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Bad Homburg
Pläne für ein jüdisches Gräberfeld
Auf dem Friedhof Ober-Eschbach soll eine Fläche umgewidmet werden.
Jüdische Friedhöfe gibt es etliche in der Umgebung. Doch die meisten verloren spätestens mit der Nazi-Herrschaft ihre Funktion. Gräber wurden geschändet, Grabsteine umgestoßen oder entwendet, Mauern eingeebnet. Selbst dieser Teil des jüdischen Lebens und der Erinnerung an die Verstorbenen war den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge. Nach der Shoah wurden zwar viele Gräber gesichert, doch sie bleiben vor allem eines: Denkmäler aus vergangener Zeit. Viele Ahnenreihen waren durch die Gräueltaten der Nazis gekappt worden, andere fanden auf anderen Kontinenten fern der alten Heimat eine Fortsetzung.
Jüdische Friedhöfe
1580 wird laut Veröffentlichung des Geschichtskreises „Unser Homburg“ im Hardtwald zwischen Homburg und Seulberg ein jüdischer Friedhof urkundlich erwähnt. Er gilt als eine der ältesten jüdischen Begräbnisstätten Hessens. 1690 wird er erweitert.
1865 wird im Zuge der Planungen für die neue Synagoge in der Elisabethenstraße auf einem Grundstück im Gluckensteinweg ein neuer Friedhof angelegt. 1883/84 folgt der Bau der markanten Trauerhalle im maurischen Stil.
Am 28. Oktober 1934 wird der jüdische Friedhof am Gluckensteinweg geschändet, 57 Gräber werden zerstört. hko
Doch das jüdische Leben hat längst wieder Fuß gefasst. In Bad Homburg, wo die jüdische Gemeinschaft vor zwei Jahren sogar wieder eine Synagoge beziehen konnte, blüht es besonders auf. Und da der Tod Teil des Lebens ist, hat das Jüdische Zentrum Bad Homburg den Wunsch an die Stadt gerichtet, ein separates Grabfeld für die Bestattung jüdischer Gemeindemitglieder auszuweisen. Dieser Wunsch könnte sich bald erfüllen. Am Ende der letzten politischen Sitzungsrunde vor der Kommunalwahl im März könnte ein entsprechender Beschluss stehen.
Nach einer Prüfung möglicher Flächen auf den sechs kommunalen Friedhöfen durch den Betriebshof gemeinsam mit Vertretern des Jüdischen Zentrums kristallisierte sich eine rund 1400 Quadratmeter große Freifläche im Westen des Friedhofs Ober-Eschbach als am besten geeigneter Standort heraus. Nach dem jüdischen Glauben gibt es bestimmte Voraussetzungen, die ein Friedhof erfüllen muss. So darf die dafür genutzte Fläche unter anderem noch nie für Bestattungen genutzt worden sein. Außerdem kennt das Judentum die neuzeitlichen „Belegrechte“ für Gräber nicht, nach denen Gräber nach einer gewissen Zeit eingeebnet und neu belegt werden. Eine Ruhestätte ist nach jüdischem Verständnis (fast) für die Ewigkeit - die Totenruhe ist heilig, der Körper bleibt bis zur Auferstehung in der Erde.
Aus der Magistratsvorlage, über die die Politik nun zu diskutieren hat, geht hervor, dass dieser Friedhofsteil durch eine Hecke optisch abgegrenzt werden kann. Zusätzlich soll die vorhandene Kühlzelle mitgenutzt werden und ein Raum für die nach jüdischem Glauben notwendige, rituelle Waschung (Tahara) mit Wasseranschluss und Abfluss verfügbar sein. Während der jüdischen Trauerfeier in der Trauerhalle sollten die christlichen Symbole verdeckt werden. Alle Voraussetzungen sind laut Verwaltung auf dem Friedhof Ober-Eschbach erfüllt. Und die Fläche wird nach Einschätzung des Betriebshofs auf lange Sicht ohnehin nicht als Erweiterung der bestehenden Grabfelder benötigt – Stichwort Veränderung der Bestattungskultur.
Auf der vorgesehenen Fläche soll nach Vorstellung des Jüdischen Zentrums eine Belegung mit 70 Prozent Erdreihen- und 30 Prozent Erdfamiliengräbern vorgesehen werden, insgesamt 225 Grabstellen. Bei einer durchschnittlichen Anzahl von jährlich bisher fünf Beisetzungen würde das Grabfeld nach Rechnung der Stadt für 40 Jahre ausreichen. Mit einer gesonderten Vereinbarung soll dem Jüdischen Zentrum zudem zugesichert werden, dass das Ruherecht keiner zeitlichen Befristung unterliegt.