Der lange Weg zu nachhaltiger Mobilität
Stadt erarbeitet Konzept und fordert zum Mitmachen auf
Kronberg - Eines der Probleme wurde schon vor dem Beginn der Mobilitätsveranstaltung in der Stadthalle deutlich: Wer mit dem Fahrrad oder dem E-Bike kam, hatte Probleme, auf dem Berliner Platz eine Möglichkeit zu finden, das Rad gut und sicher abzustellen. Bügel sind noch nicht montiert, so dass man das Schloss an Laternen oder Bänken befestigen musste.
Natürlich fanden sich gegen Ende der Veranstaltung entsprechende Bemerkungen auf den Stellwänden, an denen die Besucher ihre Eindrücke und Erfahrungen in Sachen Verkehr notieren konnten. Da wurden der schlechte Zustand von Gehwegen und das Fehlen von Fahrradwegen moniert. Da wurde auf die hügelige Topographie Kronbergs hingewiesen, die den Einsatz konventioneller Räder im Alltag erschweren. Kritik wurde am ÖPNV geübt, da wird zum Beispiel ein Angebot auf Zuruf (On-Demand-Service) gefordert.
Als externe Experten führten Michael Boßhammer vom Verkehrsplanungsbüro „die mobildenker“ und Mark Schwalm von der Gesellschaft für Bürgergutachten durch den Abend, mit dem die Stadt den langen Weg zu nachhaltiger Mobilität einläutete. Die Fachleute begleiten den Prozess der Stadt Kronbergs, ein Konzept zu erarbeiten. Im März 2024 soll eine Umsetzungsstrategie stehen. Bis dahin soll es zahlreiche Workshops, runde Tische, Planungsspaziergänge und Umfragen geben. Ziel ist ein lokaler Beitrag zur Verkehrswende bis 2030. Dabei werden auch jene stark in den Blick genommen, die die neuen Systeme künftig nutzen sollen. Den demographischen Wandel sieht Boßhammer durchaus als Chance. Menschen, die in Rente gehen, pendeln nicht mehr und sind in ihrem neuen Lebensabschnitt möglicherweise offener für alternative Mobilitätsangebote, während Berufseinsteiger gegebenenfalls schon eine Affinität zu Fahrrad, Bus und Bahn haben.
Das Mobilitätskonzept und seine Entwicklung sind mit anderen Prozessen in der Stadt verwoben. Zum einen versteht es sich als Teil des Stadtentwicklungskonzeptes. In Arbeitsgruppen und unter der Beteiligung von Bürgern, Verwaltung und Politik wurden bereits die Themen Wohnen, Gewerbe und Landschaft betrachtet, jetzt soll - nach mehrjähriger Pause - der Baustein „Mobilität“ hinzugeführt werden. Zum anderen trägt umweltverträgliche Mobilität auch zum Erreichen der Klimaziele bei, die sich die Stadt gesetzt hat. Vor allem aber fließen Erkenntnisse aus dem Nahmobilitätsplan ein. Drei Stellschrauben gibt es: Da ist die Verbesserung - etwa der Antriebstechnologie oder der Auslastung (zum Beispiel durchs Bilden von Fahrgemeinschaften). Dann ist da die Verlagerung: vom Auto aufs Rad oder den Öffentlichen Nahverkehr. Kurze Strecken zu Fuß zurückzulegen ist auch eine Option. Dann ist da das Vermeiden von Verkehr. Dies kann geschehen, indem man von zu Hause arbeitet oder Videokonferenzen nutzt, anstatt zu pendeln oder zu Kongressen zu fahren. Knapp 50 Personen waren in die Stadthalle gekommen. Klar ist aber, dass es stärkerer Beteiligung bedarf, wenn etwas bewegt werden soll. Das Projekt soll Politik, Gesellschaft und alle relevanten Interessensvertreter an mehreren Punkten des Prozesses einbeziehen. Mit dem Start des Projekts sind alle Interessierten aufgerufen, sich einzubringen. Hierzu wird eine Online-Karte bereitgestellt, in der Stärken und Schwächen des Kronbergers Verkehrssystems markiert und kommentiert werden können.
Zudem ist eine Umfrage angerollt, wie Mobilität in Kronberg künftig gestaltet werden soll. Diese Befragung läuft bis zum 28. Mai, und zwar unter www.denkmobil.de/kronberg im Internet.