Bahnhof zu verkaufen

Die Stadt Kronberg will ihr historisches Bahnhofsgebäude verkaufen. Fünf Interessenten haben sich gemeldet. Doch die Grünen wollen die Veräußerung verhindern.
Seit fünf Jahren ist die Stadt Kronberg Eigentümerin des historischen Bahnhofsgebäudes an der Endstation der S-Bahn-Linie 4. Die Kommune hatte dazu seinerzeit sogar ein Vorkaufsrecht geltend gemacht und war dem ursprünglichen Käufer, der bereits knapp 300 000 Euro gezahlt hatte, bei einem anderen Immobiliengeschäft entgegenkommen.
Doch nun steht das in die Jahre gekommene Empfangsgebäude plötzlich wieder zum Verkauf. Grund sind nach Angaben des Ersten Stadtrats und Baudezernenten Robert Siedler (parteilos) rechtliche Probleme.
Eigentlich wollte die Kommune den denkmalgeschützten Bahnhof per Erbbaurecht an einen Investor vergeben, der das Gebäude sanieren sollte. Mit dem heimischen Unternehmer Konstantin Kovarbasic war man sich so gut wie handelseinig. Sogar eine schriftliche Absichtserklärung, einen sogenannten „Letter of Intent“, hatten Kovarbasic und die Vertreter der Stadt schon unterzeichnet mit dem Ziel, im Empfangsgebäude eine Gastronomie einzurichten und den Container vor dem Gebäude durch einen Neubau für das Reisezentrum und einen Minimarkt zu ersetzen.
„Wir sind auch weiterhin der Meinung, dass er der richtige Partner ist“, sagt Siedler. Allerdings kollidieren die Pläne mit den Wege- und Leitungsrechten der Deutschen Bahn. Das Problem: Um das Grundstück per Erbbaurecht vergeben zu können, müsste dieses an erster Stelle im Grundbuch eingetragen werden. Dort steht jedoch die Deutsche Bahn mit ihren Rechten. „Und sie will auch nicht im Rang zurücktreten“, so Siedler. Versuche, die Bahn noch umzustimmen, hätten nicht gefruchtet.
Daraufhin hatte das Parlament in seiner letzten Sitzung vor den Sommerferien mit den Stimmen von CDU, Kronberg für Bürger (KfB) und Grünen beschlossen, dass der Magistrat vor einem Verkauf weiteren Interessenten die Möglichkeit geben solle, ihre Vorstellungen zu präsentieren. Das entsprechende Verfahren läuft noch bis zum 6. August. Bislang hätten sich insgesamt fünf Investoren gemeldet, teilte Robert Siedler mit, auch Konstantin Kovarbasic sei weiterhin interessiert.
Entscheidend für die Stadt sei nicht ein möglichst hoher Preis, sondern das Nutzungskonzept und eine solide Finanzierung, betont der Erste Stadtrat.
Der Käufer muss sich verpflichten, das marode Gebäude zu sanieren. Deshalb werde man bei einem möglichen Verkauf eine Klausel im Grundbuch verankern, dass das Gebäude an die Stadt zurückfalle, wenn in einem bestimmten Zeitraum nichts geschehe, kündigt Siedler an. Wichtig ist für die Stadt darüber hinaus, dass es in oder am Bahnhof weiterhin ein Reisezentrum gibt. Außerdem sollen die Interessenten konkrete Aussagen machen, wie sie die nötigen Stellplätze schaffen wollen.
Derweil hat in Kronberg eine politische Grundsatzdiskussion über Sinn und Unsinn des Bahnhofverkaufs begonnen. „Wenn die Grünen in Kronberg das Sagen hätten, würde der traditionsreiche Bahnhof nicht an privat verkauft werden“, heißt es in einer Pressemitteilung der Umweltpartei.
Mit der FDP sei man sich in diesem Punkt bereits einig, teilen die Grünen mit. Nun wolle man in Gesprächen mit den anderen Fraktionen ausloten, ob es eine Möglichkeit gibt, das Bahnhofsgebäude in städtischer Hand zu behalten. Schließlich habe man nach einem Verkauf keinen Einfluss mehr auf die weitere Entwicklung. „Dann gilt ganz einfach: Weg ist weg!“ Bislang habe es für diese Position keine Mehrheit gegeben, merkt Robert Siedler an. Klar sei, dass dann die Stadt die Kosten für die Sanierung selbst stemmen müsste. „Noch hat niemand beantragt, die nötigen Mittel dafür in den Haushalt einzustellen.“