30 Werke unter freiem Himmel

Blickachsen-Ausstellung erstreckt sich vom Kur- bis zum Schlosspark
Bad Homburg - Fast unsichtbar stehen die beiden Skulpturen im Kurpark, wie diamantene Spiegel. Im Hintergrund erhebt sich der Siamesische Tempel. Er sticht zwischen den Bäumen deutlich hervor. Als wäre er das einzige von Menschenhand geschaffene Objekt weit und breit. Der israelische Bildhauer Arik Levy demonstriert in seinen Werken die Bandbreite der Materialeigenschaften von Stahl. Einmal reflektiert die spiegelglatte Oberfläche die umliegende Natur, und demgegenüber liegt der rostige Reiz der Zwillingssteine. Aber nicht nur Tempel, Kurpark und Betrachter spiegeln sich in Levys Arbeit, sondern auch die „United Enemies“ - die beiden Bronzestatuen des Künstlers Thomas Schütte, die ganz in der Nähe stehen. Fast vier Meter hoch verschmelzen die dargestellten Feinde im künstlerischen Kampf im Kurpark anlässlich der „Blickachsen 13“.
Nach vier Jahren kann sie wieder stattfinden: Die 13. Ausgabe der Skulpturenbiennale Blickachsen wird am kommenden Sonntag, 14. Mai, um 11.30 Uhr auf dem Schmuckplatz, gegenüber der Kaiser-Friedrich-Promenade 55, im Kurpark feierlich eröffnet. Die Ausstellung erstreckt sich bis zum 1. Oktober vom Lénneschen Kurpark bis in den über Jahrhunderte gestalteten Schlosspark und zeigt mehr als 30 Werke von 24 internationalen Künstlerinnen und Künstlern.
Christian Scheffel, der Geschäftsführer der Stiftung Blickachsen, erinnert auch an das umfassende Rahmenprogramm und Vermittlungsangebot, das mit der Ausstellung einhergeht. Darunter seien unter anderem Führungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sowie an den Skulpturentafeln angebrachte QR-Codes. „Es wird auch eine Ausstellungsbroschüre geben“, sagt Scheffel. Im Juni wird dann die Parallelausstellung „Kinder-Blickachsen 6“, die am 17. Juni um 14.15 Uhr in der Stadtbibliothek und der Orangerie am Schloss eröffnet, stattfinden.
Scheffel erwartet wieder Tausende Besucher. „Schon vor der Eröffnung gibt es 80 gebuchte Führungen“, sagt der Homburger Kurator. Ein Rekord, denn die Anmeldungen kämen sonst erst am Eröffnungstag. Schon seit der zweiten Blickachsen-Ausgabe im Jahr 1999 ist es Tradition, dass jede Ausstellung in Zusammenarbeit mit einer namhaften Kunstinstitution entsteht. Für die diesjährige Skulpturenschau konnte die Stiftung Insel Hombroich als Partnerinstitution mit ihrem Geschäftsführer Roland Nachtigäller als Ko-Kurator gewonnen werden. „Gemeinsam haben wir für die ,Blickachsen 13‘ Künstlerinnen und Künstler aus verschiedenen Ländern, aber diesmal auch eine größere Zahl von Beteiligten aus Deutschland eingeladen“, sagt Scheffel. „Bei manchen Arbeiten weiß ich sofort, wo sie stehen werden“, sagt Scheffel. Oft laufe er aber auch mit den Künstlern durch den Park und schaue, wo sich die Skulptur am besten einfügt.
Künstler knüpft in drei Tagen sein Werk
Wer jetzt durch Kur- und Schlosspark läuft, kann schon fast alle Kunstwerke sehen. „Die nächsten Tage ist Gili Avissar noch mit seinen Arbeiten beschäftigt“, sagt Nachtigäller. Der israelische Künstler knüpft am Homburger Schloss sein Band. „Er braucht drei Tage, hat er mir gesagt. Ich bin gespannt“, sagt Scheffel. Diese geknüpfte Kunst verdeutlicht, dass moderne Werke mehr sein können als früher. „Früher umfasste der Begriff Skulptur nur die Bildhauerei“, sagt Nachtigäller. Ist das Kunst?, wird sich der Vorbeilaufende wohl bei einigen Skulpturen fragen. Aber Nachtigäller empfiehlt ein Innehalten. „Vielleicht muss man sich einfach einmal die Zeit nehmen und überlegen, was der Künstler oder die Künstlerin mit ihrem Werk ausdrücken möchte.“ Zwischen Schmuckplatz und Kurparkweiher liegen beispielsweise zwei in der Sonne glänzende Steine. Sie sind von Sand umgeben, passend zur ihrer Nähe zum Golfplatz liegen die Steine in einem Sandbunker. Eine politische Aussage? Der Künstler selbst nennt sein Werk: „Trashstone“, zu Deutsch: Abfallstein. Wilhelm Mundt hat die Überreste in seinem Atelier gesammelt und sie verpackt, so dass sie einerseits entsorgt sind und dadurch andererseits etwas Neues entsteht. „Das Wesentliche von der Arbeit ist das, was wir nicht sehen“, sagt Mundt über sein Werk.