Hessen: Praktikum statt Schule

Gewerkschaft und Handwerk fordern Hilfe für Jugendliche bei der Berufsorientierung. Wegen Corona fallen Messen und Praktika oft aus.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die hessischen Handwerkskammern wollen gemeinsam die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Ausbildungsmarkt mildern. Dazu solle es ein neues „Praktikumsfenster“ zur Berufsorientierung geben. Im zurückliegenden Jahr gab es corona-bedingt kaum oder keine Ausbildungsmessen, Berufs-Info-Tage, Berufsorientierungsmaßnahmen und Schulpraktika. Angesichts der aktuell niedrigen Inzidenzzahlen laufen die Aktivitäten langsam wieder an. „Es braucht aber dringend ein zusätzliches Praktikumsfenster zu Beginn des neuen Schuljahres, um den Schülerinnen und Schülern Einblick in das praktische Berufsleben zu geben“, sagt Michael Rudolph, Vorsitzender des DGB-Bezirks Hessen-Thüringen.
Die Betriebe warteten dringend auf Schülerpraktikant:innen, „um ihnen die Attraktivität der handwerklichen Berufe präsentieren zu können“, so Susanne Haus, Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern. Es würden händeringend Auszubildende gesucht, um dem Fachkräftemangel entgegenzusteuern.
Haus und Rudolph fordern die hessische Schulverwaltung auf, für Schülerpraktika ein neues Zeitfenster anzubieten. „Bei allem Verständnis für die Anstrengungen zum Aufholen von Unterrichtsinhalten darf die Berufsorientierung nicht vergessen werden“, mahnt die Präsidentin.
Michael Rudolph erinnert daran, dass Betriebe, die ihre Ausbildung fortführten und die Auszubildenden und Ausbilder nicht in Kurzarbeit schickten, über das Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ Förderung beantragen können. Fortführung und erfolgreicher Abschluss der Ausbildung habe oberste Priorität. Wir sind uns mit der Wirtschaft einig, dass wir keine Corona-Berufsabschlüsse wollen, die Azubis auf ihrem künftigen Berufsweg beeinträchtigen“, so Rudolph. pgh