Ganz gelassen ins Rampenlicht

Die Academy of Stage Arts bringt Talente hervor, die auch das Leben abseits der Bühne schätzen: Hier ist ein Ort, an dem Jugendliche bodenständig und mit viel Disziplin ihr Handwerk erlernen.
Von Ingo Schubart
Die Academy of Stage Arts bringt Talente hervor, die auch das Leben abseits der Bühne schätzen: Hier ist ein Ort, an dem Jugendliche bodenständig und mit viel Disziplin ihr Handwerk erlernen.
Hier ist nichts geklaut. Nicht einmal einen Künstlernamen hat sie nötig. Sie heißt tatsächlich Sarah Blumenschein und ist die Siegerin des 30. Deutschen Rock und Pop-Preises in der Sparte Pop. Und auch Josefine Deusch hat einen großen Erfolg zu feiern. Die 16-jährige Eschbornerin ist im Jugendclub des Staatstheater Wiesbaden aufgenommen worden und wird bei der deutschen Uraufführung des Musicals Super Hero mitmachen. Ausgebildet werden Blumenschein und Deusch in der Academy of Stage Arts, der Musical- und Schauspielschule im Oberurseler Zimmersmühlenweg.
Zuhörer und Zuschauer erobern
Hier wimmelt es von jungen Leuten. Es wird gescherzt und gelacht. Aus einem Raum ist das von Klavier begleitete Singen zu hören. Dies ist der Ort, wo Sarah und Josefine ganz bodenständig und mit viel Disziplin ihr Handwerk lernen. Josefine Deusch hat Schauspiel, Musicalchor und Hip Hop belegt, Sarah nur Gesang. Für mehr reicht die Zeit nicht, sagt die 17-jährige Oberurselerin, die – wie Josefine – im nächsten Jahr Abitur macht. Die klassischen „Rampensäue“ sind sie beide nicht. Sie müssen nicht ständig auf sich aufmerksam machen und den Ton angeben Josefine beschreibt sich selbst als ruhig und zurückhaltend. In der Schule habe sie die Verwunderung ihrer Mitschüler geerntet, als diese erfuhren, dass sie solch ein extrovertiertes Hobby habe. „Je größer die Gruppe, desto ruhiger werde ich“ , sagt sie über sich.
Und beim ersten Vorsingen vor drei Jahren habe ihr die Lehrerin gesagt, sie solle mal aufhören an ihrer Jacke zu ziehen, die werde dadurch auch nicht länger. Wenn sie daran denkt, freut sie sich über ihre Veränderungen auf der Bühne und in ihrem Inneren. Doch wenn man Josefine beim Schauspielunterricht zuschaut, sieht man die Veränderung sofort. Aus allem schlacksigen und unsicheren in der Bewegung und Mimik kommt die Ernsthaftigkeit einer Schauspielerin zum Strahlen. Bei Sarah kann man sich sehr gut vorstellen, wie sie bei einem Auftritt mit ihrem weichen Lächeln ihre Zuhörer und Zuschauer erobert.
Sie hat den natürlichen Charme einer jungen Frau, der bei den Kolleginnen meist dann verschwindet, wenn sie in den TV-Casting-Shows auf Erfolg gebürstet werden. Josefine und Sarah verziehen beide das Gesicht, als die Rede davon ist. Sie haben Mitleid mit den jungen Menschen, manche talentiert, manche völlig unbegabt, sagen sie, die sich vor Bohlen & Co. blamieren und sich dann auch noch auf eigene Kosten veralbern lassen müssen. „Wer so etwas nötig hat, tut mir leid“, sagen sie wie aus einem Munde. Nervosität und Lampenfieber kennen beide Mädchen – auch heute noch. Es ist und bleibt ein Teil des Geschäfts. Auch wenn Sarah Sonnenschein bei dem Rock und Pop Festival nicht selbst singen musste. Auf Vorschlag von Gesangslehrer Vit König sendete sie drei auf CD gebrannte Titel, unter anderem „Set Fire to the Rain“ von Adele ein, der ihr den ersten Platz in der Sparte Pop einbrachte. Ständiges trainieren, darin sind sie sich einig, haben sie zum Erfolg gebracht. Josefine erzählt, dass sie zu Hause beim ausräumen der Spülmaschine Hip Hop-Bewegungen übt. Als sie die komplizierten Verdrehungen der Arme und Hände vormacht, wird es einem um die Teller bange.
Für Sarah ist das Singen nicht wie arbeiten, eher wie Balsam für die Seele. „Ich brauche das Singen schon fast zum Leben“, sagt sie. Ob bei Stress in der Schule oder mit dem Freund, Singen hilft ihr dabei, die Dinge im Kopf zurechtzurücken. Nachdenken über eine professionelle Karriere wollen beide nicht. Sie bleiben auf dem Teppich und fassen nun das Abitur ins Auge. Ihr Erfolg ist Ihnen nicht zu nehmen.