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Blutspende als Weihnachtsgeschenk

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Von: Jürgen Streicher

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Peter Bierbrauer gibt sein Blut und tut damit Gutes.
Peter Bierbrauer gibt sein Blut und tut damit Gutes. © Michael Schick

Großer Andrang herrscht beim traditionellen Abzapfen im Feuerwehrhaus.

Doris Bill kommt seit 22 Jahren. Nicht regelmäßig, aber immer wieder. Sie weiß, dass sie „begehrtes Blut“ hat. Und dass ihr traditioneller Gang zum Blutspenden am zweiten Weihnachtsfeiertag eine „gute Tat“ – passend zum Fest der Liebe – ist. Blut der Sorte „Null negativ“ ist so begehrt, weil es allen helfen kann, die dringend frisches Blut brauchen. Natürlich ist jeder Typus wichtig, der Blutspendedienst kann gar nicht genug vom Lebenssaft der Menschen bekommen in diesen Tagen, um den Bedarf in den Krankenhäusern zu befriedigen.

Um ein „besonderes Weihnachtsgeschenk“ haben das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und sein Blutspendedienst daher in „persönlichen Einladungen“ an alle eingetragenen Blutspender gebeten. Da kommt es auf alle Thrombozyten an. Die Blutplättchen sind die kleinsten Zellen des Blutes und nur maximal vier Tage haltbar. Wer zum traditionellen Weihnachtstermin ins Feuerwehrhaus im Ortsteil Weißkirchen kommt, geht jeweils mit 500 Milliliter Blut weniger und einem guten Gefühl nach Hause.

Schon eine Viertelstunde vor dem ersten Nadelstich warten willige Spender im geheizten Vorraum. Christine Schöck vom DRK-Ortsverband organisiert mit PC-Hilfe die „Einschreibung“ der Freiwilligen, an einer langen Tischreihe kann der obligatorische ärztliche Fragebogen ausgefüllt werden. Daneben gut gefüllte Plätzchenteller zum Aufforsten der Reserven nach dem Aderlass. Große Ketchup- und Senftuben wirken zunächst befremdlich, werden aber verständlich, wenn nach der Blutabgabe Bock- und Rindswürste auf den Tisch kommen, damit die Spender wieder zu Kräften kommen. Am Feuerwehrtresen sorgt Silvia Sonnenberg vom örtlichen DRK für Nachschub, auch beim Kaffee. Wer kommt, bringt ein Geschenk und geht mit einem Geschenk, so ist das beim Blutspenden.

Im Eingangsbereich zum großen Spenderraum mit den sieben Zapfstellen, die von vielen netten Damen in weißen Kitteln betreut werden, sitzt Rolf Schuhmann an einem improvisierten Schreibtisch. Es kommt selten vor, aber manchmal muss der emeritierte Professor, der viele Jahre an der Uni-Klinik Frankfurt tätig war, nach Durchsicht des Fragebogens und Gespräch auch den Daumen senken. Muss einen willigen Spender leider dankend abweisen, weil irgendetwas nicht passt. Der Trip vor kurzem in ein Malaria-Gebiet etwa, der noch nicht überstandene grippale Infekt, die Einnahme von „falschen“ Medikamenten.

Ein bisschen Völlerei an Weihnachten ist indes kein Hinderungsgrund, „wer gesund ist, nicht schwanger oder betrunken“, darf spenden, fasst eine Weißkittel-Dame die Voraussetzung zum Blutspenden freundlich zusammen.

Rolf Schuhmann ist als approbierter Arzt sozusagen die entscheidende Distanz. Wie alle anderen vom DRK ist er mit Freude im Einsatz an so einem Tag. Die erste Stunde ist noch nicht rum, da sind schon mehr als 30 Blutspenden verbucht, bis zu 100 erwartet Christine Schöck zum weihnachtlichen Aderlass. Zwischen Vorraum und Doktor-Tisch hat sich schnell eine kleine Schlange gebildet, auf den Liegen wechseln die „Patienten“ in schnellem Rhythmus. Rund zehn Minuten brauchen die meisten für die 500 Milliliter, wichtig ist, vorher viel zu trinken. „Sonst kann es schon mal passieren, dass einer abklappt“, so Schuhmann. Wichtige Erfahrung: „Das ist meist ein Anfängerproblem. Ab der zehnten Spende läuft’s besser, der Körper merkt sich das.“

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