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Die Friedensfähigkeit stärken

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Bündnis sucht Auswege aus dem Krieg

Oberursel - Andreas Zumach möchte nicht missverstanden und erst recht nicht falsch zitiert werden. „Eine Zeitenwende ist erst vorstellbar, wenn der völkerrechtswidrige, verbrecherische Angriffskrieg gegen die Ukraine, für den es keine Rechtfertigung gibt, beendet wird“, sagt der Journalist. Aber eines Tages müsse wieder „ein gedeihliches Miteinander mit Russland auf unserem eurasischen Kontinent“ möglich sein. Er hat jahrelang als Korrespondent, unter anderem für die linksalternative Tageszeitung („taz“), am Sitz der Vereinten Nationen (UNO) in Genf gearbeitet und war einer von zwei Experten, die das Friedensbündnis Oberursel zu einem Vortragsabend eingeladen hatte. Der zweite Redner war Oliver Knabe, Vorstandsvorsitzender des Forums Zivile Friedensdienste (ZFD). Sein Thema lautete: „Wie sieht die aktuelle praktische Friedensarbeit in Odessa/Ukraine in Zeiten des Krieges aus?“

„Wir haben Friedenssehnsucht. Das Töten muss aufhören“, hatte Renate Bill vom Friedensbündnis zur Einführung erklärt. Und Otto Bammel hatte betont, dass es bei Konflikten immer mehrere Perspektiven gibt. Mehr als 70 Zuhörer waren in den Hieronymi-Saal gekommen.

Das Forum ZFD unterstützt Menschen in gewaltsamen Konflikten auf dem Weg zum Frieden. Es wurde im Jahr 1996 von Friedens- und Menschenrechtsgruppen gegründet. Anlass waren die Balkan-Kriege. Knabe erzählte von Dmytro Kovbasyuk, der sich in Odessa in der Organisation „Zatsikavleni“, die vom Forum ZFD unterstützt wird, engagiert. Der Ukrainer arbeitet mit seinem Team in den Innenhöfen von Odessa. Deren Anwohner bilden multikulturelle Gemeinschaften, die sich gegenseitig helfen. Zusammen hätten die Menschen etwa Keller zu Schutzräumen ausgebaut und verabredet, wer sich um schwache Mitglieder ihrer Nachbarschaft kümmere und nach einem Angriff nachschaue, wie es diesen gehe.

Soziale und globale Wende

Auch für Andreas Zumach ist es essenziell, die Friedensfähigkeit zu stärken - und zwar in ganz Europa. Das Thema seines Vortrags lautete: „Kann eine ökologische, militärarme, sozial und global gerechte Zeitenwende noch gelingen?“ Die russische Seite könne „noch 3,5 Millionen Männer in diesen Krieg zwingen“ und sei auch in Bezug auf ihre Waffen überlegen. Der Krieg müsse mit zivilen Mitteln beendet werden, und das seien Waffenruhe und politische Verhandlungen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj müsse mit Putin sprechen, so schwer es auch falle.

Und: Die Länder des globalen Südens (die von den Getreidelieferungen aus der Ukraine abhängig sind) müssten, zusammen mit UNO-Generalsekretär António Guterres, Putin auffordern, den Krieg zu beenden. Für die 2014 völkerrechtswidrig von Russland annektierte Krim schlägt Zumach eine erneute Volksabstimmung vor, aber diesmal unter der Aufsicht der UNO und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).

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