Hessen: Trauer um Kämpferin für Kinderschutz
Brigitte Tilmann, Vorreiterin bei der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs, ist im Alter von 81 Jahren gestorben.
Sie war eine mutige Kämpferin für Kinderschutz und setzte sich als eine der Ersten unermüdlich für die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs ein. Jetzt ist Brigitte Tilmann im Alter von 81 Jahren gestorben.
Tilmann sei für das Land stets eine „kompetente Beraterin“ gewesen, sagt Hessens Sozialminister Kai Klose (Grüne). Die Juristin habe „maßgeblich dazu beigetragen, den Kinderschutz in Hessen voranzubringen“. Mit ihrem außerordentlichen Engagement habe sie dafür gesorgt, dass „Betroffene gehört wurden und dass das Ausmaß des ihnen widerfahrenen Unrechts öffentlich wurde“.
Die gebürtige Berlinerin arbeitete von 1970 an in Hessen als Strafrichterin. Von 1998 bis zu ihrer Pensionierung 2006 war sie – als erste Frau in der Geschichte – Präsidentin des Oberlandesgerichts Frankfurt. Mit ihrer Kollegin Claudia Burgsmüller arbeitete sie die Missbrauchsfälle an der Odenwaldschule auf. In ihrem Bericht, der auch auf intensiven Gesprächen mit zahlreichen Betroffenen basierte, stellten sie 2010 fest, dass zwischen 1965 und 1998 mindestens 132 Schüler:innen Opfer von Übergriffen durch Lehrer geworden sind. Im Mai 2015 betraute die Landesregierung Tilmann und Burgsmüller, die sexualisierte Gewalt an der staatlichen Elly-Heuss-Knapp-Schule in Darmstadt zu untersuchen. Dort sind von 1961 bis 1994 mindestens 35 Schüler missbraucht worden.
Mitglieder der unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs, darunter Barbara Kavemann, sagen, ihre Mitstreiterin Tilmann habe nicht nur ihre große juristische Kompetenz eingebracht, sondern auch ihre Herzlichkeit und Zugewandtheit, Verständnis und Empathie für Betroffene. gha