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Einsparung beim Hölderlin-Preis

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2021 verlief die Preisverleihung an Marcel Beyer und Joshua Groß in der Schlosskirche wegen Corona mit viel Abstand.
2021 verlief die Preisverleihung an Marcel Beyer und Joshua Groß in der Schlosskirche wegen Corona mit viel Abstand. priedemuth © Jens Priedemuth

Renommierte Auszeichnung soll nur noch alle zwei Jahre verliehen werden

Bad Homburg - Der Haushaltsentwurf des Kämmerers sieht vor, den Friedrich-Hölderlin-Preis nur noch in jedem zweiten Jahr zu verleihen. Noch bevor am 30. März das Stadtparlament über den Spar-Etat entscheiden muss, schütteln so manche, denen die Kultur in der Kurstadt wichtig ist, den Kopf über den gravierenden Einschnitt in der Historie des renommierten Literaturpreises.

Anfangs habe sie an dieser Entscheidung auch geknabbert, gibt die Leiterin des Fachbereichs Kultur im Rathaus, Dr. Bettina Gentzcke, zu. Aber jetzt sei sie überzeugt, dass dies - unter den gegebenen Spar-Bedingungen - die beste Lösung sei. Ohnehin würden einige renommierte Kunstpreise nur alle zwei Jahre verliehen, der Hölderlin-Preis in Tübingen etwa oder der Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf. Und die „Blickachsen“, die renommierte Kunst-Biennale in Bad Homburg, ja ebenfalls. Der Chopin-Wettbewerb, einer der ältesten und angesehensten Musikwettbewerbe der Welt, finde gar in einem Fünf-Jahre-Turnus statt, so Gentzcke.

Gleichwohl folgen andere wichtige Literaturpreise wie der Deutsche Buchpreis, der Georg-Büchner-Preis (Darmstadt) oder der Ingeborg-Bachmann-Preis (Klagenfurt) einem jährlichen Rhythmus. Doch auch Sandra Kegel, die Vorsitzende der Jury, die bisher alljährlich die Preisträger auswählte, habe Verständnis für die Sparzwänge geäußert.

Gentzcke hält es für möglich, dass sogar die Wertigkeit des Preises steige, wenn er nur noch alle zwei Jahre vergeben wird. Und das Besondere an dem Bad Homburger Hölderlin-Preis sei ja, dass mit ihm seit nunmehr 40 Jahren gleich zwei Preise vergeben werden - der mit 20 000 Euro dotierte Hauptpreis und der Förderpreis (7500 Euro). „Bei anderen Preisen gibt es nur das eine oder das andere“, sagt Gentzcke und nennt den Kleist-Preis, der wie der Tübinger Hölderlin-Preis ein Förderpreis für Nachwuchs-Schriftsteller ist, oder den Alfred-Kerr-Literaturkritik-Preis. Eine andere Möglichkeit für Einsparungen wäre ja gewesen, den Förderpreis zu streichen - aber das steht auch zukünftig nicht zur Debatte. Gerade der Förderpreis sei ja wichtig für junge Literaten.

Die Doppel-Dotierung stemme die Kurstadt komplett aus dem eigenen Haushalt. Denn von der Claire-Janssen-Stiftung, deren Name stets auftaucht, wenn es um die Dotierung geht, fließe kein Geld mehr, erklärt die Kulturamtsleiterin. Die 100 000 Euro, die die Stiftung 1983 für diesen Zweck beisteuerte, seien bereits seit Jahren aufgebraucht.

Mit 50 000 Euro schlagen der Festakt und die Preisgelder alljährlich zu Buche. „Das ist schon eine große Summe“, sagt Gentzcke. In diesem Jahr will sie 10 000 Euro einsparen; dennoch soll es keine Feier „in kleinem Kreis“ geben. Immerhin steht mit der 40. Verleihung in diesem Jahr ein Jubiläum an. Im Gegenteil: Gentzcke plant für Sonntag, 4. Juni, in der Schlosskirche zwei Veranstaltungen. Sie kann sich vorstellen, dass die Feier für viele anschließend noch bei einem Getränk im benachbarten neuen Schlosscafé ausklingt.

Schlosskirche bleibt Ort der Verleihung

Die Direktorin der hessischen Schlösser und Gärten habe sich ihr gegenüber jedenfalls zuversichtlich geäußert, bis dann einen Pächter gefunden zu haben. Wie berichtet, ist die Sanierung des einstigen Marstalls neben der Schlosskirche abgeschlossen und die Schlösserverwaltung sucht jemanden, der das neue Café betreibt. „So könnten zweimal 200 Gäste die Preisverleihung besuchen“, sagt Gentzcke mit Blick auf die Kritik der BLB, dass in die Schlosskirche (240 Plätze) weniger Besucher passen als zuvor ins Kurtheater (760 Plätze).

Zur politischen Debatte hat die Kulturamtschefin eine klare Meinung: Die Besucherzahlen seien schon vor der Verlegung des Festakts in die Schlosskirche gesunken. „Am Ende waren dort auch nur noch um die 200 Leute, und die Preisträger haben in leere Reihen geschaut.“

Die Schlosskirche sei viel besser für die Preisverleihung geeignet - nicht nur, weil das Kurtheater „in die Jahre gekommen“, seine Miete teurer sei und es am 4. Juni auch gar nicht verfügbar wäre - dies sollte die Verwaltung auf Wunsch der Stadtverordneten abfragen, um eine Alternative zur Schlosskirche zu finden. Die Schlosskirche sei aber, so Gentzcke, ein „historischer Ort zu Hölderlin“ - die Bronzeplatte mit seinem Gedicht „Patmos“ erinnere daran. „Und auch die Jury findet die Schlosskirche wertig und toll.“ Nicht zuletzt wegen der Kulisse und des Blicks über den Schlosspark und in den Taunus.

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