1. Startseite
  2. Rhein-Main
  3. Hochtaunus
  4. Oberursel

Dem besonderen Klang-Adel erlegen

Erstellt:

Kommentare

Organist Karl Klinke an seinem Instrument.
Organist Karl Klinke an seinem Instrument. ksp © ksp

Organist Karl Klinke ist seit 50 Jahren der Klais-Orgel der Liebfrauenkirche treu

Oberursel - Karl Klinke hofft auf wärmere Temperaturen. „Denn im Moment treffen kalte Finger in einer kaum geheizten Kirche auf kalte Tasten“, sagt er. Das sei für ihn als Organisten keine optimalen Kombination. Doch auch an kalten Tagen wie diesen kommt der Kirchenmusiker ins Schwärmen, wenn er an der imposanten Klais-Orgel in der katholischen Liebfrauenkirche sitzt. „Die 3814 Pfeifen verleihen dem Instrument seinen außergewöhnlichen Klang“, erklärt er. Hinzu kommt ein nicht alltägliches Orgelregister, die „Spanische Trompete“, eine Erfindung, die auf spanische Orgelbauer der frühen Barockzeit zurückgeht.

Klinke ist ein Experte: Seit 50 Jahren ist er als Organist im Bistum Limburg unterwegs, doch obwohl er berufsbedingt auch an anderen Orgeln Platz genommen hat und noch nimmt, ist er seit 50 Jahren als Kirchenmusiker der katholischen Liebfrauengemeinde treu.

Schließlich kennt niemand das Instrument, das 1970 eingeweiht wurde, so wie er, nämlich vom ersten Klang an. Für sein Dienstjubiläum ist Klinke jetzt während des Gottesdienstes gewürdigt worden. „Ich spiele seit meiner Jugend Orgel“, erzählt der 64-Jährige. „Während meines Studiums in Frankfurt war ich an der Leonhardskirche in der Frankfurter Innenstadt als Organist tätig, bin dann aber zum Ende des Studiums wieder nach Liebfrauen zurückgekehrt.“

Sein Schlüsselerlebnis hatte Klinke in seiner Schulzeit an der Bischof-Neumann-Schule in Königstein. „Mein Lateinlehrer spielte immer Orgel im wöchentlichen Schulgottesdienst“, blickt er zurück. „Das hat mich als Elfjähriger sehr fasziniert.“ So sehr, dass sein Lateinlehrer Franz Bernhard sein erster Orgellehrer wurde.

Er liebt die Klangfarbe der Klais-Orgel. Und die öffnet auch nach fünf Jahrzehnten immer noch neue Hörerlebnisse mit Aha-Effekt für ihn. „Das geht mir so, wenn ich in der Kirche einem anderen Organisten zuhöre.“

Seit 1993 ist Klinke zudem Organist und Chorleiter im Frankfurter Westend, in der Antonius-Gemeinde. „Als im Laufe der Jahre die Zahl der Sonntagsmessen dort reduziert wurde, konnte ich 2006 Orgeldienste am Frankfurter Dom übernehmen“, erzählt er.

In der langen Zeit sei auch manches Kuriose passiert, verrät er. „Einmal hat sich eine Taube auf den Spieltisch gesetzt und hatte viel Ausdauer. Und in einer Osternacht fing bei Kerzenlicht ein Notenblatt Feuer“, berichtet er. Und noch eine Anekdote fällt Karl Klinke ein: „Einmal habe ich mir fast die Finger wund gespielt, weil bei einer Hochzeit die Trauringe vergessen wurden und die Wartezeit überbrückt werden musste“, erzählt er.

Auch interessant

Kommentare