Kupplungshersteller expandiert weiter

Firma Ringspann plant erneut Erweiterung auf ihrem Gelände am Schaberweg
Bad Homburg - Wie ein Held fährt der Gabelstaplerfahrer die Schwerlastregale entlang. Dazu erklingt pathetische Kinomusik. Die Mission: Das Laienauge sieht runde Metallscheiben von verschiedener Größe; Zahnräder, die spielend ineinanderfahren. „Ihr Nutzen ist unser Antrieb“, steht im Abspann des Imagefilms - der Slogan der Firma Ringspann, eines der letzten produzierenden Unternehmen in Bad Homburg. Eines, das bleiben will und wächst. Doch dazu später.
Gerade war wieder ein Filmteam in den Fertigungshallen am Schaberweg. Es gehe darum, neue geeignete Mitarbeiter zu finden, erläutert Ringspann-Geschäftsführer Fabian Maurer. Die sind rar gesät, und ein Spot weckt heutzutage eher Interesse bei jungen Leuten als eine Job-Beschreibung auf der Website.
Gut beschäftigen könnte Maurer mehr Personal: Der Umsatz in Deutschland - dem Homburger Stammwerk mit dem Werk in Oberstedten - ist nach Corona wieder angestiegen. Deshalb ist Maurer auch nicht gut auf Themen der Ampel-Regierung, wie etwa die Vier-Tage-Woche zu sprechen. „Wir schaffen unsere Wertschöpfung ab!“, schimpft er.
70 Prozent der Bremsen, Kupplungen, Freiläufe und weitere Produkte aus dem Vordertaunus, mit denen Ringspann andere Industrie-Unternehmen beliefert, werden exportiert. Weitere Umsätze erwirtschaften die inzwischen 18 Tochtergesellschaften weltweit - soeben wurde das jüngste in Chile eröffnet. So sei man nahe bei den Kunden; auch sind die Produktionskosten in Bosnien, China oder Indien geringer. „Dieser Produktionsverbund hat uns gerade in der Corona-Zeit sehr geholfen“, so Maurer.
Ringspann wächst aber auch in Bad Homburg weiter. Nachdem 2017 die neue Montage- und Fertigungshalle für Bremsen, Kupplungen und Spannzeuge gegenüber dem Stammsitz im Schaberweg fertiggestellt worden war, wurde Ende 2022 eine durch einen Gang damit verbundene weitere Halle in Betrieb genommen. Am 8. Juli will das Unternehmen dies mit einem Familienfest für Mitarbeiter und Interessierte feiern.
Gute Geschäfte mit E-Bikes
Doch Maurer und sein Prokurist Ernst Fritzemeier haben schon neue Pläne. Auf dem eigenen Gelände, das bis zur Frölingstraße reicht, möchten sie dort, wo jetzt Autos parken, eine weitere zweistöckige Halle errichten. Gerade wird am Bauantrag gearbeitet. Das Gebäude soll als Innovations- und Entwicklungszentrum dienen - und als Zukunftssicherung für den Standort Bad Homburg. Denn hier entstehen die Prototypen aller Ringspann-Produkte. Die Kunden wollen das sehen, berichtet Maurer. Oben sind ein Showroom und eine Veranstaltungsfläche geplant - die jetzige wurde als Büroraum gebraucht -, unten ein Versuchsfeld.
Nach einer Investition von mehr als 12 Millionen Euro 2017 und 2022 werde man nun weiteres Geld in die Hand nehmen. Maurer: „Wir wollen in Bad Homburg bleiben.“
Das Gelände beidseitig des Schaberwegs habe man nach und nach von Privateigentümern erworben - zuvor waren hier beispielsweise eine Druckerei und eine Lederfabrik. Gerade hatte Ringspann einen ärgerlichen Disput mit der Bahn, die viel Geld dafür wollte, dass das Regenwasser von der jüngst eröffneten Halle sechs Meter über ihr Gelände oberirdisch in den Dornbach geleitet werden kann.
„Haben wir eben einen Kanal gebaut“, so Maurer. In den Hallen wird an Fertigungsinseln gearbeitet. „So kann ein Mitarbeiter die Laufzeit einer Maschine nutzen, um eine andere Maschine zu bedienen“, erläutert Fertigungsleiter Viktor Safiew. So werden hier zum Beispiel Kupplungshälften gedreht und montiert. Im Werk entstehen zudem unter anderem Antriebskomponenten für Windkraftanlagen, Industrieanlagen, Bergbau und Bahntechnik sowie Freiläufe für hybridbetriebene Schiffe und Fahrräder.
Ein Freilauf sorgt dafür, dass sich die Pedale nicht mit dem Laufrad mitdrehen. Beim E-Bike ist die Entkopplung wegen des Motors noch wichtiger - der Pedelec-Boom spielt dem Unternehmen in die Karten.