Kaiser, Kuren und Casino

Die Stadt Bad Homburg gibt eine neue Broschüre über die gute alte Kurzeit heraus. Bad Homburg war damals nicht irgendein Kurort, sondern zählte zu den vornehmen „Salons de l’Europe“.
Einhundert Jahre ist es jetzt, da endete die vornehme Zeit Bad Homburgs, abrupt und unschön wie überall in Europa. Der erste Weltkrieg begann, das Ende des „langen 19. Jahrhunderts“. Diese Epoche brachte das Kurwesen in Homburg zur Blüte und viele seiner Bewohner zu einem guten Auskommen.
Homburg war nicht irgendein Kurort, sondern zählte zu den vornehmen „Salons de l’Europe“, es soll der „Aristokrat unter den Badeorten“ gewesen sein, Königs und Kaisers waren hier, Künstler, Intellektuelle und viele stinkreiche Leute aus ganz Europa.
Von diesem Ruhm vergangener Zeiten zehrt die Stadt noch immer, die steinernen Zeugen sind zuhauf zu sehen und werden gepflegt. Es gibt den Kurpark, die Gartenlandschaft, das Stadtarchiv ist derzeit intensiv mit der Aufarbeitung der Badehistorie beschäftigt, vor kurzem erst wurde die Internetplattform „Orte der Kur“ vorgestellt.
Das Ganze bekommt Schwung vor dem Hintergrund, dass die Stadt ihren Namen auf einer berühmten Liste lesen will: der des Unesco-Weltkulturerbes, derzeit bemüht sich Homburg gemeinsam mit anderen Badeorten um die Aufnahme.
Bunte Promi-Geschichten
Dazu gehört auch, die alte Pracht und Herrlichkeit sichtbar zu machen. Die Autorin Eva Schweiblmeier hat zu diesem Zweck eine 60 Seiten starke Broschüre mit dem Titel „Kaiser, Kuren und Casino“ geschrieben, die das historische Mode- und Fürstenbad in Wort und Schrift ins rechte Licht rückt. Illustriert mit alten Fotos und Zeichnungen ermöglicht die Autorin einen leicht lesbaren Einblick in die alte Zeit, erzählt von den Quellen im Kurpark, den alten Bädern und Kaffeehäusern, berichtet von den prächtigen Kurvillen und dem Problem, die vielen Gäste, die plötzlich vor der Tür standen, standesgemäß zu beherbergen.
Ein ganzes Kapitel widmet Schweiblmeier den bunten Geschichten der Promigäste aus den Königshäusern der damaligen Zeit. Ein Foto zeigt den Kaiser beim Ausritt über den Marktplatz oder den Prince of Wales mit dem „Homburg Hat“. Die Broschüre ist eine von mehreren Aufgaben, die die Stadt im Zuge der Unesco-Bewerbung vergeben hat. Im Frühjahr zeigen Vorträge, was die Forschung Neues zur Geschichte des Bades zu sagen hat. Am 2. April spricht Andrea Pühringer über „das Kurwesen als Motor der Urbanisierung“, am 14. Mai berichtet Roswitha Mattausch-Schirmbeck, die ehemalige Leiterin des Museums, über Homburgs Umgebung als therapeutische Landschaft im 19. Jahrhundert“. Dazu gibt es eine Führung am 17. Mai. Beide Vorträge sind das Ergebnis von Forschungsarbeiten im Auftrag des Stadtarchivs.
„Kaiser, Kuren und Casino“ ist ab sofort im Stadtladen, im Gotischen Haus und bei der Tourist-Info zu haben. 60 Seiten, Schutzgebühr: 5 Euro.