Einzigartiges Biotop hegen

Auftakt der alljährlichen Pflegearbeiten in Stierstädter Heide
Oberursel - Sie ist die größte zusammenhängende Heidefläche im Vordertaunus: Über etwa 20 000 Quadratmeter Fläche erstreckt sich die Stierstädter Heide. „Das Areal ist heute ein schützenswerter Raum, entstanden im ausgehenden Mittelalter“, skizziert Markus Holzhausen, Leiter der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) Oberursel.
Am Samstag haben sich die Schutzgemeinschaft und die Deutsche Waldjugend (DWJ) Oberursel auf der Heide verabredet. Auch Familien, Freunde und Bekannte der Aktiven sind zum Treffpunkt gekommen.
Die Frühjahrspflegearbeiten zum Erhalt des Kulturdenkmals sind ebenso beliebt wie notwendig. Damit die Stierstädter Heide erhalten bleibt, müssen deshalb SDW und DWJ viermal jährlich zu Erhaltungsmaßnahmen ausrücken.
Am Samstag schauen zum Auftakttreffen etwa 20 Helfer vorbei. SDW-Chef Matthias Holzhausen hat Annika Haas, Vorsitzende der Waldjugend an seiner Seite als er in den Morgenstunden Spaten, Hacken, Rechen und weitere Gartengeräte im Pritschenwagen heranfährt.
Nach kurzer Begrüßung, machen sich die Helfer bei strahlendem Sonnenschein zügig an die Arbeit. Die Handgriffe sitzen. Die Gruppe kennt sich seit vielen Jahren. Denn zum Frühling muss die Fläche alljährlich „abgeplaggd“ werden, damit sich keine Pioniergehölze ausbreiten und als dominante Pflanzen das charakteristische Heidekraut verdrängen.
Vor vielen Hundert Jahren oblag diese Arbeit noch den Bauern. Damals wurde durch Abholzung und Beweidung der Aufwuchs von Sträuchern und Bäumen verhindert. Auf der Heide weideten Schafherden. Der Oberboden wurde im Frühling abgetragen und der „Plaggen“ Einstreu in den Stallungen.
Heute ist die Stierstädter Heide, die im ausgehenden 19. Jahrhundert nach und nach ihre ökonomische Bedeutung verlor, schützenswert und Annika Haas erklärt warum: „Hier ist ein Lebensraum für viele, teils seltene Insekten- und Kleintierarten entstanden, wie die Blauflügelige Ödlandschrecke, Wildbienen und Zauneidechsen. Auch viele Vogelarten brüten hier.“
Fremdgewächse heraushalten
Die Pflegeeinsätze helfen das Areal kulturell und im Sinne des Naturschutzes zu bewahren. „Die Fläche ist umgeben von Wald. Allerlei Samen werden hier leicht drüber geweht. Junge Fremdgewächse wie Birken, Pappeln, Fichten und Brombeeren siedeln sich dann schnell an. Sie müssen rechtzeitig entfernt werden, sonst hätten wir hier in zehn bis 15 Jahren einen Wald“, erklärt Matthias Holzhausen. Zum Aktionstag ist Adrian mit seinem Vater extra früh aufgestanden. Seit gut zweieinhalb Jahren ist der Zehnjährige in der Deutschen Waldjugend aktiv und trifft sich mit anderen Kindern wöchentlich in der DWJ-Fröschegruppe. „Ich bin heute gern vorbeigekommen. Es macht mir Spaß mitzuhelfen“, sagt der Junge.
Annika Haas, verrät warum die Oberurseler Waldjugend seit 43 Jahren besteht: „Die Treffen in der Natur und unsere Projekte mit der Schutzgemeinschaft sind beliebt und spannend. Aber natürlich mögen auch alle die Zeltlager und Fahrten.“
Die SDW Oberursel gibt es seit mehr als 50 Jahren, so Matthias Holzhausen. SDW und SDJ widmeten sich dem Erhalt der Artenvielfalt und der Biotope, insbesondere im Kontext langfristiger Projekte. „Unsere Arbeitsschwerpunkte liegen im Vogel- und Fledermausschutz“, erklärt er und spricht dann von „knapp 2000 Fledermaus- und Vogelnistkästen im Oberurseler Stadtwald. Sie werden einmal jährlich gesäubert, geprüft und bei Bedarf repariert.“ Die Heidepflege habe sich zu einer beliebten Mitmachaktion etabliert, ergänzt Annika Haas.
Auch diesmal packen alle an. Für Speis und Trank ist gesorgt. Die Helfer haben Kuchen und Saft mitgebracht. Während der Pausen geht es dann auch gesellig zu. Adrian inspiziert die Gartengeräte.
Ein Späßchen darf nicht fehlen. Geschickt klettert der Steppke unter den am Totholz abgestellten Schaufeln und Rechen hindurch und schaut sich die Heidewelt aus der Perspektive der Bodenbrüter an.
Die nächste Aktion wird frühzeitig bekanntgegeben. Alle Infos und Termine finden sich auf www. sdw-oberursel.de. efx