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Hessische Chemieunternehmen: Sorgen wegen Kosten und Fachkräftemangel

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Von: Gregor Haschnik

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Die Chemieindustrie kann ihren Umsatz durch höhere Preise steigern, klagt aber über eine Reihe von Schwierigkeiten.

Die Chemieunternehmen blicken mit Sorge in die Zukunft. Als wesentliche Ursachen nannten der Verband der Chemischen Industrie Hessen (VCI) und der Arbeitgeberverband Hessenchemie am Freitag in Frankfurt einen hohen Kostendruck sowie Schwierigkeiten, genug Fachkräfte zu finden.

Die Bilanz des vorigen Jahres fiel durchwachsen aus. In der sogenannten klassischen Chemie sei die Zahl der eingegangenen Aufträge um 15,3 Prozent zurückgegangen, bei der Produktion betrage das Minus 12,3 Prozent. Dies sei vor allem auf die Inflation, stark gestiegene Energie- und Rohstoffpreise und den Ukrainekrieg zurückzuführen. Die Verkaufspreise für Chemieerzeugnisse seien im Gegenzug um 24,7 Prozent erhöht worden. Der Umsatz stieg den Angaben zufolge auf 19 Milliarden Euro. „Das Umsatzplus gegenüber dem Vorjahr von 8,8 Prozent war ausschließlich preisgetrieben und stellt kein Wachstum dar“, sagte Hessen-Chemie-Vorstandschef Oliver Coenenberg (Sanofi-Aventis). Der Interessenvertretung gehören etwa 310 Firmen mit 105 000 Beschäftigten an. Der VCI zählt 250 Mitgliedsunternehmen.

Die Pharmaindustrie sei von den aktuellen Krisen nicht so stark betroffen. Hier wurde die Produktion um fünf Prozent gesteigert, der Umsatz um 7,8 Prozent auf 15,4 Milliarden Euro. Die Preise für die Produkte stiegen um 2,3 Prozent. In einer Umfrage des Verbands zu den Erwartungen der Unternehmen zeigten sich viele von ihnen pessimistisch. Laut Coenenberg rechnen 40 Prozent damit, dass Umsatz und Produktion sinken, 52 Prozent gehen davon aus, dass sich der Ertrag weiter verschlechtert. Als wesentliche Risikofaktoren nannten sie steigende Arbeitskosten (70 Prozent), Engpässe bei Personal und Fachkräften (67 Prozent) und Unsicherheiten über die politischen Rahmenbedingungen (56 Prozent).

Entscheidend werde sein, „wie sich die Kostenstrukturen und Energiepreise mittelfristig einpendeln“, sagte Coenenberg. Er fordert zudem niedrigere Industriestrompreise in Deutschland, weil diese im internationalen Vergleich zu hoch seien.

Dirk Meyer, Hauptgeschäftsführer von Hessen-Chemie, beklagte, es werde immer schwieriger, freie Stellen zu besetzen. In der Chemie seien 2022 zehn Prozent der Ausbildungsstellen vakant geblieben, in der kunststoffverarbeitenden Industrie 30 Prozent. Meyer verlangt vom Kultusministerium, in den Schulen für eine bessere Berufsorientierung zu sorgen. Darüber hinaus „müssen wir uns in Zukunft als attraktives Einwanderungsland positionieren“. Die Potenziale im Inland reichten nicht, um den Personalbedarf zu decken. gha

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