Reisen und mehr Zeit mit der Familie verbringen sagt er dann, es ist naheliegend. Häußer hat offenbar bis zuletzt noch viel zu tun an der Hochtaunusschule, auch wenn der Übergang zum neuen Schulleiter Maximilian Philipp nahtlos gestaltet werden soll.

Philipp war bislang kommissarischer Leiter der Johann-Philipp-Reis-Schule in Friedberg und soll am Montag das Zepter an der Bleibiskopfstraße übernehmen.

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