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Hessen: Türkisch als Fremdsprache an hessischen Schulen

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Von: Hanning Voigts

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Bisher können hessische Schülerinnen und Schüler nicht regulär Türkisch lernen. Foto: dpa
Bisher können hessische Schülerinnen und Schüler nicht regulär Türkisch lernen. Foto: dpa © Arne Dedert/dpa

Türkische Verbände fordern schon lange, dass Türkisch in Hessen als Fremdsprache gelehrt werden soll. Nun wird das tatsächlich möglich – allerdings nur testweise und vorerst nur an zwei Schulen.

Hessische Schülerinnen und Schüler können im nächsten Jahr auch Portugiesisch und Arabisch in der Schule lernen. Wie das Kultusministerium mitteilte, würden beide Sprachen vom Schuljahr 2023 / 2024 an als zweite oder dritte Fremdsprache angeboten. Voraussetzung ist, dass in der jeweiligen Schule genügend Schüler:innen die Sprachen als Unterrichtsfach wählen.

Bereits nach den Sommerferien soll es zudem erste Versuche mit der türkischen Sprache geben. Die Georg-August-Zinn-Europaschule in Kassel und die Clemens-Brentano-Europaschule in Lollar bieten vom Schuljahr 2022 / 2023 Türkisch im Rahmen eines „Schulversuchs“ als Fremdsprache an. Ein Jahr später sollen weitere Schulen mitmachen. Entscheidend sei in dieser Testphase „die Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die sich dauerhaft für eine Fremdsprache interessieren und sie belegen wollen“, führt das Kultusministerium aus. Bei entsprechender Nachfrage solle Türkisch ab dem Schuljahr 2024 / 2025 ins allgemeine Unterrichtsangebot aufgenommen werden.

Hessen: Eine Kehrtwende der schwarz-grünen Regierungskoalition

Mit der Entscheidung, zumindest im Testbetrieb Türkisch zu unterrichten, vollzieht die schwarz-grüne Regierungskoalition eine politische Kehrtwende. Die türkischstämmige Community in Hessen erhebt diese Forderungen schon lange, die Oppositionsfraktionen SPD, FDP und Linke haben sich ihr bereits in der Vergangenheit angeschlossen.

Fremdsprachen

An hessischen Schulen können Schülerinnen und Schüler eine Vielzahl von Fremdsprachen lernen. Als erste wird meistens Englisch, Französisch oder Latein gelehrt. Anschließend können auch Spanisch, Italienisch, Russisch, Chinesisch, Polnisch und Altgriechisch als Schulfach belegt werden.

Portugiesisch und Arabisch kommen nun neu dazu, Türkisch zunächst nur im Rahmen eines „Schulversuchs“.

CDU und Grüne hatten es dagegen noch im Sommer vergangenen Jahres abgelehnt, die wichtigste Sprache von Migrantinnen und Migranten in Hessen als Fremdsprache in der Schule unterrichten zu lassen. An dieser Haltung hatte es damals massive Kritik gegeben, unter anderem aus der Türkischen Gemeinde Hessen und von den hessischen Ausländerbeiräten.

„Ein Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung“

Daniel May, bildungspolitischer Sprecher der grünen Landtagsfraktion, sagte, seine Partei habe sich lange für die Aufnahme des Türkischen in den Regelunterricht eingesetzt. Man sei froh, „dass wir auf diese Weise die kulturelle Brücke zwischen Deutschland und der Türkei stärken können“. Zugleich setze man nun „ein Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung für die sprachliche und kulturelle Vielfalt in unserer Gesellschaft“.

Der bildungspolitische Sprecher der FDP im Landtag, Moritz Promny, kritisierte, das Türkische müsse sofort als Fremdsprache angeboten werden, dafür brauche es keinen Versuch. „Türkisch hat eine besondere Bedeutung für unser Land und gehört in den Fremdsprachenkatalog der hessischen Schulen“, forderte Promny.

Hessen: Türkisch wird schlechter behandelt als Arabisch und Portugiesisch

Turgut Yüksel, integrationspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, sagte, die Landesregierung führe ihre „diskriminierende Politik“ fort. Es sei „gänzlich unverständlich, wieso die Landesregierung Türkisch anders als andere Fremdsprachen wie Portugiesisch oder Arabisch behandelt“.

(Hanning Voigts)

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