„Der große Saal ist unabdingbar“

Vereine äußern sich zu ihren Raumkonzept-Wünschen für Stadthalle und Rathaus
Oberursel - Eins ist klar: Der große Saal in der Stadthalle wird wertgeschätzt und von den Oberurseler Vereinen gebraucht. Auch sonst ist die Stadthalle beliebt. Zum Informationsaustausch in Sachen Stadthalle und Rathaus hatte Bürgermeisterin Antje Runge (SPD) jetzt Vertreter der Oberurseler Vereine eingeladen. Gekommen waren rund 50 Personen, die insgesamt 30 Vereine repräsentierten. Der Hintergrund des Treffens: Das Rathaus ist marode und muss dringend saniert oder neu gebaut werden (30 bis 39 Millionen Euro würden dafür gebraucht). Bei der Stadthalle steht ebenfalls eine Sanierung (für 7,5 Millionen Euro) an. Dort muss der Brandschutz verbessert werden. Aber die Stadt ist klamm und kämpft mit einem strukturellen Defizit.
Die Grünen hatten Anfang März einen Lösungsvorschlag ins Spiel gebracht: ein einziges neues Gebäude als Kombination aus Rathaus und Stadthalle auf dem Gelände der jetzigen Stadthalle. Das würde bedeuten: Abriss der jetzigen Stadthalle. Das Projekt nannten die Grünen „Stadthaus“. Einen großen Saal wie den jetzigen in der Stadthalle, in dem 1000 Menschen Platz finden, würde es dann nicht mehr geben. Der Sitzungssaal im neuen „Stadthaus“ wäre kleiner, könnte aber als Multifunktions-Saal auch für Veranstaltungen genutzt werden, so die Idee.
Das aber gefällt nun den Vereinen überhaupt nicht. Bei der Diskussion mit deren Vertretern sei unter anderem deutlich geworden, dass ein großer Saal unabdingbar sei, berichtet Runge. Ein multifunktionaler Raum, der abwechselnd als Plenarsaal, Trauzimmer und Konzertsaal genutzt werden könnte, sei kritisch gesehen worden, vor allem was die Atmosphäre dort anginge. Die Vereine wünschten sich „ein Haus für die lokalen Vereine aber auch mit überregionaler Strahlkraft für Oberursel“, teilt Runge weiter mit. Zudem würden mittelgroße oder kleinere Räume zu vertretbaren Miet-Kosten oder kostenfrei benötigt. Die Räume sollten für Familien und kleine Kinder geeignet und barrierefrei sein. Die technische Ausstattung müsse fachgerecht betreut werden. Wichtig sei ein differenziertes Raumkonzept mit Orten für Begegnung und Vernetzung, für Mitgliedertreffen, kulturelle Aufführungen und für große schulische oder Fach-Veranstaltungen.
Sorgen wegen der Sanierungsphase
Bedenken hätten viele Vereinsvertreter auch, weil sie befürchteten, dass es bei einer Zusammenlegung von Rathaus und Stadthalle zwischen Verwaltung, politischen Gremien und Vereinen zur Konkurrenz um die Räume kommen könnte. Das derzeitige Raumangebot der Stadthalle sei positiv bewertet worden. Die künftigen Bedingungen sollten nicht schlechter sein als jetzt, gerade was Qualität, Größe des Saals und Akustik angehe. Gut wäre, wenn es auch einen Raum für eine Küche oder Catering gäbe, sowie eine Ausstellungsfläche, so ein weiterer Wunsch.
Besorgt sind viele Vereinsvertreter nach Runges Darstellung auch wegen der Übergangszeit, etwa während einer Sanierungsphase. Sie wünschten sich daher eine zügige Entscheidung der Politik, eine verlässliche Zeitschiene für das Vorhaben und transparente Informationsabläufe.
„Ich habe versprochen, dass ich diese Punkte mit in die politischen Beratungen nehmen und mich für die Interessen der Menschen in den Vereinen einsetzen werde,“ betont die Bürgermeisterin. Auch müsse die überregionale Bedeutung der Räume als Standortfaktor und für die Oberurseler Innenstadtbelebung bedacht werden. Immerhin seien Kulturwirtschaft und Kulturtourismus wichtige Standortfaktoren. Die SPD-Fraktionschefin Elenor Pospiech hatte zudem im März darauf hingewiesen, dass der große Saal ein ausgefeiltes Akustikkonzept habe, so dass das Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks dort Proben abhalte. Das sei ein Alleinstellungsmerkmal.
Die Vereinsvertreter sprachen sich auch dafür aus, die gesammelten Anforderungen und Fragen zum Thema Rathaus und Stadthalle für die weitere Diskussion an die Öffentlichkeit zu geben. Sie wünschten sich ferner, dass die Bedeutung des Ehrenamts in der Diskussion um die Stadthalle mehr herausgestellt werde. Runge hebt hervor: „Die ehrenamtliche Arbeit der Vereine, Tradition und Brauchtum sowie das große bürgerschaftliche Engagement machen Oberursel aus.“
Dieses Angebot für Jung und Alt und die daraus entstehende Teilhabe gelte es zu sichern. Die Bedürfnisse der Vereine müssten die Basis für die weitere Diskussion darüber sein, „warum wir eine Stadthalle benötigen oder welches öffentliche Raumkonzept wir verfolgen“.