1. Startseite
  2. Rhein-Main

Hessische Ostermärsche mit mehr Zuspruch

Erstellt:

Von: Oliver Teutsch

Kommentare

Frieden ist der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich alle einigen können.
Frieden ist der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich alle einigen können. © ROLF OESER

Rund 3000 Menschen bei der Abschlusskundgebung in Frankfurt wollen vor allem Frieden.

Rund 3000 Menschen haben am Montag am traditionellen Abschluss der Ostermarschkundgebungen in Frankfurt teilgenommen. Wer angesichts des Kriegs in der Ukraine und der angekündigten massiven Aufrüstung mit mehr Menschen gerechnet hatte, wurde enttäuscht. Willi van Ooyen, einer der Köpfe der Ostermarschbewegung, gab sich dennoch zufrieden. „Die Teilnahme ist wie erwartet, wir haben nicht mit einer Explosion der Zahlen gerechnet.“ Die Osterferien und das schöne Wetter hatten offenbar eine größere Teilnahme verhindert.

Nicht jeder war zudem auf dem Frankfurter Römerberg willkommen. Als unweit der Bühne jemand ein Schild der Basisdemokratischen Partei Deutschlands zeigte, wurde er vom Moderator gebeten, den Platz zu verlassen: „Wir wollen keine Rechten. Entferne dich.“ Der „Platzverweis“ fand nicht bei allen Zuspruch. „Ihr habt keine Ahnung von Frieden, wenn ihr Leute ausgrenzt“, tönte ein Teilnehmer.

Wie bunt gemischt die Ostermarschbewegung in diesem Jahr ist, hatte sich zuvor schon im Stadtteil Bockenheim gezeigt, einem der Startpunkte für den diesjährigen Sternmarsch zum Römerberg. Rund 300 Menschen und fast ebenso viele verschiedene Initiativen hatten sich dort gezeigt, um Richtung Innenstadt zu gehen. Auch von Rödelheim, Bornheim, Niederrad, Offenbach, Eschborn und Darmstadt hatten sich Menschen in Richtung Römerberg in Bewegung gesetzt, aus den beiden letztgenannten Städten per Fahrrad.

So heterogen die Teilnehmerschaft war, so einig waren sich doch alle bei Folgendem: Friedensverhandlungen sind das Gebot der Stunde. Um Applaus zu ernten, mussten die Rednerinnen und Redner auf der Bühne angesichts der schrecklichen Bilder aus der Ukraine auch gar nicht weit ausholen. Wer wie Michael Erhardt von der IG Metall „Die Waffen nieder“ forderte, erntete schon kräftigen Applaus. Abrüstung sei das Wort der Stunde. Selbstverständlich habe die Ukraine ein Recht auf Selbstverteidigung, beeilte sich Erhardt zu versichern, ohne auf den Widerspruch näher einzugehen. Als er dann darauf hinwies, dass der Waffenhersteller Rheinmetall seinen Aktienkurs in kürzester Zeit verdoppelt habe und dies ein Unding sei, gab es wieder kräftigen Applaus.

Das von der Bundesregierung angestrebte Rüstungspaket von 100 Milliarden Euro sorgt in der Ostermarschbewegung für besonders viel Unmut. Reiner Braun, Generalsekretär des „International Peace Bureau“ bezeichnete Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) angesichts dieser Pläne schlicht als „verrückt“. Ein Teilnehmer des Sternmarschs von Bockenheim hatte für die Pläne der Bundesregierung nur Sarkasmus übrig: „Keine Heizung, keine Hose, ob Rüstung hilft?“, stand auf seinem Pappschild.

Verbale Unterstützung erhielt die Kundgebung in Sachen Abrüstung auch von der französischen Friedensbewegung. Alain Rouy wies auf die paradoxe Situation hin, dass bei der anstehenden Wahl zunächst die rechtsextremistische Marine Le Pen, danach aber gleich die militaristischen Bestrebungen ihres Widersachers Emmanuel Macron verhindert werden müssten.

Sonderlich aufmerksam war die Menschenmenge allerdings angesichts der vielen Redebeiträge nicht. Viele hielten lieber ein Schwätzchen oder verteilten Flugzettel in eigener Sache.

In einer Bilanz der Ostermärsche 2022 zeigte sich van Ooyen dennoch zufrieden. Die Friedensbewegung sehe sich mit den diesjährigen Aktionen „deutlich gestärkt“. Die „entschiedene Ablehnung von Waffenlieferungen“ seien Konsens gewesen, heißt es in einer Mitteilung.

Auch interessant

Kommentare